Mannheim. „Wenn wir uns vorher hätten testen müssen, würden wir hier jetzt nicht sitzen.“ Die Aussage der beiden Studentinnen, die sich in einem Eiscafé auf den Planken mit einem Eisbecher erfrischen, steht stellvertretend für das, was eine Vielzahl von Gästen der Gastronomie seit Mittwoch empfindet. Weil zuvor fünf Tage in Folge die Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 lag, wurde die Testpflicht in der Außengastronomie aufgehoben. Gäste müssen sich jetzt nur noch mit ihren Kontaktdaten registrieren.
Die Folge: „Man kann sich jetzt wieder spontan auf einen Kaffee verabreden und muss nicht überlegen, ob man noch schnell einen Test bekommt“, sagen die jungen Frauen, die ihren Namen nicht nennen wollen, übereinstimmend. Der Eindruck, dass dank der Neuregelung Café- und Restaurant-Besuche wieder attraktiver geworden sind, täuscht nicht. Ob auf dem Marktplatz, den Planken oder anderswo in der City: In allen Cafés und Restaurants, in denen man draußen sitzen kann, sind die Außenplätze am Freitagnachmittag gut belegt. Schon am Mittwoch- und Donnerstagabend war es in manchen Lokalen schwierig, noch einen Platz zu bekommen.
„Wie Sand im Getriebe“
Einige Gastronomen bestätigen den Eindruck, dass der Wegfall der Testpflicht einen positiven Effekt hat. „Absolut, ja“, sagt Dario Fontanella, und vergleicht die Situation zuvor mit einem „stotternden Motor“. „Das war, wie Sand im Getriebe zu haben. Jetzt ist es viel entspannter und viel einfacher zum Arbeiten.“
Regeln in Handel und Cafés
- Bei einer Inzidenz unter 35 reicht in der Außengastronomie eine Registrierung per App oder Zettel. Die drei G (getestet, genesen, geimpft) müssen nicht mehr nachgewiesen werden.
- Im Innenbereich von Bars, Cafés oder Restaurants sind die drei G dagegen – zusätzlich zur Registrierung – weiterhin erforderlich.
- Im Einzelhandel gilt: In Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmetern darf ein Kunde pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche, für die darüber hinausgehende Fläche ein Kunde pro 20 Quadratmeter. Das gilt nicht für den Lebensmitteleinzelhandel.
- In Läden, die kleiner als zehn Quadratmeter sind, darf nur ein Kunde.
- Der Zutritt muss gesteuert werden, Warteschlangen sind zu vermeiden.
Zugute kommt die Lockerung besonders den Betrieben in der Innenstadt, die neben Stammgästen auch Laufkundschaft bewirten. „Es kommen auf jeden Fall wieder mehr Gäste“, bestätigt Tingkham Thanasak, Inhaberin von „Mémoires d’Indochine“. „Und sie sind glücklich, dass sie mal wieder Essen gehen dürfen.“ Ohne die Testpflicht sei die Spontanität zurückgekehrt, „darüber freuen sich die Gäste.“ Mit den ersten Tagen seit der Wiedereröffnung ist sie „einigermaßen zufrieden“. Doch sie registriert auch: „Die Gäste haben noch viele Fragen zum Ablauf“, etwa, wie viele Personen aus verschiedenen Haushalten an einem Tisch sitzen dürfen. In einem Punkt sind sie noch zurückhaltend, sagt Thanasak: „Viele haben noch Hemmungen, drinnen Platz zu nehmen.“
„Insgesamt ganz zufrieden“ mit dem Wiederbeginn ist Christian Oberthür vom Restaurant „Zum Schwarzen Adler“. Allerdings mache es keinen großen Unterschied, dass die Testpflicht aufgehoben wurde, „wir haben nicht so viel Laufkundschaft“, erklärt der Inhaber. Aufgrund der verschiedenen Regelungen in den drei Bundesländern der Region müsse man den Gästen immer noch einige Regeln erklären.
Dass es indes manche Gäste mit den Bestimmungen nicht so genau nehmen, ist Dario Fontanella aufgefallen: „Sie fragen uns, warum sie sich registrieren müssen, obwohl sie das in anderen Lokalen nicht mussten“, berichtet er und beklagt: „Es ist irritierend, wie leichtsinnig manche Gastronomen sind.“ Fast sieben Monate habe man schließen müssen, das habe vielen Wirten fast die Existenz gekostet. „Viele denken, Corona ist vorbei“, schildert er seine Beobachtungen aus der Innenstadt.
„Da verhalten sich Gäste, als wäre nichts gewesen. Das macht mir persönlich Angst. Es wäre schön, wenn die Gastronomen das ernst nehmen und konsequent die Regeln einhalten.“ Auch dem Autor dieser Zeilen ist aufgefallen, dass Gäste in manchen Lokalen Tische eigenmächtig zusammenstellen. Die Redaktion erreichten zudem Hinweise, wonach Gäste ohne Registrierung per App oder Zettel bewirtet wurden.
Handel registriert Zuwachs
Der Einzelhandel wiederum profitiert seit einer Woche davon, dass Kundinnen und Kunden sich vor dem Einkauf nicht mehr anmelden oder registrieren müssen. „Der Wegfall des Nachweises eines der drei G (Anmerkung: genesen, getestet, geimpft) ist enorm wichtig“, sagt Hendrik Hoffmann, Geschäftsführer von Q 6/Q 7. „Seitdem stellen wir einen enormen Frequenzschub im Quartier und in der City fest.“ Das Feedback der Gäste und Kunden sei positiv. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wieder mehr Leute kommen“, bestätigt Natascha Rude von Leder Rude, „die Registrierungspflicht war definitiv ein Hindernis.“ Auch, dass jetzt wieder mehr Kunden ins Geschäft dürfen, sei eine Erleichterung. Obwohl keine Pflicht mehr besteht, würden sich immer noch viele per App registrieren.
Für zwei Kundinnen auf den Planken sind die Lockerungen ganz entscheidend: „Ich habe extra gewartet, bis die Testpflicht fällt“, sagt eine Frau aus Dudenhofen, die eine Tasche mit neuer Sommerkleidung trägt. Eine Kundin aus Mannheim hat sich ebenfalls neu eingekleidet und pflichtet ihr bei: „Wenn ich mich hätte anmelden müssen, wäre ich heute nicht gekommen.“
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