Mannheim. Die traurige und unerwartete Nachricht hatte das Mannheimer Polizeipräsidium bereits am Dienstagabend bekommen. Am Mittwochvormittag wurde sie dann veröffentlicht: Polizeipräsident Siegfried Kollmar ist im Alter von nur 62 Jahren überraschend gestorben, „nach einer geplanten Operation“, wie es in der Mitteilung heißt. „Die Beschäftigten des Polizeipräsidiums sind tief betroffen vom Tod ihres Dienststellenleiters. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.“ Kollmar hinterlässt seine Frau und seine erwachsene Tochter.
Siegfried Kollmar war seit 2021 Mannheimer Polizeipräsident
Der gebürtige Heidelberger war 1979 in die Polizei eingetreten und seit 2021 Polizeipräsident des Mannheimer Präsidiums. Er trat die Nachfolge von Andreas Stenger an, der an die Spitze des baden-württembergischen Landeskriminalamts wechselte. Zu seinem Amtsantritt sagte Kollmar in einem Interview dieser Redaktion über sein Polizeiverständnis: „Hohe Präsenz, Bürgernähe und Ansprechbarkeit sind unsere Kernpunkte - und mir ein persönliches Anliegen.“
Schwierige Momente in Siegfried Kollmars Amtszeit
In Kollmars Amtszeit fielen unter anderem der Amoklauf an der Heidelberger Universität und zwei tödliche Polizeieinsätze: Zum einen starb im Mai 2022 nach Gewalteinwirkung durch einen Beamten ein psychisch kranker Mann auf dem Mannheimer Marktplatz. Zum anderen wurde kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres ein mit einem Messer bewaffneter - ebenfalls psychisch kranker - Mann im Mannheimer Stadtteil Schönau von der Polizei erschossen.
Der Polizeipräsident lebte mit seiner Familie seit Langem in Schwetzingen. Sein großes Hobby war der Fußball, er war Anhänger vom FC Bayern München. Kollmar war selbst viele Jahrzehnte als Spieler und Trainer eine feste Größe auf den Sportplätzen in der Region - unter anderem beim FV 08 Hockenheim und der SG Oftersheim. Auch Teams der SG Heidelberg-Kirchheim und von Rot-Weiß Rheinau trainierte er. Außerdem fungierte der Polizist als Coach, wenn seine Kollegen zu Freundschaftsspielen mit Beamten anderer Polizeidienststellen antraten.
Kollmar, der gerne in Hagnau am Bodensee immer im gleichen Hotel mit Blick aufs Wasser Urlaub machte, hatte eigentlich schon das Pensionsalter erreicht, seine Dienstzeit aber freiwillig verlängert. Im Sommer nun wollte er in Pension gehen. Für die Zeit danach hatte er bereits konkrete Pläne. An seinem Wohnort Schwetzingen kandidierte er für die Freien Wähler für den Gemeinderat und war auch als Kandidat für den Kreistag nominiert.
Das sagen Innenminister Thomas Strobl und OB-Christian Specht
„Die Polizeifamilie in Baden-Württemberg nimmt Anteil an seinem plötzlichen Tod“, erklärte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) in einer Mitteilung. „Siegfried Kollmar war ein Polizist mit Leib und Seele, geradlinig, ein Macher, der anpackt und nach vorne denkt, ein Polizist, der sich immer für seine Polizei eingesetzt hat.“
Die Karriere von Siegfried Kollmar
- Siegfried Kollmar wurde 1961 in Heidelberg geboren und trat 1979 in Bruchsal in den Polizeidienst ein.
- Nach Stationen bei der Kriminalpolizei in Heidelberg und Mannheim wurde er 2014 Leiter der Kriminalpolizeidirektion und vier Jahre später stellvertretender Polizeipräsident. Im August 2021 trat er dann die Nachfolge Andreas Stengers als Chef des für Mannheim und Heidelberg zuständigen Polizeipräsidiums an.
