Betreuung

Kitas in Mannheim: Mehrere Hundert zusätzliche Plätze

Die Kürzung der Öffnungszeiten in Ganztags-Kitas und Krippen ab September stellt viele Eltern vor Probleme. Aber sie hat auch positive Seiten. Warum sich andere Eltern darüber freuen dürften

Von 
Bertram Bähr
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In den jüngsten Jugendhilfeausschuss hatte die Verwaltung auch positive Nachrichten aus dem Betreuungsbereich mitgebracht: So soll das Kinderhaus Kleine Riedstraße in der Neckarstadt-West ab September wieder von Verlängerten Öffnungszeiten in den Ganztagsbetrieb wechseln. © Christoph Blüthner

Mannheim. Eine Stunde weniger Ganztagsangebot pro Tag: Damit müssen viele Eltern ab September leben. Wie mehrfach berichtet, kürzen städtische, katholische und evangelische Kitas und Krippen ihr Angebot von 46,5 auf 41,5 Stunden wöchentlich. Das gleiche gilt für die Horte an städtischen Kinderhäusern – allerdings nicht in Horten, die an Grundschulen angesiedelt sind. Um die Ausfälle aufzufangen und Eltern zu entlasten, arbeitet die Verwaltung intensiv an einer nachmittäglichen Randzeitenbetreuung. Im Jugendhilfeausschuss am Donnerstag gab sie einen Zwischenstand. Dazu Fragen und Antworten.

Warum wollen Stadt und Kirchen die Öffnungszeiten reduzieren?

Ursache ist der große Mangel an Erzieherinnen und Erziehern. Stand Juni konnten die drei Träger in ihren rund 130 Einrichtungen etwa 160 Stellen nicht besetzen. Durch die Kürzung der Öffnungszeiten erhoffen sie sich, ab September das Platzangebot stabilisieren zu können. Ohne Stundenreduzierung, so die Argumentation, könnten im Herbst allein bei evangelischen und katholischen Einrichtungen fast 400 Plätze nicht belegt werden.

Wie wahrscheinlich ist es, dass die zusätzlichen Plätze kommen?

Die Wahrscheinlichkeit steigt, Jugendamtsleiter Peter Schäfer nannte dazu im Ausschuss Zahlen. „Konkret hat die evangelische Kirche zwischenzeitlich 195 Kinderbetreuungsplätze zusätzlich freigeben können. Das bedeutet: 195 Kinder, die zuvor unversorgt waren, haben nun einen Betreuungsplatz“, betonte Schäfer. Seitens der katholischen Kirche gebe es zwar noch keine entsprechenden Zusagen, „hier wird aber schrittweise ab September die Freigabe von 150 Plätzen erfolgen“.

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Was bedeutet Randzeitenbetreuung?

Mit der Randzeitenbetreuung soll am Nachmittag nach dem Ende der regulären (gekürzten) Betreuungszeit ein Angebot für Eltern geschaffen werden, die beruflich darauf angewiesen sind. Bewältigt werden soll es ausdrücklich nicht von pädagogischen Fachkräften, sondern zum Beispiel von Vereinen oder Elternzusammenschlüssen. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Jugendamts versucht seit einigen Wochen, bis September ein solches Angebot auf die Beine zu stellen.

Was ist bisher auf diesem Weg unternommen worden?

Zunächst hat die Stadt die betroffenen Eltern gefragt, welche Ganztags-Kernzeit sie wünschen. Die Ergebnisse liegen inzwischen vor. Bei den katholischen Einrichtungen werden die Öffnungszeiten einheitlich montags bis donnerstags von 7.30 Uhr bis 16 Uhr liegen, freitags bis 15 Uhr, teilte Schäfer mit. In 21 der insgesamt 56 städtischen Einrichtungen gilt die gleiche Kernzeit. In 28 Einrichtungen hätten die Eltern mehrheitlich eine Öffnungszeit von 8 bis 16.30 Uhr (freitags 15.30 Uhr) gewünscht. Weitere lägen uhrzeitmäßig dazwischen, während in allen evangelischen Einrichtungen der Beginn um 7.30 Uhr favorisiert wird.

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Wie sieht der Bedarf bei der Randzeitenbetreuung aus?

Das soll eine zweite Elternbefragung zeigen, die derzeit noch läuft, mit den letzten Rückmeldungen rechnet Schäfer in dieser Woche. Danach habe man einen Überblick über die konkreten Bedarfe „und somit über die Anzahl der zu betreuenden Kinder“. Für die potenziellen Träger sei es „wesentlich zu wissen, in welchen Stadtteilen welche Bedarfe an ergänzenden Angeboten in welchem Umfang nachgefragt werden“.

Was bleibt in den nächsten Wochen noch zu tun?

Es stehen vor allem konkrete Absprachen mit potenziellen Anbietern auf der Tagesordnung. In der Klärung sind außerdem versicherungs- und haftungsrechtliche Fragen. Wenn zum Beispiel eine Elterngemeinschaft in die Bresche springen möchte, braucht sie eine Organisationsform, die die Versicherung der Kinder abdeckt. Mögliche Lösungen würden derzeit diskutiert. Zu klären seien daneben „mögliche Übergabepunkte der Kinder, wenn das Angebot nicht in der gleichen Kita stattfinden kann“, so Schäfer. In der Regel solle die Randzeitenbetreuung aber „in den Einrichtungen der Träger“ stattfinden. Weil die nächste Sitzung des Fachausschusses erst Ende September ist, will die Verwaltung die Politiker zwischendurch informieren.

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Gibt es aus dem Kitabereich außerdem negative Nachrichten?

Ja. Wenig erfreulich ist nach den Worten von Bürgermeister Dirk Grunert, dass sich die Inbetriebnahme der Kita Werner-Nagel-Ring in Sandhofen, die schon längst hätte eröffnet werden sollen, weiter verzögert – unter anderem weil man manche Arbeiten mangels Firmen mehrfach habe ausschreiben müssen. Außerdem ist fraglich, ob der Naturkindergarten Gartenstadt im September in Betrieb gehen kann – weil es dort belastete Bodenproben gab.

Gibt es aus dem Kitabereich auch positive Nachrichten?

Ebenfalls ja. Im Juni ist die erste städtische Kita in Friedrichsfeld in Betrieb gegangen. Und das Kinderhaus Kleine Riedstraße will ab September von der Verlängerten Öffnungszeit zum Ganztag zurückkehren. Beides, so Fachbereichsleiter Andreas Müller, sei der „erfolgreichen Personalakquise“ zu verdanken.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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