Mannheim. Der vollgesperrte Mannheimer Fahrlachtunnel wird deutlich später wieder geöffnet als bislang geplant. Das erklärte die zuständige Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) am Dienstag. Demnach soll der Tunnel im „ersten Quartal 2023“ teilgeöffnet werden. Bislang hatte die Stadt geplant, den Tunnel im Rahmen einer sogenannten Notertüchtigung im dritten Quartal dieses Jahres zunächst für Pkw in beiden Richtungen auf jeweils einer Spur zu öffnen. Das soll nun bis 31. März 2023 geschehen.
Wegen „allgegenwärtiger Verzögerungen in den Lieferketten“ komme es zur Verschiebung, erklärte Pretzell. Der Tunnel sei diesbezüglich „ein Abbild der weltpolitischen Lage“. Die am Projekt Beteiligten seien auch „nicht Herr der weltpolitischen Lage“, sagte die Grünen-Politikerin. „Wir werden aber alles daran setzen, den Tunnel zur Bundesgartenschau zu eröffnen.“
Der 1994 fertiggestellte Tunnel verbindet die östlich von Mannheim verlaufende B 38a mit der nach Ludwigshafen führenden B 37 im Westen. Wegen Mängeln wurde am 18. Juni 2021 jeweils eine Spur in beide Richtungen gesperrt. Am 3. August folgte die komplette Sperrung.
"Bislang kein Verkehrschaos"
Alex Stork, Abteilungsleiter im Rathaus für Ingenieurbau und Straßentechnik, erklärte, dass die im November gemachten Brandrauchversuche die Defizite des Tunnels „deutlich gezeigt“ hätten. Insgesamt 15 Einzelgewerke arbeiteten nun daran, diese Mängel zu beheben. „Gerade im elektronischen Bereich bekommt man momentan keine verbindlichen Zusagen hinsichtlich der Lieferungen.“ Weil zudem bis zu 4500 Meter Kabel erneuert werden müssten, wirke sich auch der Krieg in der Ukraine auf die Arbeiten in Mannheim aus. Etwa bei Kabeln sei die Ukraine für Deutschland der drittgrößte Lieferant außerhalb der EU, informierte Alexandre Hofen-Stein, Projektkoordinator Fahrlachtunnel der Stadt. Nach dem Überfall auf die Ukraine komme es auch hier zu Lieferschwierigkeiten.
Mögliche Auswirkungen auf den Verkehrsversuch in der Innenstadt schloss Pretzell aus. „Die Schließung des Tunnels hat bislang kein großes Verkehrschaos verursacht“, sagte sie. Der Tunnel sei zudem bereits geschlossen gewesen, bevor der Verkehrsversuch angelaufen war.
Ursachen sind noch unklar
Tim Neugebauer vom Dezernat Sicherheit und Ordnung wies indes auf den bekannten Sachverhalt hin, dass bei der geplanten Erweiterung des Streckennetzes der Bahn zwischen Frankfurt und Basel auch der Abschnitt Mannheim-Karlsruhe berücksichtigt werde. Zwei der vier möglichen, aber keineswegs spruchreifen Güterzugtunnel-Varianten unterhalb der Stadt könnten „einen Konflikt mit dem Fahrlachtunnel auslösen“, sagte Neugebauer, der von einem Zeitraum „frühestens der 2030er-Jahre“ sprach. „Es gibt auch Varianten, die keinen Konflikt auslösen.“ Die Planungen befänden sich in einer „sehr frühen Phase“. Stadt, Bahn und Bund seien dazu bereits in Gesprächen. Pretzell erklärte, dass die Planungen der Bahn mit denen der Stadt, den Tunnel bis 2027 vollständig zu sanieren, „zusammengeführt“ werden müssten. Auf die geplante Teilöffnung 2023 haben die Planungen generell keinen Einfluss, stellten beide mehrfach klar.
Keine neuen Erkenntnisse konnten Pretzell und Hofen-Stein darüber liefern, wie und warum es überhaupt zur Schließung der Verkehrsader gekommen ist. Zwar habe man die Vorgänge „sehr weitgehend untersucht“, sagte Pretzell. „An einigen Stellen fehlt aber noch eine Nachrecherche.“ Hofen-Stein, der mit der internen Ursachenforschung beauftragt ist, erklärte, der Fokus liege nun „auf der Notertüchtigung“.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Verzögerung beim Fahrlachtunnel ist eine starke Belastung!