- Die Behörde mit etwa 2650 Mitarbeitern ist für rund eine Million Einwohner in Mannheim und Heidelberg sowie im Rhein-Neckar-Kreis zuständig. Das Polizeipräsidium unterhält 17 Polizeireviere, 27 Polizeiposten und ein Autobahnpolizeirevier – es gehört zu den größten des Landes.
Persönlich betroffen zeigte sich auch Christian Specht (CDU). Kollmar sei eine „enge, vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat immer sehr wichtig“ gewesen, sagte Mannheims Oberbürgermeister, der vor seiner Wahl Sicherheitsdezernent war. „So haben wir gemeinsam die aktuelle Sicherheitslage in der Stadt im Auge behalten und wichtige Projekte wie die umfassende Sicherheitspartnerschaft mit dem Land Baden-Württemberg auf den Weg gebracht.“
Ähnlich äußerte sich auch Spechts Nachfolger als Sicherheitsbürgermeister, Volker Proffen (CDU). Kollmar, der auch Co-Vorsitzender des Vereins Sicherheit in Mannheim (SiMa) war, habe die Sicherheit der Stadt maßgeblich mitgeprägt und gestaltet. „Ihm war stets wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger zusammenstehen, einander helfen, Demokratie und Toleranz leben, sich wertschätzen und vertrauen können.“
Als „Musterbeispiel für einen bürgernahen und integren Polizisten, dem wir in Heidelberg viel zu verdanken haben“, bezeichnete Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner Kollmar. „Wir verlieren einen herausragenden Polizisten - vor allem aber auch einen besonderen Menschen.“
Trauer bei den Polizei-Gewerkschaften
Frank Raisig, der Kreisvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Mannheim, nannte Kollmar eine „polizeiliche Spitzenkraft“, die „leider viel zu früh abgerufen“ worden sei. „Wir alle hätten ihm noch viele Jahre im Ruhestand gegönnt.“ Man werde ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Die Begegnungen mit Kollmar seien stets geprägt gewesen „von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung“. Bei der letzten Personalversammlung im Präsidium habe die DPolG Kollmar ausdrücklich dafür gelobt, „wie er sich Hass und Hetze gegenüber Polizeibeschäftigten in seinem Polizeipräsidium entgegengestellt hat“. Siegfried Kollmar habe „klare Kante gegen jegliche Vorverurteilung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezeigt“.
Auch die andere Interessenvertretung, die Gewerkschaft der Polizei (GdP), trauert „um einen gradlinigen, streitbaren und verlässlichen Polizeipräsidenten“, wie es in einer Mitteilung heißt. Der Mannheimer GdP-Vorsitzende Thomas Mohr kannte Kollmar nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren in dessen unterschiedlichen dienstlichen Funktionen. „In den jeweiligen Rollen waren wir nicht immer einer Meinung“, so Mohr am Mittwoch. „Dennoch pflegten wir einen respektvollen und sachorientierten Umgang.“ Die Nachricht von Kollmars Tod mache ihn „betroffen und fassungslos“.
Vizepräsidentin Ulrike Schäfer übernimmt bis auf Weiteres die Leitung
Das Präsidium wird jetzt bis auf Weiteres Vizepräsidentin Ulrike Schäfer leiten. Die Chefin der Kriminalpolizeidirektion ist seit Dezember 2021 Kollmars Stellvertreterin. Die 56-Jährige war zuvor unter anderem bei den Präsidien in Ludwigsburg und Karlsruhe sowie im Innenministerium und im Staatsministerium in Stuttgart.
Von Dezember 2020 bis Mai 2021 leitete sie dort den Koordinierungsstab Corona, ehe sie zur hiesigen Kriminalpolizeidirektion kam. Kollmar selbst lobte Schäfer bei deren Ernennung zu seiner Stellvertreterin nicht nur als „herausragende Kennerin der Kriminalistik“. Sie verfüge auch „über eine große Expertise in allen allgemeinpolizeilichen Themenfeldern sowie über enorme Führungsqualitäten“.
Die Stelle an der Spitze des Polizeipräsidiums wird nach dem Tod Kollmars nun neu ausgeschrieben. Über die Besetzung entscheidet das Innenministerium.
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