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Bei der Tauziehen-WM macht Mannheim als Austragungsort eine gute Figur

Die Messlatte für Mannheim als Austragungsort der Tauziehen-WM lag hoch. Doch Mannheim muss sich nicht verstecken. Die Stimmung ist top - und im Finale der deutschen Mannschaft gegen das Baskenland fiebern alle mit

Von 
Christian Gerards
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Vor großer Kulisse muss sich die deutsche Herren-Nationalmannschaft im Tauziehen bis 560 Kilogramm dem Baskenland geschlagen geben. © Christian Gerards

Mannheim. Jeden Schritt in die richtige Richtung bejubelt die große Mehrheit der Zuschauer auf der Tribüne im Stadion am Alsenweg: Die deutsche Herren-Nationalmannschaft im Tauziehen bis 560 Kilogramm müht sich am Samstagmittag im Finale der Weltmeisterschaften in Mannheim gegen das Baskenland. Auch wenn sie am Ende in zwei Durchgängen unterlegen ist, tut das der guten Stimmung keinen Abbruch.

Auf der Tribüne werden etliche schwarz-rot-goldene Fahnen geschwenkt, als die von Martin Schindler angeführte Mannschaft unter dem Applaus der Zuschauer geschlagen den Rasen verlässt. Mitunter laufen die Tränen bei den acht Sportlern, die am Tau gestanden haben. Die anderen deutschen Tauzieher, die in Mannheim im Einsatz sind, aber auch diejenigen anderer Nationen stehen auf dem Weg hin zum deutschen Pavillon Spalier und gratulieren zur Silbermedaille.

Organisator Wörner: „Es stehen alle hinter dem deutschen Team“

„Schönes Stadion, Top-Stimmung, viele Fans. Es ist alles gut organisiert, obwohl das bestimmt sehr anstrengend war. Es gibt hier nichts auszusetzen“, sagt Schindler zur Atmosphäre im Stadion. Der Jubel bei jedem guten Schritt weg von dem Punkt, über den die gegnerische Mannschaft gezogen werden muss, habe noch einmal Ansporn gegeben, alles aus sich rauszuholen: „Dann will man ums Verrecken gewinnen“, betont Schindler. Trotz des verlorenen Finales sei es ein gutes Turnier für die Mannschaft gewesen. Deswegen werde auch noch gefeiert. Wenig später hält er ein kühles Blondes in der Hand und stößt mit seinen Teamkollegen an.

Die deutsche Herren-Nationalmannschaft bei der Tauzieh-WM in Mannheim. © Christian Gerards

Derweil dreht Chef-Organisator Corsin Wörner vom Deutschen Rasenkraftsport- und Tauziehverband (DRTV) seine Runden durch das Stadion am Alsenweg und blickt zufrieden auf das, was hier seit Donnerstag abgeht: „Absolut cool. Man hat Gänsehaut pur, wenn man vor einem Finale auf der Tribüne sitzt“, sagt er. Er habe gehofft, dass die Stimmung so gut werde. Aber: „Es hätte keiner gedacht, dass sie so gut ist. Es stehen alle hinter dem deutschen Team. Das macht total Spaß.“

Tauzieh-WM wird 2026 in Südafrika ausgetragen

Die Atmosphäre könne es mit der Weltmeisterschaft des vergangenen Jahres in der Schweiz, in der das Tauziehen mitunter (noch) einen anderen Stellenwert als in Deutschland genießt, locker aufnehmen: „Die Latte lag schon hoch. Wir müssen uns aber nicht verstecken. Die Stimmung ist mindestens genauso gut – wenn nicht sogar besser“, betont Wörner. Er habe das im Tauziehen-Sport in dieser Form noch nicht erlebt – „und es gibt ganz viele, die mir das auch schon gesagt haben“.

Damit ist die Messlatte für die kommende Weltmeisterschaft im Jahr 2026 in Südafrika in jedem Fall schon einmal recht hoch gelegt. In der Regenbogennation, so berichtete es Südafrikas Frauen-Nationaltrainerin Melanie Botha am Mittwoch beim Begrüßungsfest auf den Kapuzinerplanken, habe das Tauziehen dem Nationalsport Rugby mitunter schon den Rang abgelaufen. Ob von der WM in Mannheim in Deutschland auch ein kleiner Hype ausgehen wird?

Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft der Tauzieher absolvieren beim Training zum WM im Mannheimer Stadion am Alsenweg. © Uwe Anspach/dpa

Viele Zuschauer sind laut Wörner aus Tauzieh-Vereinen zur WM nach Mannheim gekommen. Am Absatz der Tageskarten sei aber zu erkennen, dass sich die großflächige Werbung in der Quadratestadt gelohnt habe: „Wir haben schon in den vergangenen Wochen vor der WM gemerkt, dass der Vorverkauf richtig gut läuft.“ Kein Wunder also, dass mehrere tausend Menschen die Wettbewerbe an den vier Tagen anschauen. Nach der Faustball-WM im vergangenen Jahr zeigt Mannheim einmal mehr, dass die Stadt ein idealer Austragungsort für Großveranstaltungen nicht nur für die arrivierten Sportarten ist, sondern auch für die vermeintlichen Randsportarten.

Der Zuschauerandrang ist größer als erwartet

Während seine Teamkollegen am frühen Samstagabend im letzten Vorrundenduell gegen Belgien um den Gruppensieg bei den Mixed-Mannschaften bis 560 Kilogramm kämpfen, steht Thomas Wegmann am Rand und genießt beim Blick auf sein Team auch die Atmosphäre: „Wenn die Stimmung von der Tribüne auf den Rasen herüberschallt, dann gibt das die Extra-Prozent, die man braucht“, sagt er. Viel mehr will er gar nicht sagen, denn er möchte sich sofort wieder mit der Mannschaft, die gerade vom Platz kommt, auf das nächste Duell vorbereiten – schließlich geht es dann um die Frage, ob es an diesem Abend noch um Gold oder doch lediglich um Bronze geht. Und beim Tauziehen geht es Schlag auf Schlag. Der Unterhaltungsfaktor ist dadurch recht hoch.

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Dass der Zuschauerzuspruch mitunter von den Logistikern im Vorfeld nicht unbedingt erwartet worden war, ist am frühen Samstagabend durchaus zu erkennen: An der Wurstbude gibt es die Pommes nicht mehr einzeln, sondern nur noch im Gedeck, etwa mit einer Brat- oder Currywurst. Es muss also rationiert werden. Ketchup ist gar nicht mehr zu bekommen. Wenn das Essen zur Neige geht, ist das eigentlich immer das Zeichen, dass der Andrang größer ist als erwartet. Und das spricht neben der Stimmung auf der Tribüne ebenfalls dafür, dass die Entscheidung, die WM nach Mannheim zu geben, genau die richtige war.

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