Denkmalschutz

Wie der Kurfürst sich über einen Brand ärgert

Die Freilichtbühne erinnert mit einer amüsanten Szene an einen Vorfall 1776 in der Sternwarte. Was damals passiert ist und wie das Barockgebäude jetzt genutzt wird

Von 
Peter W. Ragge
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Der Kurfürst (l.) und sein Hofastronom in der Szene der Freilichtbühne beim Sommennachtsfest im Hof der Alten Sternwarte. © Christoph Blüthner

Mannheim. Seine Durchlaucht sind verärgert. Und das lässt er seinen Untergebenen spüren. Denn wegen ihm hat sich Kurfürst Carl Theodor doch tatsächlich von seiner schönen Sommerresidenz Schwetzingen zurückbegeben nach Mannheim, weil ihn die Nachricht erreichte, wonach es in seinem Sternenturm gebrannt habe. Und genau dieses Zusammentreffen von Regent und Hofastronom ist, dargestellt von der Freilichtbühne, der Höhepunkt beim Sommernachtsfest vom Aktionsbündnis Alte Sternwarte im Verein Stadtbild.

„Das Gebäude mit Leben erfüllen“ – so beschreibt Vorsitzende Helen Heberer das Ziel des Vereins. Erst hat das Aktionsbündnis drei Jahre für die Generalsanierung des einzigartigen, neben den Kirchtürmen die Silhouette der Quadrate so prägenden Barockbaus gekämpft. Seit die Arbeiten abgeschlossen sind, wird der Turm für Lesungen, Vorträge und Konzerte genutzt sowie von Ehrenamtlichen immer mal wieder (demnächst am 14. Juli und am 8. September) zur Besichtigung geöffnet. Und der längste Tag des Jahres bietet trotz Regenwolken den Rahmen für das Sommerfest, das diesmal ganz im Zeichen des Carl-Theodor-Jahres anlässlich des 300. Geburtstags des Kurfürsten steht.

Musikalische Unterhaltung im Hof mit Händel und Brahms

Dazu gibt es zunächst musikalischen Jubel: Was könnt da besser passen als La Réjouissance, der vierte Satz aus Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik, gespielt von der Bläserklasse der Staatlichen Musikhochschule unter Leitung von Ehrhard Wetz. Ob mit drei Sätzen aus „Schwanensee“, Auszügen aus „Cavalleria rusticana“ oder „Ungarischen Tänzen“ von Brahms – mit Trompete, Horn, Posaune und Tuba schaffen die Musiker den schwungvoll-unterhaltsamen wie angemessen-festlichen Rahmen für das Fest im überfüllten Hof der Sternwarte.

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Peter W. Ragge
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1772 war die Grundsteinlegung auf dem Areal gleich hinter dem Jesuitenkolleg, schon drei Jahre später die Fertigstellung des 32 Meter hohen Turms gewesen. Bald darauf, 1776, passiert es, dass bei einer offenbar feuchtfröhlichen Feier im Gästezimmer der Sternwarte eine Kerze umfällt und ein Brand ausbricht. Daran knüpft der szenische Dialog an, bei dem Simon Paulus als strenger wie würdevoller Regent und Marco Hullmann als sehr eloquenter Hofastronom Christian Mayer zur Hochform auflaufen.

Nationaltheater Mannheim unterstützt Produktion mit Kostümen

Wolfgang Wacker, ehemaliger Direktor des Planetariums, hat den amüsanten wie informativen Dialog geschrieben, und die beiden Akteure der Freilichtbühne haben ihn – nachdem das Nationaltheater sich dazu nicht in der Lage sah, aber mit Kostümen unterstützte – einstudiert. Da empört sich der Regent, dass „der Schein der Flammen bis zum Schloss zu sehen war“ und die Patres des Jesuitenkollegs aus Angst vor dem Feuer weggerannt seien.

Und der Hofastronom muss nach und nach zugeben, dass das Malheur doch nicht durch Handwerker passiert ist, sondern anlässlich eines Fests zu Ehren des Heiligen Ignatius von Loyola, des Gründers der Gesellschaft Jesu. Da habe man „dem Wein ein wenig zugesprochen“, gesteht der Hofastronom. Aber nur Bücher und Manuskripte seien zerstört, die kostbaren astronomischen Instrumente erhalten geblieben und die Sternwarte weiter eine „Zierde der Stadt“, wie Mayer den Kurfürsten beruhigt. Dass sie das bis heute ist und bleibt, dafür will das Aktionsbündnis weiter eintreten.

Redaktion Chefreporter

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