Paradeplatz - Stuttgarter Planer hat Architektenwettbewerb für Neubau in D 1 für sich entschieden / Begrünter Innenhof und begrüntes Staffelgeschoss

Sparkasse plant eine „Stadtoase“

Von 
Peter W. Ragge
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Die Fassadenfarbe ist noch nicht endgültig: Entwurf für den Neubau der Sparkasse Rhein Neckar Nord am Paradeplatz, von N 1 aus gesehen. © Sparkasse/Steimle Architekten

Ein Café im Erdgeschoss an der Ecke zu C 1 ist ebenso vorgesehen wie eine Lounge oder ein Restaurant im Dachgeschoss. „Vielleicht wird es auch eine Art Kaufmannsclub, da werden wir uns noch Gedanken machen“, kündigte Stefan Kleiber an. Jedenfalls solle der Neubau der Sparkasse Rhein Neckar Nord in D 1 am Paradeplatz nicht nur eine Filiale oder ein Bürohaus, sondern „ein Ort der Begegnung“ werden, versprach der Vorstandsvorsitzende.

2019 hatte die Sparkasse entschieden, das von 1953/54 stammende Haus in D 1 abzureißen. Eine Sanierung werde „viel teurer als ein Neubau“ und wäre daher „wirtschaftlich nicht darstellbar“, so Kleiber damals. Wegen der prominenten Lage des Grundstücks schrieb die Sparkasse aber einen Architektenwettbewerb aus.

Der hatte „ein unglaublich gutes Niveau“, so Klaus Elliger, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung der Stadt und Mitglied der Jury. Von den 20 Einsendungen von Architekturbüros aus ganz Deutschland habe man nicht eine in der ersten Runde ausgeschieden und lange gerungen. Schließlich sei die Anforderung hoch: Die äußere Kubatur des Neubaus stand fest, da er sich an den umliegenden Gebäuden orientieren muss. „Er soll sich in das Ensemble am Paradeplatz einfügen, etwas Besonderes sein, aber nicht der größte Hecht im Karpfenteich“, umschrieb es Elliger, denn eine zu spektakuläre Architektur wäre sonst eine Hypothek für die irgendwann anstehende Neubebauung des Quadrats N 1. „Das muss weiter die erste Geige am Platz spielen“, so Elliger.

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Aus seiner Sicht fiel die – einstimmige – Wahl der Jury „auf eine sehr zukunftsträchtige Arbeit“. Sie stammt vom Stuttgarter Architekturbüro Thomas Steimle, der in Mannheim auch gerade das neue SWR-Studio an der Friedrich-Ebert-Straße baut. Einen Neubau am Paradeplatz zu errichten, sei „eine ganz spannende Aufgabe, weil es ja ein sensibler Stadtraum ist“, freute er sich, dass er den Zuschlag erhielt.

„Stadtoase“ hat er seinen Neubau für die Sparkasse genannt, der fünf Stockwerke und ein Staffelgeschoss umfasst. Dieses Staffelgeschoss soll einen Grüngürtel erhalten, das Gebäude einen Innenhof mit durchgehend begrünter Fassade.

Schlingpflanzen an der Fassade

Blick von oben auf den geplanten Neubau: Zu erkennen ist der Innenhof, der begrünt sein soll. © Steimle Architekten BDA / Visualisierung: VIZE

„Schlingpflanzen an Rankseilen, die aus bewässerten Pflanztrögen wachsen“ sieht sein Konzept für die Innenseite vor. Dieses Grün soll man auch von der Kundenhalle im Erdgeschoss aus sehen. Hier sind aber neben den Servicebereichen der Sparkasse auch ein Café, Einzelhandel und ein „Eventbereich“ vorgesehen. Zum Paradeplatz gliedern Pfeiler die Fassade, wobei deren Farbgebung noch nicht endgültig entschieden ist – im Entwurf verwendete er die Farbe von rotem Sandstein, wie man es vom Schloss oder der Unteren Pfarrkirche kennt. Der Bau soll aus Recyclingbeton und Holz bestehen, schließlich lege er auf „Nachhaltigkeit und ressourcenschonendes Bauen“ großen Wert, so Steimle.

