Mannheim. Es wird der erste komplette Neubau einer weiterführenden Schule seit über 40 Jahren sein: Auf Spinelli soll ab der Ecke Wachenheimer Straße entlang der Rüdesheimer Straße eine voraussichtlich vierzügige Gemeinschaftsschule mit Oberstufe entstehen. Sie soll im Verbund mit anderen Maßnahmen – wie etwa zusätzlichen Zügen an der Humboldt-Werkrealschule, der Waldschule und dem Geschwister-Scholl-Gymnasium – Entlastung schaffen bei den zu erwartenden ansteigenden Schülerzahlen im weiterführenden Bereich in den kommenden Jahren.
Wie sich die Schülerzahlen entwickeln, dafür liefert Jahr für Jahr die Schulstatistik umfangreiches Datenmaterial – und damit eine Grundlage für die Planungen der Stadt. Jetzt liegt das neue Werk in gedruckter Form vor und ist auch auf den Internet-Seiten der Verwaltung abrufbar. Die Daten dafür wurden zum Stichtag 18. Oktober 2023 erhoben.
Dass die Angaben darin schnell von der Aktualität überholt werden können, zeigt sich am Beispiel Gemeinschaftsschule. Schon Anfang 2023 hatte die Stadt beim Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe den Antrag für die neue Bildungseinrichtung gestellt. Um in der Schulstatistik festzuhalten: „Mit einer Entscheidung ist vor der Sommerpause 2024 zu rechnen.“
Stadt wartet auf Entscheidung des Landes
Jetzt ist die Sommerpause fast vorüber, ohne dass die Verwaltung Nachrichten aus Karlsruhe hat. Man rechne bis Spätsommer oder Anfang Herbst mit der Zustimmung des RP. Entsprechend verzögern sich auch die weiteren Schritte. So gibt es nach wie vor keinen Bebauungsplan für das Gebiet. Der ursprünglich für dieses Frühjahr geplante Architektenwettbewerb konnte ebenfalls noch nicht starten.
Wann der Bau beginnen könnte, steht dementsprechend nicht fest. Schon Ende vergangenen Jahres war klar, dass die zunächst als Ziel ausgegebene Fertigstellung der Schule bis 2026 nicht annähernd gehalten werden kann. Mit einer Inbetriebnahme sei eher 2029 oder 2030 zu rechnen, so die Verwaltung im Dezember 2023 im Bezirksbeirat Käfertal.
Was die Entwicklung der Schülerzahlen angeht: Bei den Grundschulen zeigt der Trend schon seit gut zehn Jahren nach oben und setzt sich jetzt weiter fort – verstärkt durch ukrainische Geflüchtete und den Zuzug junger Familien in die verschiedenen Neubaugebiete. Und bei den anderen allgemeinbildenden Schulen in Mannheim kommt das so nach und nach an: Insgesamt verzeichnen die allgemeinbildenden öffentlichen Schulen in diesem Schuljahr 26 613 Schülerinnen und Schüler, das sind 110 mehr als im Jahr zuvor. Allerdings geht es in erster Linie bei den Grundschulen nach oben, mit einem Plus von 224. Die Zahl der Gymnasiasten hat dagegen um 204 abgenommen. Auch bei den beruflichen Schulen gibt es – wie schon im Vorjahr – einen leichten Rückgang.
Dieser Trend wird sich nach Einschätzung des Statistischen Landesamts in den kommenden Jahren umkehren – es rechnet landesweit gegenüber dem Schuljahr 2022/23 bis zum Jahr 2032 mit einem Anstieg um zehn Prozent im allgemeinbildenden und bis zum Jahr 2035 um neun Prozent im berufsbildenden System.
Was die nächsten Schuljahre angeht, steht die Stadt vor einigen zusätzlichen Herausforderungen. So müssen sich ab September 29 Startchancen-Schulen überlegen, wie sie mit zusätzlichem Geld von Bund und Land benachteiligte Schüler besser fördern können. Eingeführt wird außerdem nach und nach ein verbindliches Sprachfördermodell beim Übergang von der Kita in die Grundschule. Und die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums ab 2025 wird mittelfristig die Schülerzahl und damit den Raumbedarf erhöhen.
Rechtsanspruch auf Ganztag als Herausforderung
Hinzu kommt die altbekannte Herausforderung, bis zur Einführung des Rechtsanspruchs für Grundschüler im Jahr 2026 möglichst viele Ganztagsmöglichkeiten zu schaffen. Auch hier ist die Stadt mir ihren Projekten – zum Beispiel dem Neubau der Humboldt-Grundschule – im Zeitverzug. Mittlerweile sind zwölf von 34 Grundschulen – mit 28 Prozent der Kinder – im Ganztagsbetrieb, im September geht als Nummer 13 die Schillerschule in Neckarau an den Start.
Die 151 Seiten starke Schulstatistik vermittelt ein vergleichsweise aktuelles und detailreiches Bild der kommunalen Schulentwicklung. Denn sie enthält neben der umfangreichen Schülerzahlen-Auswertung eine Fülle von Daten, beispielsweise zur Beschulung von Kindern mit Förderbedarf in Regelschulen (Inklusion), zu Übergangsquoten auf weiterführende Schulen, zu Schulabgängern, zur Belegung der Betreuungsangebote, Klassenstärken, Migrationshintergrund, Sozialraumtypologie und vielem mehr.
Anders als in den Vorjahren fehlen in dem neuen Werk die derzeit noch laufenden Schulbaumaßnahmen. Wie immer enthalten sind aber umfangreiche Kontaktdaten zu den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in öffentlicher Trägerschaft und den privat geführten Schulen. Für Interessierte stehen das Werk und weitere Statistiken der Vorjahre seit dem Schuljahr 2013/14 zum Download bereit.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Tempo bei Mannheimer Schulbauten zu gering!