Mannheim. Im Sommer wurden die Feldbetten abgebaut, nun kehren sie in die Halle zurück: Um zugewiesene Geflüchtete unterzubringen, belegt die Stadt wieder die Friedrichsfelder Lilli-Gräber-Halle. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als die Halle noch provisorisch mit Betten ausgestattet war, werden nun tatsächlich Menschen dort unterkommen müssen.
Die Stadt muss in diesem Jahr rund 100 vom Land zugewiesene Geflüchtete pro Monat aufnehmen. Zuletzt war sogar von bis zu 2000 im Jahr die Rede.
Auf den Hinweis der starken Auslastung habe das Land geantwortet, dass Kapazitäten noch vorhanden seien, solange keine Hallen belegt seien, erklärt Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) am Dienstag im Gemeinderat. „Insofern ist es geradezu die Erwartung, dass wir in eine Hallenbelegung gehen.“
Vorgaben des Gemeinderats nicht zu halten
Die Stadt hatte in der Akutphase der Fluchtbewegung aus der Ukraine im Sommer oft darauf verwiesen, dass sie – im Gegensatz zu anderen Kreisen und obwohl man bei der Aufnahme Geflüchteter über dem Soll liegt – niemanden in Hallen unterbringen musste. Stattdessen hatte sie Alternativen organisiert und von der Bereitschaft der Bevölkerung profitiert, privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen.
Bis zu 200 Personen sollen nun in der Lilli-Gräber-Halle Platz finden. Bei den Geflüchteten handelt es sich nicht um Ukrainerinnen oder Ukrainern, sondern um Menschen aus aller Welt. Die Belegung sei zunächst für ein halbes Jahr vorgesehen. „Wir hoffen, dass wir die Halle dann wieder freigeben können“, sagt Kurz. Die Verwaltung hatte vergangene Woche allerdings erklärt, zur Unterbringung zwei Hallen belegen zu müssen. Welche weitere genutzt wird, ist laut Kurz noch nicht klar.
Er kündigt aber an, dass die Verwaltung „in der jetzigen Situation“ Vorgaben des Gemeinderats – etwa keine Gemeinschaftsküchen oder -Bäder sowie mindestens 15 bis 20 Quadratmeter pro Person – nicht halten könne. „Das wird nicht realisierbar sein. Wir suchen jenseits dieser Parameter nach Lösungen.“
Kritik vom Migrationsbeirat
Kritik äußert die Vorsitzende des Migrationsbeirats, Zahra Alibabanezhad Salem. Es sei „sehr enttäuschend“, dass Menschen nun in Hallen unterkommen müssten. Bereits im September hätte der Migrationsausschuss beantragt, Alternativen zu suchen. Sie erklärt, der Ausschuss habe die Verwaltung auf einen drohenden Engpass bei der Unterbringung weiterer Geflüchteter hingewiesen. Alibabanezhad Salem hatte sich deshalb gewünscht, über die Suche nach Alternativen auf dem Laufenden gehalten zu werden. Sie äußert die Hoffnung, dass sich im Laufe des Jahres Alternativen ergeben, „um von der Flucht traumatisierte Menschen unterzubringen“.
Kurz entgegnet, man könne Gremien erst informieren, wenn es seitens der Verwaltung eine Entscheidung gebe. Außerdem würden Alternativen derzeit geprüft. Insofern seien Hinweise und Vorschläge des Migrationsausschusses berücksichtigt worden und „in der Realisierung“.
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