Kommentar Nach der Trauerfeier muss Mannheim zur Ruhe kommen!

Mit einer Trauerfeier haben Tausende Abschied von Rouven Laur genommen. Die Zeremonie sollte Anlass sein, in den nächsten Tagen zur Ruhe zu kommen. Auch aus Respekt vor den Angehörigen Rouven Laurs, kommentiert Sebastian Koch

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Sebastian Koch
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Mannheim. Mit einer Trauerfeier haben Tausende Abschied von Rouven Laur genommen. Die würdevolle, ergreifende Zeremonie hat vieles über den Polizisten verraten, der auf dem Mannheimer Marktplatz getötet worden ist. In Reden wurde das Bild eines interessierten jungen Mannes gezeichnet, der mit feinem Humor gleichermaßen Familienmensch wie ambitionierter Polizist war und für seine Ideale eingestanden ist. Das macht das Geschehene und die Ungerechtigkeit dahinter nicht einfacher zu ertragen. Macht es noch schwieriger, Worte dafür zu finden.

Mannheim hat Abschied von Rouven Laur nehmen dürfen. Das muss die Stadtgesellschaft nun auch als Chance begreifen, um nach aufwühlenden Wochen zur Ruhe zu kommen.

Trauerfeier muss Anlass zum Innehalten sein

Die Trauerfeier muss Anlass zum Innehalten sein. Bei allen berechtigten Fragen, die politisch und gesellschaftlich beantwortet werden müssen, sollte es der Anstand verbieten, nach Kommunal- und Europawahl mit markigen Sprüchen in den nächsten Tagen politisch Kapital aus dem Attentat schlagen zu wollen. Dass dies vor den Wahlen geschehen ist, ist bereits unerträglich gewesen. Und nach allem, was man über Rouven Laur weiß, wäre das auch nicht in seinem Interesse gewesen.

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Die Zeit zum Innehalten benötigt auch Rouven Laurs Familie. Man kann sich nicht vorstellen, welche Last sie stemmen muss. Wie schwer ist es, Sohn und Bruder in diesem Alter, auf diese Weise zu verlieren? Von der Anteilnahme von Freunden und Kollegen bis hin zum Bundespräsidenten, dazu etliche Talkshows, die Rouven Laurs Tod thematisiert haben: Wie viel muss die Familie aus dem beschaulichen Neckarbischofsheim über diesen Verlust hinaus bewältigen? Wie schwer muss es sein, wenn der Tod eines Angehörigen, der bis dahin keine Person des öffentlichen Lebens war, überall in der Republik thematisiert wird?

Wirkliche Trauer konnte da keinen Platz finden. Diesen muss die Familie nun bekommen. Auch deshalb ist es an der Zeit, ein paar Tage zur Ruhe zu kommen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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