Bildung

Semesterstart an der TH Mannheim: Maschinenbau mehr gefragt, Chemietechnik floppt

Mit knapp 1.150 Erstis startet die TH Mannheim ins Wintersemester. Während KI und Soziale Arbeit voll sind, tun sich klassische Ingenieurfächer insgesamt weiterhin schwer.

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Sebastian Koch
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An der Technischen Hochschule studieren im Winter 2025/26 etwa 5.000 Menschen. © Hannes Neumann/Hochschule

Mannheim. Das Gedränge ist groß, die eine oder der andere läuft bereits mit einer begehrten Tasche herum. An Infoständen führen künftige Kommilitonen erste Gespräche miteinander, und der Geräuschpegel ist hoch: An die Technische Hochschule Mannheim (TH), bis vor Kurzem Hochschule Mannheim, ist das Leben zurückgekehrt.

Das Wintersemester steht in den Startlöchern, und für Erstsemester beginnt ein Lebensabschnitt, der mit dem Erstsemestertag seinen Anfang nimmt. „Es ist schön, dass hier wieder was los ist“, freut sich Rektorin Angelika Altmann-Dieses beim Pressegespräch am Montagvormittag. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Semesterstart an der Technischen Hochschule Mannheim.

Wie viele Menschen studieren an der TH im beginnenden Semester?

Bis Ende vergangener Woche haben sich etwa 5.000 Menschen eingeschrieben. Altmann-Dieses geht davon aus, dass diese Zahl durch verspätete Rückmeldungen noch auf knapp 5.100 steigen wird. Knapp 1.150 beginnen ihr Studium, davon knapp 930 als Bachelor-Erstsemester.

Was bedeuten diese Zahlen?

Die Bachelor-Studiengänge sind überwiegend voll. Fächerübergreifend verzeichnet die Hochschule im Bachelor eine Überauslastung von 101 Prozent. Im Master liegt die Auslastung bei 94 Prozent.

Gelten diese Zahlen denn für alle Fächer?

Neben der traditionell stark nachgefragten Sozialen Arbeit sind vor allem Wirtschaftsingenieurwesen oder Cyber Security ausgelastet. Auf Letzteres gab es mehr als fünf Bewerbungen auf einen Studienplatz, in Wirtschaftsingenieurwesen waren es sogar mehr als zehn. Diese Nachfrage spiegelt den Druck auf dem Arbeitsmarkt: Unternehmen suchen Fachkräfte in diesen Bereichen. Auch der jüngst eingeführte Studiengang KI-Ingenieurwissenschaft sowie die Studiengänge der Fakultät für Gestaltung sind laut Altmann-Dieses ausgelastet.

Technische Hochschule Mannheim

  • Die Technische Hochschule Mannheim (TH) gehört zu den drei größten Hochschulen der Stadt . Gemessen an der Zahl der Studentinnen und Studenten ist die Technische Hochschule mit mehr als 5.000 knapp hinter der Dualen Hochschule mit etwa 5.500 und der Universität mit rund 12.000 Immatrikulierten die drittgrößte Bildungseinrichtung.
  • Gemessen an eingeworbenen Drittmitteln gehört die TH zu den forschungsstärksten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im Land .
  • Die Technische Hochschule ist die älteste Hochschule der Stadt und wurde 1898 als Ingenieurschule von Paul Wittsack gegründet. Nach mehreren Namensänderungen und Fusionen hieß die Einrichtung am Neckarauer Übergang ab 2006 Hochschule Mannheim . Am 1. März 2025 hat sich die Hochschule Mannheim in Technische Hochschule Mannheim umbenannt.
  • Angelika Altmann-Dieses leitet den wissenschaftlichen Betrieb seit Oktober 2023 als Rektorin. Sie studierte an der Universität Heidelberg und an der im englischen Oxford Mathematik . seko

Hingegen bereiten technische Studiengänge zumindest teilweise weiterhin Kopfschmerzen. Der für Studium und Lehre verantwortliche Prorektor Klaus Beck wünscht sich sogar „deutlich mehr“ Interessenten. Auffällig sind aber gute Zahlen für den Maschinenbau. Auch aufgrund politischer Debatten war dort die Zahl der Studentinnen und Studenten zuletzt rückläufig.

