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SWR sendet Doku über Mannheimer Messerattacke

Rund sechs Wochen nach der Messerattacke, nach der der Polizist Rouven Laur starb, zeigt der SWR eine Dokumentation, die die Hintergründe der Tat beleuchtet. Auch die Familie des getöteten Polizisten kommt darin zu Wort

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Florian Dürr
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Kerzen und Blumen liegen am Maktplatz an der Trauerstelle für den getöteten Polizisten. © Uwe Anspach / dpa

Mannheim. Am Tag vor der schrecklichen Tat Ende Mai sitzt Familie Laur noch gemeinsam im Garten, zu Hause in Neckarbischofsheim, einer Kleinstadt im Rhein-Neckar-Kreis. Es ist der 30. Mai, Fronleichnam. Rouven Laur, der Sohn der Familie und Polizist, unterhält sich mit seiner Schwester Fee Vogt über seinen Einsatz am nächsten Tag im rund 60 Kilometer entfernten Mannheim: Dort soll er zusammen mit seinen Polizeikollegen eine Kundgebung der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) auf dem Marktplatz sichern.

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„Er hat sehr viel darüber erzählt“, erinnert sich seine Schwester in einer Doku, die am Donnerstagabend im SWR ausgestrahlt wurde. Er müsse dort die Meinungsfreiheit verteidigen, auch wenn er die Position der Bewegung nicht teile. „Und er hat gesagt, dass sie mit Tumult rechnen, weil es eben sehr provokativ ist, so eine Kundgebung auf dem Marktplatz zu machen“, berichtet Vogt. So wie die Schwester erzählt, wirkt es fast so, als hätte Rouven Laur eine böse Vorahnung gehabt.

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Am nächsten Tag stürmt ein mutmaßlich islamistischer Täter die Veranstaltung mit einem Messer, sticht auf mehrere Menschen ein, darunter das BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger. Rouven Laur greift ein, wird selbst attackiert und erliegt im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. „Wir waren in der Klinik die ganze Zeit alle bei ihm“, erzählt Vogt. Die Familie gibt sich gegenseitig Halt, begleitet Rouven Laur bis zum Schluss. Jetzt richten sie den Blick auch in die Zukunft, erwarten von der Politik Konsequenzen: „In Deutschland läuft was nicht richtig, es muss sich was ändern“, sagt Mutter Petra Laur. Ihr Sohn habe gesagt, im Grundgesetz stehe eigentlich alles drin für ein „gutes Miteinander“. Daran müssten sich alle halten, jeder habe die gleichen Rechte und Pflichten. „Asylsuchende, wenn sie hierherkommen, genauso“, sagt sie. Der Mann, der ihren Sohn tötete, ist ein vor zehn Jahren abgelehnter Asylbewerber aus Afghanistan. „Ich weiß nicht, wo man ansetzen muss, vielleicht bei der Migrationspolitik“, sagt sie.

Rouven Laur hatte ein Arabisch-Buch auf dem Esstisch

Ihrem Sohn ist es immer wichtig gewesen, Menschen zu integrieren. Und auch er selbst machte Schritte auf diejenigen zu, mit denen er noch nicht auf Deutsch kommunizieren konnte: „Als wir in seine Wohnung hereingekommen sind, war das Erste, was wir gesehen haben, dass auf seinem Esstisch das aufgeschlagene Arabisch-Buch lag“, erzählt Rouven Laurs zweite Schwester Eve Laur. Sie hoffe, dass das Attentat auf ihren Bruder nicht in Vergessenheit gerät - und Veränderungen anstößt.

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Der SWR-Film beleuchtet die Hintergründe der Tat und fragt, wie Polizisten, Gesellschaft, aber auch die Familie des getöteten Polizisten mit den Folgen umgehen. Der Autor Edgar Verheyen hat Hintergründe zum Attentäter, einem 25-jährigen Afghanen aus Heppenheim, recherchiert, und mit Experten über die Frage gesprochen, welche Gefahren von der gewaltbereiten islamistischen Szene ausgehen. Er hat in einer Polizeischule angehende Polizistinnen und Polizisten dabei begleitet, wie sie sich auf Angriffe vorbereiten. Der 45-Minuten-Beitrag ist in der SWR-Mediathek verfügbar.

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