Mannheim. Noch liegt er in der Luft, der angenehme Geruch von frischem Holz. Wie lange der sich hält? Das wird sich zeigen, wenn in B6 im wahrsten Sinne des Wortes Leben einkehrt. Hier, mitten in den Quadraten, umgeben von Gebäuden der Universität, ist ein Heim entstanden, in dem Studentinnen und Studenten im Grunde genommen auf dem Campus wohnen. Gerade für die etwa 2500 Internationalen an der Universität, die das gewohnt sind, sei das wichtig, erklärt Rektor Thomas Puhl.
Es ist ein besonderer Tag für das Studierendenwerk. Zum einen gibt es ab 1. Oktober fast 200 zusätzliche Wohnplätze – die die Stadt dringend benötigt. Zum anderen soll die Eröffnung nach Willen des Geschäftsführers des Studierendenwerks, Peter Pahle, nur ein Anfang sein: Weitere Wohnplätze sind in Planung.
Auch mit Stolz präsentiert das Studierendenwerk auf einer Tafel im Eingangsbereich die Vorzüge: Energie-effizient soll der Bau sein – und viele ansprechen. So gibt es neben Einzel- und Doppelzimmern auch solche, die barrierefrei sind. Schon im Dezember, verrät Puhl, wird das erste Baby im Wohnheim erwartet – das sollen die werdenden Eltern bei der Anmeldung für eines der Eltern-Kind-Zimmer angegeben haben.
Das Angebot würde die „Breite der Studierendenschaft“ repräsentieren, loben die beiden Vorsitzenden des Allgemeinen Studierendenausschusses der Universität, Nadja Fakesch und Marco Haupt, im Gespräch. „Hier werden sicher viele ein Zuhause finden, das gut zu ihrer Lebenslage passt.“ Auch Hauke Platte von der Studierendenvertretung der Dualen Hochschule sieht ein „einladendes“ Heim. „Die offene und helle Bauweise lässt die hohe Nutzungsdichte fast vergessen und schafft das Gefühl der Weitläufigkeit, aber gleichzeitig der Gemeinsamkeit.“ Der Bau trage „entscheidend zur Attraktivität des Lern- und Lehrstandorts Mannheim bei“, sagt Platte.
„Hier ist eine Stadt in der Stadt entstanden“, lobt Christian Specht die Vielfalt. Der Bau zeige die Wertschätzung, die Stadt, Studierendenwerk und Einrichtungen den Bewohnerinnen und Bewohnern entgegenbrächten. Schließlich müsse man sich in Zeiten des Fachkräftemangels bemühen, den Nachwuchs zu halten. Für Specht ist es die erste Gebäudeeröffnung als Oberbürgermeister. „Wenn ich das sehe, bereue ich, dass die Studienzeit vorbei ist.“
Subventionen zu niedrig
Alle Rednerinnen und Redner – auch Ministerialdirigent Markus Wiedemann und Beate Schücking als Präsidentin des Deutschen Studierendenwerks – thematisieren den Mangel an Wohnraum. Mannheim ist da kein gravierend negatives Beispiel, aber eben auch keines, das positiv auffällt. Und auch trotz B6 und nun etwa 3000 Plätzen in allen Anlagen erklärt die Sprecherin des Studierendenwerks, Astrid Brandenburger, dieser Redaktion: „Wir können nicht alle aufnehmen.“ Obdachlose Studentinnen und Studenten aber, von denen Schücking aus anderen Städten weiß, gebe es nicht. Für Härtefälle hält das Studierendenwerk zehn Notplätze bereit. „Die waren nie ausgebucht“, sagt Brandenburger.
Noch wirken die Zimmer steril. Es fällt aber nicht schwer, sich vorzustellen, wie hier das Studentenleben pulsiert. Teilweise kann man übrigens vom Flur durch eine Glasscheibe in die Wohnungen blicken – die Scheibe kann man aber auch verdecken. Um Blicke in gegenüberliegende Häuser zu vermeiden (und umgekehrt), sind an Fenstern Blenden angebracht, die aber nicht schaden. „Die Zimmer sind sehr schön, hell und offen“, sagen Fakesch und Haupt. Das Holz zeigt nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern sorgt für ein heimeliges, fast edles Ambiente.
Das aber hat – Stichwort: bezahlbarer Wohnraum – seinen Preis. So müssen Bewohnerinnen und Bewohner eines Doppelzimmers je 480 Euro bezahlen – für 15,4 Quadratmeter eigene Wohnfläche. Die gemeinschaftliche Fläche ist im Preis enthalten. Für ein Einzelzimmer werden 530 Euro für 22 Quadratmeter fällig – auch Eltern-Kind-Zimmer (690 Euro), Zimmer für Paare (890 Euro) und barrierefreie Zimmer (590 Euro) liegen im gehobenen Bereich.
Die Warmmiete von 530 Euro für ein Einzelzimmer sei „nicht angemessen“, sagt Fakesch. Natürlich handle es sich um einen Neubau, der auch energie-effizient sein soll. „Im Vergleich zu anderen Wohnheimen ist die Miete aber wesentlich teurer“, sagt sie und nennt auch Wohnungen der GBG, die günstiger seien, obwohl sie nicht auf die Zielgruppe ausgerichtet sind. „Der Preis ist zu hoch“, sagt Haupt. Das Problem liege nicht beim Studierendenwerk. „Im Gegenteil. Das ist sehr bemüht, die Preise im Rahmen zu halten.“ Die Subventionen seien trotz Inflation „seit Jahren nicht erhöht worden“. Angesichts dessen habe das Studierendenwerk „viel rausgeholt“ – auch bei 530 Euro. „Das Studierendenwerk versucht, im Sinne der Studierenden zu wirtschaften – am Ende muss aber gewirtschaftet werden.“
Auch Platte sieht in B6 den größer werdenden Spagat „zwischen guter Qualität zu erschwinglichen Preisen und einer grundsätzlichen Unterfinanzierung“. Umso erfreulicher seien Nachrichten, wonach „die Förderungen zumindest im Bereich Wohnraum erhöht werden und so die Differenz der Inflation abdämpfen“. Zuvor hatte Wiedemann erklärt, man nehme Hinweise „sehr ernst“, dass Zuschüsse nicht ausreichten. Das Land wisse, dass die Schere zwischen Preisen und Zuschüssen größer geworden sei. „Dem werden wir entgegenwirken.“
Für weitere Plätze plant das Studierendenwerk Wohnheime in L4 – an der Stelle des früheren „Uniclub“ – und in der Schwetzingervorstadt mit dem Neubau des Raab-Hauses. Brandenburger hofft, dass die zum Herbst-/Wintersemester 2025 fertig werden, verweist aber darauf, dass das noch „unter Vorbehalt“ stehe.
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