Start-up-Serie - 2013 hat Michael Wurst Mister Trip gegründet, um das Reisen für Individualurlauber zu vereinfachen

Schluss mit „Nullachtfünfzehn“

Von 
Tobias Törkott
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Kamele beobachten – zum Beispiel bei einer Wanderung durch die Mongolei. Mister Trip vermittelt auch Rundreisen in die entlegenen Orte Asiens. © Mister Trip

Baustellen und Industrieunternehmen statt Alpenpanorama und Sandstrand – Urlaubsgefühle werden beim Blick aus dem dritten Stock des Mafinex-Technologiezentrums in Mannheim eher gedämpft. Bei Michael Wurst gleiten die Gedanken trotzdem in die Ferne. Der Gründer von Mister Trip – einer Internet-Plattform für Individual-Reisen – ist Fan der weiten Welt. „Ich liebe es zu reisen“, erzählt er mit leuchtenden Augen.

Während seines Wirtschaftsstudiums sei er ständig mehrere Wochen auf dem Globus unterwegs gewesen. Auslandssemester in Australien und Singapur folgten, ebenso Abstecher nach Mexiko, Asien und Afrika. 2013 war die Reiselust so groß, dass er bei seinem alten Arbeitgeber – einem Telekommunikationsunternehmen – aufhörte und gemeinsam mit seiner Kollegin und heutigen Marketing-Chefin Christina Anna Büttner Mister Trip gründete. Mannheim war Wurst zufolge ein sehr guter Ort, um zu gründen, da „viel für die Szene gemacht wird“. Gemeinsam wollten sie den Urlaubsmarkt aufpeppen.

„Normalerweise arbeiten die Reiseveranstalter mit Agenturen vor Ort“, erklärt der 38-Jährige. Diese würden die Reisen durchführen und die Unterkünfte buchen. „Unsere Idee war es, die Experten aus den Ländern mit den Kunden zusammenzubringen – ohne die Veranstalter“, erklärt er das Geschäftsmodell.

Als Student sei es noch möglich gewesen, mehrere Wochen für die Planung zu investieren. Als Berufstätiger bleibe oft nur der Gang ins Reisebüro. „Wenn ich dort buche, ist das Paket meist sehr starr“, kritisiert Wurst. Bei Mister Trip können sich die Reiselustigen über die Homepage mit Experten in Verbindung setzen und ihre Ideen äußern. Diese werden in die Planung aufgenommen und ein Konzept erstellt, wie Wurst erklärt. Wenn alles passt, könne die Reise losgehen.

140 Mails für die Planung

Diese Individualität hat ihre Tücken: Geändert werden könne die gesamte Reise, auch wenn die Planung abgeschlossen sei, sagt Wurst. „Wir hatten schon Fälle, da wurden 140 Mails hin- und hergeschickt“, gibt er schmunzelnd zu. Die Planung sei kostenlos gewesen, „der Kunde hätte abspringen können“, kennt der Gründer das Risiko: „Generell steht die Reise nach zwei Wochen.“

Bereits während seines Studiums störten ihn „Nullachtfünfzehn-Reisen“ in Hotels. Wichtiger fand er, Land und Leute kennenzulernen. „Abseits der Touristenrouten“, erklärt Wurst und klickt sich durch eine Computer-Präsentation. Bilder von Tauchurlauben bei Island erscheinen auf dem Bildschirm. „Das ist ein möglicher Baustein“,betont Wurst. Auch Angel-Touren in Alaska oder eine Begegnung mit Lemuren in Madagaskar seien möglich.

„Wir suchen weltweit die besten Experten“, sagt Wurst. Der Urlauber habe quasi einen „Buddy“, wie Wurst ihn nennt, also einen Kumpel, vor Ort, der ihm die Besonderheiten und seine eigenen Geheimtipps für das Urlaubsland näher bringe.

Aktuell sind bei Mister Trip 50 Fachleute gelistet. Diese müssten Deutsch sprechen, erklärt Wurst. Zudem seien die Experten immer erreichbar – für den Notfall. Auf der Internationalen Reisemesse, die jährlich in Berlin stattfindet, trat die Mannheimer Reiseplattform ebenfalls auf – mit Erfolg. „Wir hatte ungefähr 150 Experten-Agenturen, die in unserem Portal aufgenommen werden wollen“, ist Wurst vom Ansturm begeistert.

Seniorengruppe will nach Afrika

Auch bei den Kunden kommt das Konzept an. Im Jahr 2017 verzeichneten die Macher von Mister Trip laut eigener Aussage ein Wachstum von 700 Prozent. Die gängigen Kunden seien Wurst zufolge im Alter von 35 bis 55 Jahren. „Wir hatten auch eine Gruppe von vier Rentnern im Alter von 85 bis 90 Jahren“, erklärt er begeistert. Und das Reiseziel? „Afrika“, muss Wurst etwas grinsen.

Aus Kostengründen sei Mister Trip ebenfalls eine Alternative. „Normalerweise erhalten die Agenturen vor Ort sechs bis acht Prozent von den Veranstaltern – über uns verdoppeln sie den Gewinn.“ Auf diese Weise gelange mehr Geld direkt in die Reiseländer. „Auch für den Kunden ist es so dann günstiger“, ergänzt Wurst.

Eigentlich müsste für Mister Trip alles perfekt laufen. Wenn da nicht eine Sache wäre, die auf der Strecke bleibe: Zeit für eigene Reisen hat Wurst kaum noch. „Ein Start-up zu gründen, bedeutet 24 Stunden Arbeit an sieben Tagen in der Woche“, gibt er lachend zu.

Info: Dossier unter morgenweb.de/startup

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Touren nach Wunsch

Mister Trip ist ein in Mannheim ansässige Online-Plattform, um Urlaubswillige direkt mit den Reise-experten im Zielland zu verbinden.

Die Gründer Michael Wurst und Christina Anna Büttner entschlossen sich im Jahr 2013 für den Schritt in die Selbstständigkeit.

Mehr als 50 Experten weltweit entwerfen nach Wunsch des Kunden eine individuelle Reiseroute.

Die Bezahlung läuft direkt über die Internetpräsenz von Mister Trip ab.

Eine von Wursts spannendsten Reisen war die Teilnahme an einer Maya-Zeremonie in Mexiko.

Auch Studenten können wegen einer Kooperation ihr Pflichtpraktikum bei Mister Trip absolvieren

Weitere Informationen im Internet unter: mistertrip.de. obit

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