Fußball - Sportbürgermeister Eisenhauer lehnt im Namen der Stadt Neubau im Bösfeld ab / CDU-Fraktionschef Kranz fordert ergebnisoffene Prüfung

SV Waldhof: Stadt Mannheim erteilt Stadion-Neubau Absage

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Steffen Mack
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Die Heimspielstätte des SV Waldhof Mannheim: das Carl-Benz-Stadion. © Bernhard Zinke

Mannheim. Für die hartgesottensten Fans scheint der Fall klar. Beim Heimspiel des SV Waldhof gegen Türkgücü München hielten Ultras auf der Osttribüne Plakate hoch, auf denen „Kein Bock auf Bösfeld“ stand. Vornehmer formuliert, aber ähnlich klar hat jetzt Bürgermeister Ralf Eisenhauer im Sportausschuss des Gemeinderats die Haltung der Stadt zu diesem Thema ausgedrückt.

„Als Sportbegeisterte freuen wir uns gemeinsam über den Erfolg“ der Blau-Schwarzen, so der Sozialdemokrat. Doch auch wenn der angepeilte Zweitliga-Aufstieg eine weitere Modernisierung des Carl-Benz-Stadions erforderlich machen sollte und auch so zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur – wegen neuer gesetzlicher Vorgaben im Lärmschutz – nötig seien, wolle die Stadt den bisherigen Standort erhalten. Ein Neubau auf einer unbebauten Fläche komme nicht in Frage. Zur Begründung verwies Eisenhauer auch auf die umwelt- und klimapolitischen Ziele der Kommune.

CDU-Fraktionschef Claudius Kranz hatte sich in einer Ende August kurz aufgeflammten Stadiondebatte klar für einen Neubau im Bösfeld ausgesprochen. Damit seien „riesige Stadtentwicklungschancen“ verbunden. Würde der aktuell südlich des Neckarufers vom SV Waldhof und weiteren Sportvereinen genutzte Bereich frei, könne direkt neben dem Luisenpark ein hochwertiges Wohngebiet entstehen.

Einst gebaut für die 1. Fußball-Bundesliga

Dem Bau des 1994 fertig gestellten Carl-Benz-Stadions gingen lange politische Diskussionen und gerichtliche Auseinandersetzungen voraus.

Zum Schutz der Anwohner in Neuostheim und in der Oststadt galten anfangs rigide Auflagen für Abend- und Sonntagsspiele. Im Laufe der Jahre wurden die Regeln gelockert.

Geplant hatten die Blau-Schwarzen ihr Stadion noch zu Erstliga-Zeiten (1983 bis 1990), um ihre Bundesligaspiele nicht mehr in Ludwigshafen austragen zu müssen. Die Spielstätte des Vereinsgeländes am Alsenweg nutzten sie am Ende zwar ebenfalls, doch die war dauerhaft zu klein. Bei Fertigstellung des Carl-Benz-Stadions spielte der SV Waldhof dann allerdings bereits wieder in Liga zwei.

Erstliga-Fußball war in dem Stadion dennoch ein halbes Jahr lang zu sehen: Die TSG Hoffenheim trug hier nach ihrem Aufstieg 2008 in der Hinrunde ihre Bundesliga-Heimspiele aus, weil die Arena in Sinsheim noch nicht fertig war.

Finanzierung über Mäzen?

Für die Finanzierung des neuen Stadions schlug Kranz ferner ein Modell wie seinerzeit bei der SAP Arena vor. Die war zunächst von Mäzen Dietmar Hopp bezahlt worden, die Stadt musste das Geld erst nach und nach an ihn zurückgeben.

Auf Anfrage kritisiert Kranz nun, Eisenhauer habe das Thema im Sportausschuss „einfach so unangekündigt vom Tisch wischen wollen“. Er erwarte von der Stadt jedoch, dass sie die möglichen Optionen für das Carl-Benz-Stadion – also sowohl eine Modernisierung am bisherigen Standort als auch einen Neubau im Bösfeld – ergebnisoffen prüfe und dann darüber im Detail informiere. Im Sportausschuss zeigten sich einige zwar überrascht, dass der Bürgermeister diesen nicht auf der Tagesordnung stehenden Punkt ansprach. Kritik an seiner Haltung wurde aber nicht geäußert.

Holger Schmidt von der Mannheimer Liste fragte jedoch unter Verweis auf den von der CDU gestellten Ersten Bürgermeister Christian Specht, ob Eisenhauer hier wirklich für alle Dezernenten spreche – was dieser bejahte. Christdemokratin Katharina Funk wünschte sich demnächst eine ausführliche Diskussion über im Carl-Benz-Stadion nötige Umbauten. Dafür warb auch Stefan Höß von der SPD. Er bezeichnete die Bösfeld-Idee als „Sommerloch“-Debatte. Vertreter anderer Fraktionen äußerten sich dazu nicht beziehungsweise fehlten entschuldigt.

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SPD warnt vor Schnellschuss

Später forderten die Sozialdemokraten in einer Pressemitteilung ebenfalls eine gründliche Prüfung der Stadion-Frage. „Das Letzte, was wir bei einem so wichtigen Thema brauchen, ist ein Schnellschuss“, so Fraktionschef Thorsten Riehle. Gleichwohl spricht er sich für eine erste Entscheidung darüber aus, ob das Bösfeld als Standort für ein neues Stadion oder gar einen ganzen Sportpark überhaupt in Frage komme. „Damit geben wir den Vereinen zumindest die Planungssicherheit, die sie brauchen.“

Südlich des Neckars haben neben dem Carl-Benz-Stadion auch der VfR Mannheim, der FC Türkspor und die Baseball-Tornados ihre Sportplätze. Zudem ist da auch der Reiterverein untergebracht. Auch aus diesen Vereinen gibt es immer wieder Klagen über beengte Verhältnisse und Modernisierungsbedarf. Die jeweiligen Interessen gelten jedoch als sehr unterschiedlich. Und bei einem Neubau im Bösfeld stünde auch wieder eine Feldhamster-Debatte an. Dort wurde nach der Errichtung der SAP Arena eine neue Population der Spezies angesiedelt.

SVW-Geschäftsführer Markus Kompp zeigt sich auf Anfrage von Eisenhauers Aussage überrascht. Bevor er diese kommentiere, wolle er jedoch erst ein internes Gespräch mit den Verantwortlichen suchen.

Sören Runke vom Fan-Dachverband PRO Waldhof sagt dem „MM“, er sehe die Stadiondebatte relativ ergebnisoffen. Gegen einen Neubau im Bösfeld spreche, „dass dort sonst so gar nichts ist“. Dagegen habe sich das Carl-Benz-Stadion als Standort bewährt. Es gibt aber auch Fans, die eine ganz klare Meinung haben – „kein Bock auf Bösfeld“ eben.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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