Stadtgeschichte

So feiert Mannheim das Carl Theodor-Jahr

Ein Feuerio-Fest auf den Kapuzinerplanken, ein weiteres Fest im Schloss, ein Festgottesdienst, Konzerte und Ausstellungen - das alles ist zur Erinnerung an den Kurfürst geplant, der im Dezember 300 Jahre alt würde

Von 
Peter W. Ragge
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Das Wappen von Kurfürst Carl Theodor, angebracht über dem Portal des Zeughauses, zeigt die vielen von ihm regierten Ländereien. Ein Denkmal für ihn gibt es in Mannheim nicht. © Markus prosswitz

Mannheim. Er klingt nun zufrieden. „Es läuft jetzt was“, sagt Kulturbürgermeister Thorsten Riehle erleichtert, „und davon wird sicher ganz viel sehr gut“, ist er überzeugt. Denn ab September begeht Mannheim auch mit großen öffentlichen Veranstaltungen das Carl-Theodor-Jahr. Es soll an den 225. Todestag und den 300. Geburtstag des von 1742 bis 1778 im Mannheimer und im Schwetzinger Schloss regierenden Kurfürsten erinnern, die beide in diesem Jahr begangen werden.

„Es wird anstrengend, denn wir sind später dran als gedacht“, hatte Riehle bei seinem Amtsantritt im März gesagt. Da stellte er fest, dass es zwar eine Menge kleinerer Aktivitäten und zwei Ausstellungen zum Carl-Theodor-Jahr in Mannheim geben soll, aber keine großen, zentralen Events. Riehle forderte, dass das Thema im öffentlichen Raum stärker präsent sein müsse, und regte ein großes Fest in der Innenstadt sowie eine bessere Koordination an.

Kulturbürgermeister Thorsten Riehle hat Akteure zusammengeführt

Zuvor hatten bereits die ehemalige Stadträtin Helen Heberer, Vorsitzende des Vereins Stadtbild und des Freundeskreises Marchivum, sowie Professor Hiram Kümper von der Universität versucht, weitere Aktionen anzuschieben. Riehle beauftragte dann sein Büro, alle Aktivitäten zu koordinieren, und lud zu drei Versammlungen mit jeweils zahlreichen Vertretern von Kulturinstitutionen, Geschichtsvereinen und auch benachbarten Städten. „Es gab viele Fäden, aber wir mussten die ganzen Akteure und Planungen mal zusammenführen“, so Riehle.

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Und nicht nur das. Sein Anliegen war zudem, dass es zu Ausstellungen, Vorträgen, Konzerten und vielem mehr auch eine Großveranstaltung in der Innenstadt gibt. Allerdings stellte sich heraus, dass viele mögliche Wochenenden in Mannheim schon durch andere Aktivitäten, vom Stadtfest bis zu großen Ausstellungseröffnungen, belegt sind und im städtischen Etat gar nichts für ein Event zum Carl-Theodor-Jahr eingeplant war. „Aber ich wollte, dass wir das Thema auch nach außen tragen – und das gelingt jetzt“, äußert sich Riehle zufrieden. Es gelingt aber nicht durch eine städtische Veranstaltung, sondern durch den Feuerio.

Als herbstlichen Auftakt zum Carl-Theodor-Jahr wird Mannheims größte und älteste Karnevalsgesellschaft am Samstag, 21. September, von 10 bis 20 Uhr auf den Kapuzinerplanken das Carl-Theodor-Fest veranstalten. „Ich bin froh, dass die das machen“, lobt der Kulturbürgermeister. „Da sind viele eingebunden, das wird gut, das wird das zentrale Fest, und ich bin froh, dass das durch privates Engagement jetzt funktioniert“, sagt er.

Die Initiative zu dem Fest hatte Feuerio-Elferrat und Ex-Prinz Oliver Althausen ergriffen. Der Verein wolle „diesen zentralen Charakter der Mannheimer Geschichte mit einem eigenen Fest ehren“, sagt er: „Natürlich wird es ein Fest für jedermann“, betont er. Außer einem üppigen Kulturprogramm, etwa mit Beiträgen vom Nationaltheater, dem Kurpfälzischen Kammerorchester, der Big band im Quadrat, der Freilichtbühne, einem Schlossführer und vielen mehr gibt es Informationsangebote zu dieser zentralen Figur der Kurpfälzer Historie, darunter vom Marchivum, dem Verein Stadtbild, der Stadt Weinheim, dem Nationaltheater und der Metropolregion, dazu auch viele passende kulinarische Genüsse.

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Eine weitere große Veranstaltung ist am Sonntag, 3. November, von 15 bis 19 Uhr vorgesehen, derzeit als „der große kurfürstliche Festakt“ bezeichnet. Dazu finden im Schloss Konzerte, Vorträge, Theaterszenen, höfische Tänze, Schlossführungen, Führungen durch den Antikensaal, Veranstaltungen in der Schlosskirche und in der Alten Sternwarte sowie Kinder-Bastelangebote statt. Dazu soll sogar die Original-Jagd-Kutsche des Kurfürsten ausgestellt werden, kündigt Helen Heberer an, die diesen Tag mit Staatlichen Schlössern und Gärten und Hiram Kümpers Lehrstuhl der Universität vorbereitet.

Das Nationaltheater bietet beim Musiksalon am Sonntag, 27. Oktober, um 11 Uhr in der neuen Ersatzspielstätte „Oper am Luisenpark“ eine begehbare Installation mit Musik und Texten aus dem Umfeld des aufgeklärten Fürsten. Dazu kommen eine Reihe von weiteren Veranstaltungen in Kooperation mit dem Cinema Quadrat, dem Forschungszentrum Hof – Musik – Stadt oder der Musikalischen Akademie sowie am 10. Dezember ein großes Festkonzert mit dem Nationaltheaterorchester und der Musikhochschule.

Kenner des Mannheimer Schlosses hält die Laudatio

Zuvor wird bereits der Richard-Wagner-Verband am Sonntag, 13. Oktober, um 17 Uhr in der Pfingstbergkirche („Glaskirche“) ein „Kurfürstliches Konzert“ mit Werken aus dessen Epoche ausrichten. Robert Frank, langjähriger Konzertmeister vom Nationaltheaterorchester, hat dazu ein erlesenes Ensemble zusammengestellt, und Alexander Wischniewski – Mitautor eines Buchs über das Schloss und besonderer Kenner der Schlosskirche – hält die festliche Laudatio auf den Kurfürsten. Am Sonntag, 15. Dezember, plant Dekan Karl Jung schließlich einen Festgottesdienst in der Jesuitenkirche – mit Nachfahren des Kurfürsten in der Kurfürstensuite.

Marchivum und Reiss-Engelhorn-Museen werden auf verschiedene Aspekte rund um den Regenten im Herbst mit zwei Ausstellungen eingehen. Das Marchivum stellt ab 16. Oktober die Residenz Mannheim und die Menschen, die hier gelebt haben, in den Mittelpunkt. Die Besucher wandeln durch das Mannheim des 18. Jahrhunderts, lernen bekannte und weniger bekannte Zeitgenossen kennen und erhalten Einblicke in das höfische Leben unter dem Kurfürsten.

Pünktlich zum 300. Geburtstag am 10. Dezember wollen die Reiss-Engelhorn-Museen ab dem 6. Dezember eine Sonderausstellung im Erdgeschoss vom Zeughaus präsentieren. Da wolle man „schlaglichtartig auf Beispiele zum Wirken des Kurfürsten eingehen“ und zeigen, „wie modern er in seiner Zeit schon war“, kündigt Generaldirektor Wilfried Rosendahl an.

Redaktion Chefreporter

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