Es ist fast vergessen – aber vor 2007 war die damalige Erweiterung des Rosengartens heftig umstritten. Dabei gelang sie sehr geschickt, indem dem bestehenden Mozartsaal einfach ein neuer, gläserner Baukörper übergestülpt wurde, wodurch ein doppelt so breites Foyer und zusätzlich Säle entstanden.
Ähnlich einfallsreich ist man jetzt, indem einfach freier, ungenutzter Luftraum über dem Mittelfoyer mit einem neuen Baukörper gefüllt wird. So entstehen – städtebaulich verträglich und ohne zusätzlichen Flächenverbrauch – mit breitem politischen Rückenwind die dringend benötigten weiteren Räume.
Denn dass die Kongresswirtschaft sie braucht, ist unbestritten. So heftig der Einschnitt der Corona-Pandemie gerade für diese Branche war, so überraschend schnell hat sie sich danach wieder bestens erholt. Ständig tagen im Rosengarten irgendwelche Mediziner, Ingenieure oder Kapitalmarktexperten, dazwischen sind publikumswirksame Großevents wie die enorm gut besuchte Gitarrenmesse „Guitar Summit“ mit einem Besucherrekord von 11 300 Menschen oder das große Treffen von Zehntausenden Freunden japanischer Comics.
Persönliche Begegnungen und Live-Eindrücke lassen sich nämlich langfristig nicht elektronisch ersetzen. Mag manche Konferenz inzwischen über Video laufen und das Reisekostenbudget von Firmen zusammengestrichen worden sein – viele Kongresse bieten eben mehr als den reinen Wissensaustausch. Daher laufen sie zwar inzwischen teilweise anders ab und manchmal mit digitalen Teilen, aber ein Erfolgsmodell sind sie unverändert.
Dank der Innenstadt- und Bahnhofsnähe sowie dem schönen Ambiente zieht der Rosengarten so manche Veranstalter an. Mit der Erweiterung stellt das Haus nun sehr wichtige Weichen, um auch in Zukunft zu den führenden Kongresszentren Deutschlands zu zählen.
Allerdings reichen schöne Räume im Rosengarten allein nicht aus. So sinnvoll es war, jetzt anlässlich der Bundesgartenschau generell auf Städtereisende zu setzen, so muss Mannheim künftig weiter ein sehr starkes Augenmerk auf den Kongresstourismus legen. Und über die Werbung hinaus muss das Umfeld stimmen. Auch deshalb ist es so wichtig, dass die Entwicklung der Innenstadt nicht weiter abwärts geht. Wer tagsüber tagt, der will auch mal zwischendurch in der Innenstadt in ein schönes Lokal, der will gutes Eis essen, der will einkaufen, Kultur genießen. Das Gesamterlebnis muss stimmen, nicht nur die Tagungsräume.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Rosengarten: Warum Räume alleine nicht reichen
Peter W. Ragge befürwortet deie erneute Rosengarten-Erweiterung, die städtebaulich geschickt gelöst ist. Aber für einen erfolgreichen Kongress ist noch mehr nötig