Sport

Tauziehen in Mannheim: „So eine coole WM hatten wir noch nie“

Organisatoren und Stadt Mannheim ziehen ein positives Fazit der Weltmeisterschaft am Alsenweg. Die Stadtverwaltung erklärt außerdem, wann in dem Stadion wieder Fußball gespielt werden kann

Von 
Sebastian Koch
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An vier Tagen standen Sportlerinnen und Sportler aus unterschiedlichen Nationen und Kontinenten am Alsenweg am Tau. © Thomas Tröster

Mannheim. Sie haben Wort gehalten: Wenige Tage vor den Tauzieh-Weltmeisterschaften haben der Vorsitzende des Deutschen Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verbandes, Peter Bräuninger, und Sportdirektor Corsin Wörner angekündigt, dass vom Rasen im Stadion am Alsenweg nach den Wettkämpfen nicht mehr viel übrig sein wird. Es ist also keine Überraschung, dass Anfang der vergangenen Woche tiefe Furchen im einstigen Grün das Bild in dem Stadion geprägt haben, in dem sonst die älteren Jugendteams des SV Waldhof Fußball spielen. Bis das wieder möglich ist, wird es nun noch ein paar Wochen dauern. Organisatoren und Stadt ziehen aber dennoch ein durchweg positives Fazit der Tauzieh-Weltmeisterschaften. Fragen und Antworten dazu.

Dort, wo vom 5. bis 8. September am Tau gezogen worden ist, sind nun nur noch tiefe Furchen im Rasen zu sehen. © Bernhard Zinke

Wie viele Menschen haben die Weltmeisterschaft zwischen 5. und 8. September besucht?

Sportdirektor Wörner freut sich im Gespräch mit dieser Redaktion über mehr als 9000 Zuschauerinnen und Zuschauer, die zwischen Donnerstag und Sonntag voriger Woche zum Alsenweg kamen. Unmittelbar vor der Weltmeisterschaft hatten die Organisatoren auf 5000, vielleicht 10 000 Fans gehofft. „Am Samstag und am Sonntag war die Tribüne total voll und die Stimmung top“, sagt Wörner. Zwar habe man auf dieses Ergebnis gehofft, dennoch seien die Organisatoren „positiv überrascht“ gewesen. „Tauziehen hat in Deutschland noch nie so viel Aufmerksamkeit bekommen wie während der WM in Mannheim.“

Haben die Organisatoren Kritik an den Tagesticketpreisen von bis zu 19 Euro am Wochenende wahrgenommen?

Grundsätzlich könne man die „ganz wenige“ Kritik zwar nachvollziehen, die den Verband erreicht habe. Man habe im Vorfeld Preise von vergleichbaren Sportveranstaltungen in und um Mannheim herum analysiert und sich an diesen orientiert. „Man darf nicht vergessen, dass es eine Weltmeisterschaft war“, sagt Wörner. „Auch im Nachgang unserer Weltmeisterschaften finden wir deshalb, dass der Ticketpreis für diesen großartigen Sport mehr als gerechtfertigt war, zumal der Zuschauer täglich zwischen zehn bis zwölf Stunden besten Leistungssport erleben konnte.“ Ob mit günstigeren Preisen noch mehr als 9000 Besucher hätten erreicht werden können, hänge von mehreren Faktoren ab. Einerseits hätten günstigere Preise eine größere Zahl anziehen können, vor allem Familien und preissensible Zielgruppen. „Andererseits muss man den organisatorischen Aufwand und die gebotene Wertigkeit des Sports berücksichtigen.“

Welches sportliche Fazit zieht Wörner aus Sicht der Deutschen?

Ebenfalls ein „extrem positives“. Deutschland hat insgesamt vier Medaillen in allen Farben gewonnen und ist im Schwergewicht Weltmeister geworden. Bei der letzten Weltmeisterschaft waren es insgesamt nur zwei Medaillen. „Viel wichtiger für uns ist aber, dass wir alle drei Qualifikationen für die World Games geschafft haben“, sagt Wörner. Die Nationalmannschaften der Männer 640 Kilogramm, Frauen 500 Kilogramm und Mixed 580 Kilogramm können also für die Spiele 2025 in China planen, bei denen Sportart vertreten sind, die nicht zum Olympischen Programm zählen. Die Qualifikation für die World Games war im Vorfeld von Verband und Athleten als Ziel für die Weltmeisterschaft ausgerufen worden und hatte Halbfinalteilnahmen vorausgesetzt.

Welches Fazit zieht die Stadt?

Neben dem sportlichen Erfolg der deutschen Mannschaften freut sich Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) darüber, dass die Wettbewerbe „sehr viele“ begeistert hätten. „Mehrere Tausend Menschen aus zahlreichen Ländern der Welt waren über viele Tage Gäste in unserer Stadt und in der Region“, sagte Eisenhauer dieser Redaktion. Christian Förster, Leiter der Tourist Information, erklärte, die Weltmeisterschaften seien auch touristisch und kulturell ein großer Gewinn gewesen, was sich auch am Infostand der Stadt im Stadion gezeigt habe, wo man „zahlreichen“ Besucherinnen und Besucher in den Pausen zum Besuch der Stadt habe raten können.

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Bürgermeister Eisenhauer: „Wir haben gezeigt, dass Mannheim ein verlässlicher Partner für erfolgreiche sportliche Großveranstaltungen ist.“ Durch den neuen Rasen, der im Stadion am Alsenweg nun verlegt werde, und die Ertüchtigung des Heinrich-Pesch-Weges habe auch die Infrastruktur von der WM profitiert.

Verschwindet Tauziehen nun wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung?

Das zu verhindern und den Schwung der Weltmeisterschaft mitzunehmen, seien die Aufgaben für die kommenden Monate, sagt Wörner. Das sei zwar ein schwieriges Unterfangen. Allein durch zahlreiche eigene, während der Weltmeisterschaft entstandene Beiträge könnten sich Fans in den nächsten Wochen aber noch auf Eindrücke von den Wettbewerben freuen. „Uns ist bewusst, dass der Erfolg wieder verpufft, wenn wir jetzt wochenlang nichts mehr von uns hören lassen“, weiß der Sportdirektor, der sich bei zahlreichen Helfern und für die Unterstützung der Vereine bedankt. „Wir alle sind von morgens bis abends an unser Limit gegangen.“ In der Region ist der ASV Ladenburg eine Anlaufstelle für am Tauziehen Interessierte. „Viele Athletinnen und Athleten haben uns Organisatoren gesagt: ,So eine coole WM hatten wir noch nie“, sagt Wörner.

Und wann wird am Alsenweg wieder Fußball gespielt?

Laut Stadtverwaltung sollen die Bauarbeiten in dieser Woche beginnen. „Die Ausführung ist witterungsabhängig, doch bei günstigem Wetter sind wir optimistisch, dass im Frühjahr auf neuem Grün gespielt werden kann“, erklärt eine Sprecherin.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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