Kommentar Bis zu 2000 Geflüchtete: Mannheim steht vor dem nächsten Kraftakt

Das Land weist Mannheim in diesem Jahr bis zu 2000 Geflüchtete zu. Weil die Kapazitäten längst ausgelastet sind, ist das für die Stadt und die Bevölkerung ist das wieder eine schwierige Aufgabe, kommentiert Sebastian Koch

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Sebastian Koch
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Mannheim. Mannheim muss bis zu 2000 Geflüchtete aus aller Welt aufnehmen, die vom Land zugewiesen werden. Man kann davon ausgehen, dass die Nachricht im Rathaus auf wenig Begeisterung gestoßen ist. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Die verhaltene Freude rührt sicher nicht daher, dass die Stadt nicht gewillt ist, Geflüchtete aufzunehmen. Die elf Monate seit Beginn des Kriegs haben das Gegenteil bewiesen. Aber die Kapazitäten sind längst ausgelastet. Dass die Verwaltung deshalb Hallen belegen muss, ist nachvollziehbar.

Trotzdem werden wohl vor allem wieder Schulen und Vereine vor Probleme gestellt. Welche Wucht die Zuweisung hat, zeigt sich daran, dass laut Stadt bislang „nur“ etwa 800 Geflüchtete in Mannheim leben, die nicht aus der Ukraine stammen. Diese Zahl wird in den nächsten Monaten nun mehr als verdreifacht.

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Auch mit Blick auf die Hallen ist es da umso ärgerlicher, dass es bei der Sanierung der früheren Landeserstaufnahmestelle, für die das Land die Verantwortung trägt, zu massiven Verzögerungen kommt. Eigentlich war man bei der Schließung 2020 davon ausgegangen, im Herbst 2022 hier wieder Menschen unterbringen zu können. Nun ist von Ende des Jahres die Rede - und selbst das ist laut Stadt nach Begehung der Baustelle „optimistisch“. Weil die Stadt wegen der Schließung kein Standort einer Landeserstaufnahmeeinrichtung mehr ist, werden ihr Geflüchtete zugewiesen.

Seit Kriegsbeginn ist der Bevölkerung vieles abverlangt worden. Dass die Verwaltung deshalb erneut zu Solidarität aufruft, ist wichtig. Schließlich kommen neben Menschen aus Afrika auch solche, die Deutschland in Afghanistan - etwa als Übersetzer für die Bundeswehr - unterstützt haben. Ob das in einer Zeit mit vielen gesellschaftlichen und finanziellen Problemen aber für Solidarität noch genügt? 2015 sind fast 15 000 Menschen in die Stadt gekommen. Damals hat es zur Unterbringung freie Kasernen gegeben. Die gibt es nicht mehr. Verwaltung und Gesellschaft steht der nächste Kraftakt bevor.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts