Mannheim. Zum Baukran in der Mannheimer Stresemannstraße kommt noch ein Faltkran, der auf der Westseite des Rosengartens postiert wird. Dann geht es los: Ab Dienstag werden bis nächste Woche nacheinander acht riesige Stahlträger über dem Kongresszentrum emporgehievt und dort montiert.
Die jeweils 13 Meter langen stählernen Balken bilden das Grundgerüst des neuen Saals, der derzeit auf dem Rosengarten im freien Luftraum zwischen Altbau und Neubau über dem Mittelfoyer entsteht.
Fassade soll noch dieses Jahr geschlossen werden
160 Tonnen Stahl werden dafür insgesamt benötigt, einschließlich der seit Sommer bereits bestehenden tragenden Konstruktion über dem Scheddach vom Mittelfoyer. Sind die Träger erst montiert, soll es schnell gehen. „Wir wollen die Fassade hoffentlich noch dieses Jahr zumachen“, sagt Christian Rohr, der Oberbauleiter bei Diringer & Scheidel. Für besonders lärmintensive Arbeiten sollen die Herbstferien, wenn der Rosengarten nicht stark gebucht ist, genutzt werden, um den Kongressbetrieb nicht zu stören.
Veranstaltungsbetrieb: „Nur einen Tag verloren“
Bislang ist es weitgehend problemlos gelungen, Großveranstaltungen und parallel den Bau abzuwickeln, freut sich Bastian Fiedler, Geschäftsführer der m:con – mannheim:congress-gmbh. „Wir haben nur einen Tag verloren“, sagt er, als wegen des Kongressbetriebs die Bauarbeiten eingestellt werden mussten. „Das war ja meine große Befürchtung“, so Fiedler, denn Bauen im Bestand und bei laufendem Betrieb sei ja immer schwierig.
Doch nun laufe es auch dank der Baufirma Diringer & Scheidel „sehr gut“, ist er zufrieden. Das Projekt sei „trotz aller Herausforderungen, toitoitoi, komplett im Zeitplan“. Die Bodenplatte habe man sogar drei Wochen früher fertigstellen können. Die Eröffnung des neuen Saals ist daher weiter für Oktober 2025 vorgesehen, „aber wir haben die leise Hoffnung, dass wir ihn etwas früher nutzen können“, so Fiedler.
Umbau kostet knapp 20 Millionen Euro
Auch bei den Baukosten liege man derzeit im Plan, so der Geschäftsführer – das bedeutet 19,9 Millionen Euro. Zunächst war zwar lange von 14 Millionen Euro ausgegangen worden, aber bereits seit Frühjahr 2023 nach der EU-weiten Ausschreibung eines Generalunternehmers hat der m:con-Aufsichtsrat den Auftrag zu dem höheren Preis vergeben. Begründet wurde das seinerzeit mit Rohstoffkostensteigerung, höheren Löhnen und Energiekosten als Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sowie der Einschaltung eines Projektsteuerers.
Auch Ausfallkosten durch Arbeiten im laufenden Veranstaltungsbetrieb wurden zur Sicherheit einkalkuliert. Finanziert wird der Ausbau über einen städtischen Investitionskostenzuschuss von 3,5 Millionen Euro sowie ein Darlehen über die Mannheimer Kommunalbeteiligungen (MKB), die Muttergesellschaft der m:con und vieler städtischer Tochterfirmen.
Dass sich die Investition rentiert, davon ist Fiedler überzeugt. Für die knapp 20 Millionen Euro entsteht nach Plänen des Architekturbüros Schmucker ein Saal mit 600 Quadratmetern Grundfläche, der sich in bis zu sechs kleinere Workshop- und Tagungseinheiten unterteilen lässt, bei voller Nutzung aber bis zu 500 Personen Platz bietet. Benannt wird der Saal – nach einem Publikumsvotum im Frühjahr 2022 im Internet – nach der Mannheimer Frauenrechtlerin Alice Bensheimer (1864-1935).
Würdigung für Frauenrechtlerin Bensheimer
Die von 1864 bis 1935 lebende Frauenrechtlerin, die 1896 den „Frauenbund Caritas“ gründete und in Mannheim stark in der städtischen Armen- und Jugendamtskommission sowie Mitbegründerin einer der ersten „Sozialen Frauenschulen“ war, ist die erste Frau, nach der im Rosengarten ein Saal getauft wird – alle anderen Räume tragen die Namen von Komponisten.
Schon vor der Eröffnung des neuen Saals sollen die Rosengarten-Besucher mit dem Namen und der Persönlichkeit vertraut gemacht werden. „Wir wollen hier Alice Bensheimer vorstellen und die Wand auch mit einem Kunstprojekt bespielen“, deutet Fiedler auf eine große weiße Wand entlang des Oberen Foyers. Diese trennt derzeit die Baustelle vom Veranstaltungsbetrieb, hält Lärm und Staub ab. „Wir hätten nicht gedacht, dass diese Einhausung so gut funktioniert“, so Fiedler erleichtert.
Kein Mangel an Buchungen
Gut funktioniert – dies gilt für das gesamte Geschäft der m:con. Oberbürgermeister Christian Specht bescheinigt der städtischen Tochtergesellschaft in seiner Etatrede, dass sie die Auswirkungen der Corona-Pandemie „sehr gut gemeistert“ habe. Auch im laufenden Jahr 2023 sei „eine deutliche Verbesserung gegenüber der Planung“ festzustellen“. „Es läuft sehr gut“, bestätigt Fiedler. An Buchungen im Rosengarten selbst wie an Aufträgen an das m:con-Team, auch auswärts Kongresse zu organisieren, bestehe kein Mangel.
Konzentrierte sich das Team bisher auf Deutschland und gelegentlich Schweiz und Österreich, so wird es nächstes Jahr sogar zum ersten Mal in Paris die Teilnehmerregistrierung bei einem Medizinerkongress übernehmen. „Erstmals im nicht deutschsprachigen Ausland“, wie Fiedler betont. Aber auch in der unmittelbaren Nachbarschaft gebe es Aufträge. So werde man gerne mit Heidelberg, wenn das dortige Kongresszentrum fertig sei, zusammenarbeiten. Was das Geschäft bremst, ist jedoch der Fachkräftemangel. „Wir können nicht jeden Auftrag annehmen, weil mir die Mitarbeiter fehlen, die ihn umsetzen“, bedauert der m:con-Geschäftsführer.
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