Ausschuss für Sicherheit und Ordnung - Siegfried Kollmar stellt sich Fragen der Stadträte / Beamte erhalten psychologische Hilfe / Migrationsrat berichtet über Ängste

Nach tödlichem Polizeieinsatz: Polizeipräsident will mit Hinterbliebenen sprechen

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Lisa Uhlmann
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Stellte sich Fragen der Stadträte: Polizeichef Siegfried Kollmar. © Sebastian Gollnow/ dpa

Mannheim. Nach dem Polizeieinsatz mit tödlichen Folgen in Mannheim wird die Familie des Verstorbenen beim voraussichtlichen Prozess als Nebenkläger auftreten. Das hat Polizeipräsident Siegfried Kollmar im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung bekannt gegeben. Kollmar erklärte, dass er mit dem Rechtsanwalt der Angehörigen telefoniert habe. Sollte es zu einem Prozess kommen,  will der Polizeipräsident danach den Kontakt zur Familie des Verstorbenen sowie das Gespräch suchen.

Im Ausschuss betonte Kollmar erneut, dass man weiterhin transparent und umfangreich den Fall aufklären wolle und alle Konsequenzen aus dem möglichen Fehlverhalten der Beamten gezogen werden. Auch deshalb habe er die beiden Beamten suspendiert. Eine Suspendierung könne aber nur erfolgen, „wenn das Ziel die Entlassung ist“, so Kollmar. „Die Marschrichtung ist klar: Wenn sich der Verdacht erhärten und bestätigen würde, werden Sie bei uns nicht mehr froh“, sagte Kollmar. Den Beamten habe es den Boden unter den Füßen weggerissen, sie werden von einer Psychologin betreut.

Migrationsbeirat Emir Delalic, der ebenfalls im Ausschuss sitzt, gab nach der Ansprache des Polizeipräsidenten zu bedenken, dass der Vorfall bei vielen Migranten etwas ausgelöst habe. „Die Angst, wegen seiner Herkunft oder seines Aussehens vorverurteilt zu werden, sitzt tief“, sagte Delalic. Den Migrationsbeirat hätten nach dem Polizeieinsatz unzählige Mails und Anrufe von besorgten Mannheimern und Mannheimerinnen mit Migrationsgeschichte erreicht. Viele seien sehr besorgt. „Grund dafür ist auch der Ort, an dem sich der Vorfall ereignet hat. Der Migrationsbeirat ist gerne für Gespräche und Zusammenarbeit bereit“, erklärte Delalic. Denn der Tatort liegt mitten im multikulturellen Herzen von Mannheim, besonders die türkische Gemeinde ist hier stark vertreten.

Polizeipräsident Siegfried Kollmar zeigte sich verwundert über die Ängste der Migranten, schließlich stehe man im engen Kontakt zur islamischen Gemeinschaft, würden 25 Prozent der Polizisten selbst einen Migrationshintergrund besitzen. Kollmar signalisierte trotzdem Gesprächsbereitschaft. Während Stadträtin Christina Eberle (Grüne) anmahnte, diese Sorgen ernst zu nehmen, entgegnete Stadtrat Thomas Hornung (CDU): Wenn man diese Diskussion führen wolle, müsste man sowohl die Angst der Migranten betrachten, ungerecht von der Polizei behandelt zu werden. Aber man dürfe auch mögliche Vorurteile und eine Ablehnungshaltung der Migranten gegenüber Polizisten nicht außer Acht lassen.

Sicherheitsdezernent Christian Specht (CDU) erklärte daraufhin, dass dies der falsche Anlass sei, um darüber zu diskutieren, ob die migrantische Bevölkerung ein Problem mit der Polizei habe oder umgekehrt – so entstehe ein völlig falscher Eindruck, der nicht zutreffend sei. Auch die Sicherheitsbefragung habe keine strukturelle Angst in der Bevölkerung vor der Polizei festgestellt.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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