Nun sieht Beck einen „beachtlich positiven Trend“: Die Zahl der Erstsemester hat leicht zugenommen auf 78 (zuletzt 75) – die der Bewerbungen ist trotz anhaltend schlechter wirtschaftlicher und politischer Nachrichten vom doppelten auf das dreifache gestiegen. Ob das ein Effekt der Umbenennung von Hochschule in Technische Hochschule im Frühjahr ist, lassen Rektorin und Prorektor offen. Für diese Schlussfolgerung sei es zu früh. Vielmehr verweisen sie auf Anstrengungen der TH, etwa Kooperationen mit Schulen oder Projekte, in denen Studentinnen und Studenten selbst für das Fach werben. „Schwierig“ ist indes Verfahrens- und Chemietechnik. „Das wurde vor ein paar Jahren eingeführt und fliegt überhaupt nicht“, sagt Altmann-Dieses – und das trotz breiter Debatten um den Nutzen nachhaltiger technischer Prozesse.

Welche Neuerungen gibt es?

Stolz ist die TH auf eine geschlossene Kooperation mit dem Technoseum. Die beinhaltet etwa den Einsatz von „Techno-Scouts“: Studentinnen und Studenten erklären die Technik hinter Ausstellungsobjekten. Das Technoseum könne so Personal gewinnen, die Techno-Scouts Geld verdienen und die TH junge Menschen durch gezielte Ansprache oder die Teilnahme an Formaten für MINT-Fächer interessieren, erhofft sich das Rektorat. Auch bietet die Kooperation Möglichkeiten für Projekte, für die Drittmittel eingeworben werden können.

Die Gebühren für ausländische Studierenden in Baden-Württemberg führen zu einem massiven Wettbewerbsnachteil, gerade an den Ländergrenzen.
Angelika Altmann-dieses Rektorin der Technischen Hochschule Mannheim

Laut Altmann-Dieses hat die TH zuletzt knapp elf Millionen Euro Fördergelder eingeworben, womit sich Mannheim in der Spitzengruppe unter den 23 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im Land befindet. „Wir sind die einzige technische Hochschule der Metropolregion. Diesen Anspruch verfolgen wir mit Projekten, in denen Fachkräfte für die Region ausgebildet werden“, sagt die Rektorin. Mit dem neuen Programm StudiumPlus soll der Austausch von Theorie in Hörsälen und angewandter Praxis in mehrwöchigen Phasen in kooperierenden Unternehmen vertieft werden.

Wirkt sich Corona noch auf das Studium aus?

Ja. Beck spricht von teilweise noch immer „Corona-geschädigten“ Studentinnen und Studenten. „Wir haben Jahrgänge, die nach Corona untereinander schlecht vernetzt sind“, sagt der Prorektor. Das wirke sich teilweise auch negativ auf die Leistungsfähigkeit aus.

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Woher kommen die Studenten?

Die meisten stammen aus dem Umkreis von etwa 50 Kilometern. Insgesamt etwa 600 Studentinnen und Studenten kommen aus dem Ausland. Altmann-Dieses hatte zum Amtsantritt vor zwei Jahren das Ziel ausgegeben, mehr Menschen aus dem Ausland für ein Studium in Mannheim zu begeistern, um auch damit dem Mangel vor allem in technischen Fächern entgegenzuwirken. Um das zu erreichen, erweitert die TH ihr Portfolio um englischsprachige Studiengänge: Demnächst sollen International Engineering und Engineering and Management International beginnen. Die englischsprachigen Lehrveranstaltungen werden mit Deutschkursen ergänzt.

Ist seit Oktober 2023 Rektorin und hat die Umbenennung der Hochschule in Technische Hochschule angestoßen: die Mathematikerin Angelika Altmann-Dieses. © Pressefotoagentur Thomas Tröster

Altmann-Dieses kritisiert erneut, dass viele ausländische Studentinnen und Studenten Mannheim vor allem in Richtung Darmstadt verließen, sobald sie gut genug Deutsch sprechen. In Hessen müssen ausländische Studenten keine Gebühren bezahlen. „Die Gebühren für ausländische Studierenden in Baden-Württemberg führen zu einem massiven Wettbewerbsnachteil, gerade an den Ländergrenzen“, sagt die Rektorin, die darin ein Problem sieht: Jeder Abgang bedeutet weniger Fachkräfte, die nach dem Studium in Mannheim und Umgebung bleiben könnten.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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