Innenstadt

Thalia geht weg, Motel One ist da: Das tut sich rund um den Mannheimer Paradeplatz

Der Buchhändler Thalia hat kürzlich angekündigt, seine Filiale an Mannheims wichtigstem Platz zu schließen. Wir erklären, was in den anderen Gebäuden am Paradeplatz passiert - und was noch geplant ist

Von 
Timo Schmidhuber und Kai Plösser
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Mannheim. Am Mannheimer Paradeplatz wird ab kommendem Frühjahr ein Laden frei. Die Buchhandelskette Thalia wird ihre dortige Filiale auf drei Etagen schließen und sich künftig auf ihren Standort auf den Planken konzentrieren. Wir blicken aus diesem Anlass auf die Gebäude rund um Mannheims wichtigsten Innenstadt-Platz. Was hat sich dort zuletzt getan? Und was ist noch geplant?

Das Mannheimer Stadthaus in N1 soll zum Rathaus umgebaut werden. © Thomas Tröster

Stadthaus in N 1

Das Stadthaus in N 1 ist das prägendste und gleichzeitig umstrittenste Gebäude am Paradeplatz. In nächster Zeit wird an dem Bau wohl erst mal alles so bleiben, wie es ist. Denn die Pläne für das Stadthaus, das der Stadt Mannheim und dem Unternehmen Diringer&Scheidel (D&S) gemeinsam gehört, sind eher langfristiger Natur.

Eigentlich hätten die beiden Eigentümer die Immobilie am liebsten abgerissen - auch weil das den Angaben zufolge wirtschaftlicher gewesen wäre als die dringend nötige Sanierung. Doch das Landesamt für Denkmalpflege stufte das Stadthaus als „aussagekräftiges Kulturdenkmal der 1980er Jahre“ und damit als schützenswert ein. In seiner letzten Sitzung unter der Leitung von Peter Kurz als Oberbürgermeister im Juli beschloss der Gemeinderat deshalb, dass die Stadt mit D&S einen Planungsprozess starten soll. Das Ziel: Das Stadthaus zum Rathaus umzubauen, in dem dann - neben dem bisherigen Rathaus in E 5 - Büros der Verwaltung untergebracht werden sollen. Darunter möglicherweise auch das des Oberbürgermeisters sowie von drei Dezernenten.

Bis dahin wird es aber noch etwas dauern - als Zeithorizont einer Umsetzung hatte Kurz damals „Ende des Jahrzehnts“ genannt. Auch mögliche Kosten sind noch völlig unklar. Und bevor die Pläne umgesetzt werden, muss auch entschieden sein, dass der geplante Neubau für die Stadtbücherei kommt. Denn die befindet sich derzeit noch im Stadthaus.

Für das Mannheimer Sparkassen-Gebäude in D 1 ist ein Neubau mit sieben Etagen vorgesehen. © Timo Schmidhuber

Sparkasse in D 1

Auch das Sparkassen-Gebäude in D 1 ist sanierungsbedürftig, auch hier sei ein Neubau unterm Strich wirtschaftlicher - deshalb hat sich die Sparkasse Rhein Neckar Nord dafür entschieden. Vorgesehen ist - so hieß es bei der Vorstellung der Pläne im Mai 2021 - ein Neubau mit insgesamt sieben Etagen. Es soll „ein Ort der Begegnung“ werden, in dem sich nicht nur Räume der Bank befinden, sondern auch ein Café und Handelsflächen im Erdgeschoss sowie eine Lounge oder ein Restaurant auf dem Dach, wie Sparkassen-Chef Stefan Kleiber damals erläuterte.

Nach dem aktuellen Stand des Projekts gefragt, erklärt ein Bank-Sprecher, man warte derzeit auf die Genehmigung des Bauantrags, den man bereits Ende 2022 bei der Stadt eingereicht habe. Mit Blick auf die Baupreissteigerungen müsse „der ursprünglich gesetzte Kostenrahmen zumindest überprüft und wahrscheinlich neu kalkuliert werden“, so der Sprecher weiter. Die Ideen eines „Ortes der Begegnung“ präferiere die Sparkasse nach wie vor. „Ob sie nach der Neukalkulation sinnvoll sind oder ob wir Alternativen erarbeiten werden - das wird sich zeigen.“ Einen konkreten Zeitplan könne die Bank „aufgrund dieser Sachlage“ aktuell nicht nennen.

Was auf Thalia im Gebäude C 1 in den Mannheimer Quadraten folgt, ist noch nicht bekannt. © Timo Schmidhuber

Thalia-Filiale in C 1

Was in dem Gebäude in C 1 auf den Buchladen folgt, ist derzeit zumindest in der Öffentlichkeit unklar. Bislang ist es dieser Redaktion nicht gelungen, Kontakt zum Vermieter der Immobilie herzustellen. Ganz so leicht dürfte es aber nicht werden, einen Thalia-Nachfolger zu finden. Denn irgendwann in naher Zukunft soll ja das benachbarte Sparkassen-Gebäude abgerissen werden - was für potenzielle Mieter natürlich mit Beeinträchtigungen verbunden sein wird. In den oberen Stockwerken des Thalia-Gebäudes befinden sich Wohnungen.

