Bildung

So wurde ein Mannheimer Gymnasium "Jugend forscht-Schule 2024"

Beim Nachwuchswettbewerb "Jugend forscht" sorgen Schülerinnen und Schüler des Ludwig-Frank-Gymnasiums seit Jahren für Erfolgsnachrichten. Jetzt gilt die Schule selbst bundesweit als vorbildlich. Das sind die Gründe

Von 
Bertram Bähr
Lesedauer: 
Keine Angst vor Ratten: Eines der „Jugend forscht“-Projekte drehte sich um das soziale Verhalten von Nagern. Die Schülerinnen Lena Heller (l.) und Lisa Weigl holten damit 2013 den Regionalsieg bei den Jüngeren in der Wettbewerbssparte Biologie. © Ludwig-Frank-Gymnasium

Mannheim. Viele finden sie eklig, die meisten halten sie für relativ intelligent. Aber dass Ratten sehr soziale Wesen sind, die schon mal selbstlos für Artgenossen auf Futter verzichten – das kommt den wenigsten in den Sinn. Dass dem so ist, konnten Lena Heller und Lisa Weigl vor elf Jahren nachweisen. Mit ihrem Projekt „Hilfsbereite Nager“ nahmen die Schülerinnen des Ludwig-Frank-Gymnasiums (LFG) beim „Jugend forscht“-Wettbewerb das Sozialverhalten der Nager unter die Lupe.

Ob eklig oder niedlich: Unumstritten ist, dass Ratten unangenehme Gerüche verbreiten. Um die Nager für ihr Projekt über längere Zeit im LFG unterbringen zu können, musste deshalb ein abgeschiedener Raum her, in dem die Tiere vor sich hin müffeln konnten. „Dafür nutzten wir im Keller des Gebäudes einen nicht mehr benötigten Toilettenraum und bauten ihn um“, fortan konnten die Nager dort in ihren Käfigen bleiben, berichtet Steffi Sprinz. Die Lehrerin zeichnet seit 2009 für die „Jugend forscht“-Aktivitäten der Schule verantwortlich, aktuell im Team mit Dennis Hoffmann und David Grünbeck.

Zwischen 2010 und 2024 insgesamt 116 Auszeichnungen

Der umgebaute Toilettenraum, der längst für andere Projekte genutzt wird, ist inzwischen einer von fünf, die im Keller des Gymnasiums ergänzend zu den eigentlichen Unterrichtsräumen für MINT zur Verfügung stehen. Hinter der Abkürzung stecken (M)athematik, (I)nformatik, (N)aturwissenschaften, (T)echnik.

Die Räume seien unter den Schülern denn auch als „MINT-Keller“ bekannt, berichtet LFG-Direktor Stefan Weirether. Mit viel Eigenarbeit seien die Zimmer umgebaut worden. Zuletzt kam 2022 das „Kreativlabor“ dazu – mit Schallschutzkabinen und Greenscreen für Videodrehs. Zur technischen Ausstattung gehören daneben 100 programmierbare Mikrocontroller, 30 progammierbare Fahrroboter, CNC-Fräse, 3D-Drucker und vieles mehr.

Mehr zum Thema

Verkehr

So geht es mit dem Radschnellweg Mannheim-Weinheim weiter

Veröffentlicht
Von
Bertram Bähr
Mehr erfahren
Bildung

Warum es in Mannheim außerschulische Lernorte geben sollte

Veröffentlicht
Von
Bertram Bähr
Mehr erfahren

Schon viel länger als das Kreativlabor genutzt wird der „Jugend-forscht“-Raum. Unter anderem hier entstehen Jahr für Jahr neue Projekte. 82 an der Zahl waren es zwischen 2010 und 2024. Für die Schülerinnen und Schüler schlugen in dieser Zeit 116 Auszeichnungen zu Buche, darunter 30 erste Plätze bei Regional- und fünf erste Plätze bei Landeswettbewerben. Im Laufe der Zeit sei die Zahl der Jugendlichen, die daran teilnehmen, erheblich gewachsen, blickt Steffi Sprinz zurück. So ging das LFG in diesem Jahr mit sieben Projekten an den Start, 2023 waren es gar zehn.

Aber das ist nicht der Hauptgrund dafür, dass das Gymnasium in diesem Jahr bundesweit einen Spitzenplatz erzielen konnte und zur „Jugend-forscht-Schule 2024“ ernannt wurde. Das LFG zeichne sich „durch ein kohärentes Konzept der MINT-Förderung“ aus, heißt es dazu in der Laudatio des Bundesfinales. Relevant war für die Jury dabei „insbesondere der innovative, eigens entwickelte Ansatz der Entdeckerschule, welcher in Klasse 9 das vernetzte und projektorientierte Lernen für alle in den Vordergrund stellt“. So beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler in vielfältiger Weise mit den Themen Biodiversität und Klimawandel (wir berichteten).

Entdeckerschul-Konzept und MINT-Aktivitäten als Grundlage

Stefan Weirether hebt hervor: „Die Motivation dafür, dass so viele bei ,Jugend forscht’ antreten, ist auf unser Gesamtkonzept zurückzuführen.“ Zu ihm gehören Aktionen wie der MINT-Adventskalender oder die Lange Nacht der Mathematik, Arbeitsgemeinschaften wie die MakerSpace AG und Exkursionen – zum Beispiel zur Kernforschungseinrichtung CERN nach Genf oder zu den Schülerlabors der BASF. All dies und vieles mehr stellte das LFG der „Jugend-forscht“-Jury beim Bundesfinale im Mai in Heilbronn in einer 90-seitigen Präsentation vor.

Diese Präsentation zu erarbeiten, sei eine echte Herausforderung gewesen, erinnert sich Stefan Weirether. Erst unmittelbar vor Beginn der Pfingstferien habe man erfahren, dass man in der Endrunde sei und damit zu den drei Schulen gehöre, die beim Bundesfinale am 30. Mai um den Titel konkurrieren sollten. Statt in der zweiten Maihälfte die Ferientage zu genießen, sei für eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen erhebliche Zusatzarbeit angesagt gewesen, blickt Weirether auf ein paar stressige Tage zurück: „Glücklicherweise waren einige von ihnen mobil erreichbar, andere hatten ihre Ferien noch nicht angetreten.“

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Auf dem Titel der Präsentation ist ein Eisberg zu sehen. Über der Wasseroberfläche: „Jugend forscht“. Aber darunter geht es erst so richtig los mit den verschiedenen MINT-Aktivitäten und dem Konzept Entdeckerschule. „Jugend forscht“, so Steffi Sprinz, sei lediglich „die Spitze des Eisbergs“. Ohne die stabile Grundlage darunter sei die oft preisgekrönte Arbeit der Nachwuchsforscherinnen und -forscher gar nicht möglich.

Das Kollegium schaffe es, „die Schülerinnen und Schüler für MINT zu begeistern“, freut sich Stefan Weirether. Das bestätigt Tom Sprinz, zusammen mit Vit Werner und Thomas Hergetz mit ihrem Klimaschutz-Projekt Albedo 2.0 (Hitzereduzierung durch weiße Dachziegel) 2024 „Jugend-forscht“-Landessieger: „An unseren Projekten arbeiten wir relativ eigenständig. Aber wenn es mal Probleme gibt, können wir unseren Betreuer fragen“, berichtet er: „Das ist ziemlich cool.“

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke