Metropolregion. Kurs auf den Kraichgau: Das ausgemusterte U-Boot U17 geht auf letzte große Fahrt – erst auf dem Fluss, dann auf der Straße. Niedrige Brücken, enge Wege, zwei Bahnstrecken – für den respekteinflößenden Stahlkoloss wird die finale Reise von Speyer nach Sinsheim zum Tauchgang in die Verwinkelungen deutscher Verkehrslandschaft. Am Sonntag, 30. Juni, geht es los. Vom 6. bis 8. Juli wird der Koloss in Heidelberg sein. Dort wird das U-Boot den ersten von mehreren Kippvorgängen erleben, mit denen es unter engen Brücken durchgefahren wird.
„Der gesamte Transport ist ein kniffliges Unterfangen“, sagt Projektleiter Michael Einkörn der Deutschen Presse-Agentur, „und eine große logistische Herausforderung“. U17 war seit 1973 im Einsatz und wurde 2010 ausgemustert. Vom Verband Deutscher Ubootfahrer bekamen die Technik Museen Sinsheim Speyer dann den Tipp. Vor mehr als einem Jahr hievte ein Portalkran dann das 500 Tonnen schwere Gefährt in Kiel auf einen Schwimmponton, seitdem nähert sich der knapp 50 Meter lange maritime Oldtimer schrittweise seinem Ziel.
U-Boot U17: Koloss auf 350 Tonnen „abgespeckt“
Tausende Schaulustige standen am Rheinufer in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und verfolgten im vergangenen Jahr den Transport des ungewöhnlichen Ausstellungsstücks nach Speyer. Im Mai 2023 kam U 17 in Speyer an. Geht alles gut, trifft die Ladung nun am 28. Juli in Sinsheim ein. Das Projekt kostet rund zwei Millionen Euro und wird überwiegend mit Spenden finanziert, erklärt Museumsleiter Andreas Hemmer.
Der spektakuläre Transport nach Sinsheim dauert Wochen. Züge müssen gestoppt und Ampeln, Oberleitungen und Leitplanken entfernt werden. Und immer wieder muss U 17 auf dem Weg zu seinem Bestimmungsort um mehr als 70 Grad gekippt werden, weil Neckar-Brücken zu niedrig, Schleusen zu eng und Wege nicht breit genug sind. „Wir manövrieren den 90 Meter langen und zehn Meter hohen Schwertransport nicht nur unter niedrigen Brücken hindurch, sondern auch durch engste Straßen des malerischen Kraichgaus“, schildert Einkörn.
Das mehrmalige Drehen gehört zweifellos zu den kniffligsten Momenten der Schlussfahrt. „Bisher wurde das Boot nur an Land gedreht. Auf dem Wasser muss die Crew nicht nur das Boot, sondern auch den Ponton im Gleichgewicht halten“, erläutert der Projektleiter. Robuste Lastverteilbänder wurden an den Koloss geschweißt – als Schoner zwischen Rollen aus Polyurethan und dem Boot. Mit den „Banderolen“ aus Stahl werden Verformungen an der Außenhaut bei der Drehung vermieden. Eine Herausforderung ist auch am 12. Juli das Abfahren vom Ponton in Haßmersheim im Neckar-Odenwald-Kreis, wenn U17 an Land geht.
In Speyer wurden in den zurückliegenden Monaten Flüssigkeiten wie Öl und Wasser entfernt, um einen sicheren und effizienten Transport zu gewährleisten. „Auch verschwanden zum Beispiel Tauchgewichte und Batterien.“ Nun wiegt das Gefährt 350 Tonnen und ist leichter für anstehende Drehungen. Die Organisatoren rechnen auch diesmal mit zahlreichen Interessierten entlang der Strecke. „Der Transport eines U-Boots ist ein seltenes und beeindruckendes Ereignis, das viele Menschen anzieht“, meint Einkörn. Feiern oder Ansprachen seitens des Museums seien unterwegs nicht geplant. „Im Vordergrund steht der sichere und effiziente Transport.“
Vom 6. bis 8. Juli Station in Heidelberg
In den darauffolgenden Tagen erfolgt die Verladung auf den Fluss-Ponton, bevor es am Freitag, 5. Juli, flussabwärts bis nach Mannheim geht. Der Schubverband erreicht Heidelberg im Laufe des Samstags, 6. Juli, und wird dort bis Montag, 8. Juli, früh festmachen. Vor der Weiterfahrt wird das U-Boot am Sonntag oder Montag auf die Seite gedreht, um die Alte Brücke passieren zu können.
Sollten sich zu viele Schaulustige am Neckarufer sammeln, wird unter Umständen die B 37 gesperrt. Seit Monaten gibt es Gespräche mit dem Museum und der Polizei, bestätigt Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg Marketing. Bevor das U-Boot am Montag unter der Alten Brücke durchbugsiert wird, wird es vor dem historischen Brückenbauwerk festgemacht und nachts beleuchtet. Ein Feuerwerk oder Ähnliches zur Begrüßung des massigen „Durchreisenden“ sei hingegen nicht geplant.
Am 8. Juli wird das U-Boot U17 dann auf dem Weg nach Haßmersheim das malerische Neckartal durchqueren. Dabei passiert es Neckargemünd, Neckarsteinach und Hirschhorn. Die letzte Etappe auf dem Wasser führt am Dienstag, 9. Juli, von Eberbach nach Haßmersheim, wo U17 schließlich am 13. Juli endgültig an Land geht.
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