Mannheim. Bootsführer Sebastian Baro dreht auf. Erst gehen nur 1600 Liter pro Minute durch das Rohr, dann erhöht er auf 3000 Liter, schließlich auf das Maximum von über 4000 Litern, die durch den Bugmonitor strömen. Mit dieser großen Fontäne begrüßt die Berufsfeuerwehr mit dem Feuerlöschboot „Metropolregion“ das U-Boot U 17 im Rheinauhafen, und als der heftige Wind den Wasserstrahl verweht, entsteht sogar ein Regenbogen – was für ein schönes Symbol!
„Ein nautischer Gruß, das gehört sich so für besondere Gäste“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht, der mit an Bord des Feuerlöschboots gekommen ist. Immerhin fahre das auf einem Ponton festgezurrte U-Boot der Deutschen Marine auf seinem Weg vom Technik Museum Speyer zum Technik Museum Sinsheim nicht nur in Mannheim vorbei, die Stadt sei auch eine wichtige Zwischenstation.
U-Boot U17 wird in Mannheim gekippt - und fährt dann weiter
Im Rheinauhafen befindet sich nämlich das Schwergutzentrum der Spedition Kübler, die hier am Mittag erstmals eine eigens angefertigte Technik ausprobiert. Der stählerne 350-Tonnen-Koloss muss um 73 Grad schräg auf die Seite gekippt werden, damit das neun Meter hohe U-Boot später beim Transport auf dem Neckar nach Sinsheim unter den Brücken durchpasst. Dieser Test gelingt dem Kübler-Team auch. „Das beweist die besondere Bedeutung von Mannheim als zweitgrößtem Binnenhafen und als Drehscheibe für besondere logistische Herausforderungen“, betont Specht.
Wobei Heinz Rößler anfangs gar nicht geglaubt hat, dass er diese Herausforderung schafft. „Ich mache diesen Job schon 40 Jahre, und ich habe gesagt: Lass es!“, erinnert sich der Geschäftsführer der Spedition Kübler an das erste Gespräch mit Hermann Layher, Gründer und Präsident des Trägervereins des Technik Museums, über das U-Boot. „Aber dann haben wir trotzdem losgelegt“, sagt Rößler. Jetzt organisiert das auf Schwergut- und Sondertransporte spezialisierte Familienunternehmen das Mammutprojekt.
Transport von U-Boot U17: Erst braucht der Ponton noch mehr Tiefgang
Das Schubschiff Pieter van der Wees bringt das U-Boot mit der Schiffskennung S 196 nach Mannheim. Die Fahrt zu Tal von Speyer bis zum Großkraftwerk (GKM) geht schneller als gedacht, schon ist der Ponton mit dem per Spanngurten festgezurrten stählernen Ungetüm, 1973 gebaut und 2010 ausgemustert, im Becken 21 des Rheinauhafens angekommen. Wasserschutzpolizei, das Mehrzweckboot der Werkfeuerwehr vom Großkraftwerk, das Feuerlöschboot – alle sind da. Aber alle müssen erst mal warten.
Zunächst legt das Schubschiff in der Nähe vom GKM an. Hier muss in Hohlräume des Pontons Wasser gepumpt werden, „Tausende von Litern“, wie Rößler erläutert. Das dauert, aber nur so bekommt es so viel Tiefgang, um unter der Brücke der zweiten Hafenzufahrt sowie dem Graßmannsteg hindurchzukommen. Auf der Brücke und auf dem Steg stehen zahlreiche Zuschauer, die filmen und fotografieren, was sich da in der Nähe des historischen Pegelhäuschens tut.
OB Specht freut sich über U-Boot in Mannheim
Für die Löschboot-Besatzung ist es zunächst, wie jeden Freitag, eine Ausbildungsfahrt. Oliver Hunzinger macht gerade das Bootspatent – für ihn also eine gute Gelegenheit, mit den beiden Bootsführern Sebastian Baro und Reinhard Schlayer besondere Manöver auf dem Wasser zu üben. Schiffsbrände, etwa von einem Düngemittelfrachter, oder in Flammen stehende Schrottberge an Ufern habe er schon gelöscht, erinnert sich Baro, „aber ein U-Boot, das hatte ich noch nie als Einsatz“.
Doch für Mannheim sei es eine Ehre, das ungewöhnliche Exponat des Technik Museums zu begrüßen, betont Specht. Zudem hat gerade die Feuerwehr eine besondere Verbindung zum Technik Museum Speyer, denn 2016 hatte es das frühere, 50 Jahre alte Mannheimer Feuerlöschboot übernommen. „Sie haben es vor der Verschrottung gerettet, zeigen damit ein Stück Mannheimer Industrie-, Technik- und Feuerwehrgeschichte“, so Specht. Da das Nachfolgeboot „Metropolregion“ heiße, passe es besonders gut, dass es diese, die gesamte Metropolregion betreffende Museumsaktion begleite.
Als das Schubschiff ablegt und in das Hafenbecken einfährt, weist ihm das Feuerlöschboot zunächst den Weg und fährt voraus. Dann startet Baro die beiden Feuerlöschkreiselpumpen des Wasserwerfers, die über die Hauptmaschinen angetrieben werden, und „tauft“ quasi U 17 mit Mannheimer Wasser. Zudem schaltet er noch die Selbstschutzanlage ein, die das Löschboot – als Schutz vor Hitze oder Schadstoffen – in einen dichten Wassernebel hüllt.
Schließlich legt die „Metropolregion“ am Ponton an. „Herzlich willkommen in Mannheim“ schreibt da Specht mit Kreide an den Rumpf des U-Boots. Am Samstagmorgen startet es um 6 Uhr vom Rheinauhafen, um über Neckarspitze, Schleuse Feudenheim (etwa 8 Uhr) und Ladenburg (9.30 Uhr) Heidelberg anzusteuern, wo es mittags erwartet wird.
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