Bau-Geschichte der Sparkasse

Die 1822 gegründete Stadtsparkasse Mannheim residierte ab 1913 zunächst in A 1, 2-3 im 1873 bis 1875 gebauten und 1881 erweiterten, vierstöckigen Stadtpalais von BASF-Gründer Friedrich Engelhorn.

Er wurde im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört und bis 1954 von der Sparkasse genutzt. 1961 folgte der Abriss des prachtvollen Neurenaissancegebäudes, um Platz für den modernen Neubau des Landgerichts von Helmut Striffler zu schaffen.

Für die Stadtsparkasse entstand 1953 bis 1954 in D 1, 1-3 nach den Plänen von Karl und Wilhelm Schmucker (Mannheim) sowie Josef Bischof (Frankfurt) ein Neubau.

Er erhielt zunächst eine helle Außenwand aus Putz und Kalkstein, durch pfeilerartige Vorsprünge gegliedert.

1971 gab es einen Wettbewerb für einen grundlegenden Umbau, den Helmut Striffler gewann. Seither ist die helle Kalksteinfassade mit glatt poliertem roten Granit und Edelstahlprofilen repräsentativer verkleidet worden, Fenster erhielten dunkle Spiegelglasflächen. Anfang der 1980er Jahre gab es innen eine Sanierung mit Umbau der Kundenhalle. pwr

Das war auch Kleiber wichtig: „Wir wollen extrem nachhaltig und CO2-neutral bauen“, hatte die Sparkasse vorgegeben. Dennoch steigt die Fläche, von derzeit 8800 Quadratmeter auf 14 400 Quadratmeter. Dabei will die Sparkasse nicht alles selbst nutzen, sondern zudem vermieten. „Zukunftsfähig und flexibel“ nannte Holger Würk, Geschäftsführer DAL Bautec, der den Wettbewerb betreute, als weitere Anforderung des Konzepts. Schließlich sei unklar, wie sich die Situation der Kreditinstitute oder der Bedarf an Büroarbeitsplätzen entwickele, so Würk.

Laut Klaus Elliger sind auch diese Anforderungen erfüllt. „Es ist eine sehr zukunftsträchtige Arbeit“, so der oberste Stadtplaner. „Sehr zufrieden mit dem Ergebnis“ äußerte sich ebenso Baubürgermeister Ralf Eisenhauer. Der Paradeplatz erfahre eine „große Aufwertung“ durch ein attraktives Gebäude, das „nicht mit der Vergangenheit und der Umgebung bricht“, lobte Eisenhauer.

Dieses Haus der Sparkasse soll komplett abgerissen werden. © Thomas Tröster

Wenn in einem Jahr die Baugenehmigung vorliegt, kann der Abriss beginnen. „Vielleicht sind wir in drei Jahren fertig, vielleicht auch in vier – von heute an“, wollte sich Kleiber nicht festlegen. Für die derzeit noch 120 in D 1 tätigen Mitarbeiter gebe es mehrere Ersatzflächen. So hat die Sparkasse bereits das Gebäude D 2, 5-8 gekauft und dorthin erste Abteilungen umgesiedelt.

Noch völlig unklar sind laut Kleiber die Kosten des Neubaus. Zuletzt waren mal 30 bis 40 Millionen Euro genannt worden. „Wir müssen jetzt mal kalkulieren, das kann man noch nicht seriös sagen, das wäre Glaskugel“, so der Vorstandsvorsitzende. Aber wegen der günstigen Zinsen falle es der Sparkasse derzeit leicht, das Projekt zu finanzieren.

Redaktion Chefreporter

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