Im Mannheimer Postgebäude in O 2 eröffnete 2023 Motel One. © Timo Schmidhuber

Postgebäude in O 2

Wie das Stadthaus steht auch das Postgebäude in O 2 aus den 1950er Jahren unter Denkmalschutz. Den Umbau hat es aber schon hinter sich, im Frühjahr eröffnete dort die weltweit aktive Hotel-Kette Motel One ihre erste Filiale in Mannheim mit mehr als 340 Zimmern. Damit ist es das größte Hotel in der Stadt. Der Bar- und Loungebereich in der vierten Etage ist öffentlich zugänglich.

Motel One ist Mieterin des Gebäudes, Eigentümerin ist die Immobilien-Investmentgesellschaft Wolf Mannheim S.a.r.l. mit Sitz in Luxemburg, die auch verantwortlich für den Umbau war. Auch die Post ist weiter Mieterin, hat ihre Fläche aber deutlich reduziert und ist jetzt von der Kunststraße aus erreichbar. Auf der Paradeplatz-Seite des Postgebäudes hat sich eine Filiale der Kette Sausalitos angesiedelt, wo es Cocktails und mexikanisches Essen gibt. Das Restaurant hat meistens erst abends geöffnet, ist dann aber sehr gut besucht.

Darüber hinaus befindet sich auch noch ein Döner-Imbiss in dem Gebäude. Die Gastro-Fläche rechts neben dem Motel-One-Eingang, wo früher das Fontanella-Eiscafé war, steht dagegen nach wie vor leer.

Die Galeria Kaufhof Filiale im Manneimer Quadrat P 1 bleibt weiterhin geöffnet. © Timo Schmidhuber

Galeria Kaufhof in P 1

Das Kaufhaus in P 1 am Paradeplatz hat auch die - innerhalb von nicht einmal drei Jahren - zweite große Runde von Filialen-Schließungen beim Kaufhauskonzern Galeria überstanden. Das sorgte im März dieses Jahres für große Erleichterung in Mannheim. Der Chef der Werbegemeinschaft City, Lutz Pauels, betonte aber schon damals, dass diese Entscheidung nichts daran ändere, dass in den Standort investiert werden und man das Haus auf Vordermann bringen müsse.

Eine Anfrage dieser Redaktion an Galeria, ob Investitionen ins Haus geplant seien und wenn ja welche, blieb unbeantwortet. Die zweite einstige Mannheimer Kaufhof-Filiale einige hundert Meter Luftlinie entfernt ist dagegen längst Geschichte. Im Oktober 2020 hatte Galeria sein Kaufhaus in N 7 in der Kunststraße geschlossen. Diringer&Scheidel kaufte das Gebäude und riss es bis aufs Erdgeschoss ab. Über dem Erdgeschoss will D&S einen Neubau errichten. Im Großteil des Gebäudes sind Wohnungen vorgesehen, aber auch Büro- und Praxisflächen. Ins Erdgeschoss zieht ein Rewe-Markt.

Die Verkaufsfläche von C&A im Mannheimer Quadrat D 1 wurde reduziert. © Timo Schmidhuber

C&A-Gebäude in D 1

Das Modeunternehmen C&A hat seine Verkaufsfläche in D 1 am Paradeplatz zuletzt deutlich reduziert. Nach einem Umbau war die modernisierte Filiale im Mai vergangenen Jahres wiedereröffnet worden. Statt wie früher 10 000 Quadratmeter gibt es jetzt noch 5500, auf vier Etagen. Die beiden obersten Geschosse des Gebäudes hat C&A aufgegeben - dort sind nun Teile des Fachbereichs Arbeit und Soziales der Stadt Mannheim sowie ein Zahnarztzentrum eingezogen.

Das sagt der Mannheimer Handelsvertreter Lutz Pauels

Lutz Pauels, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft City, ist mit der Entwicklung am Paradeplatz unterm Strich zufrieden. Das bedeutet aber nicht, dass er nicht noch Wünsche hätte. Das Motel One im alten Postgebäude ist aus seiner Sicht „eine absolute Bereicherung“. Er hofft, dass in die noch leerstehende Fläche im Erdgeschoss ein attraktives Gastro-Angebot einzieht, das auch Außengastronomie auf dem Platz bietet. Pauels selbst weiß nach eigenen Angaben allerdings nicht, was dort geplant ist. Auch dieser Redaktion ist es bislang nicht gelungen, einen Kontakt zum Eigentümer Wolf Mannheim S.a.r.l herzustellen.

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Von „Sausalitos“ wünscht sich der Werbegemeinschaft-Chef, dass das Restaurant „gerade im Sommer“ bereits nachmittags öffnet und die Möglichkeit der Außengastronomie stärker nutzt. Vom geplanten Sparkassen-Neubau erhofft sich Pauels nicht nur, dass er tatsächlich zum „Ort der Begegnung“, sondern auch dass er architektonisch „ein Blickfang“ wird. Gerne auch mit Elementen, die die Themen Nachhaltigkeit und Klima aufnehmen - wie zum Beispiel eine Fassadenbegrünung.

Wenn das Stadthaus irgendwann einmal umgebaut wird, dann ist aus Sicht von Pauels unbedingt eine bessere Anbindung des Gebäudes an den Platz nötig - etwa durch eine Verkehrsberuhigung der zwischen den beiden Flächen verlaufenden Straße. (mit cs, wam und pwr)

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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