Mannheim. Bananenstauden, Kakaobaum, Kaffeestrauch, Chinesischer Zimtbaum, Riesenbambus, Kapokbaum, allerlei Palmen und Schlingpflanzen haben ungewöhnliche Gesellschaft bekommen: In der Halle der Tropen und Subtropen des Pflanzenschauhauses sind nicht nur Stämme, Blätter und Halme, sondern auch Aluminiumstangen bis unters Dach gewachsen. Das Gerüst hilft bei der Sanierung von Technik und Gebäudehülle des Pflanzenschauhauses.
Es ist „eine Sanierung, die es in sich hat“, beschreibt Stadtpark-Geschäftsführer Joachim Költzsch das auf mehr als drei Millionen Euro veranschlagte Projekt, weshalb das Pflanzenschauhaus bis zur Bundesgartenschau im April 2023 – mit Ausnahme des Cafés – für das Publikum nicht mehr zugänglich ist. Neben dem Bau der „Neuen Parkmitte“ habe man nämlich auch in die vorhandenen Gebäude des Luisenparks investieren wollen, sagt er.
Durchsichtige Fensterscheiben ermöglichen klare Blicke
Das Pflanzenschauhaus, im Dezember 1958 eingeweiht, entstand ganz in der Nähe des alten, im Zweiten Weltkrieg zerstörten Palmenhauses. 1975, 1986, 1989, 1995 und 1996 sowie 2006 gab es Erweiterungen, aber noch nie eine grundlegende Erneuerung. Dabei habe es, räumt Stadtpark-Chef Joachim Költzsch ein, „durchaus Überlegungen“ für einen Neubau gegeben, denn der Komplex stehe nicht unter Denkmalschutz. Er sei aber „stilbildend und gehört zum Erscheinungsbild des Luisenparks dazu“, weshalb er froh sei, dass sich die Bausubstanz als stabil erwiesen habe.
„Wir haben das geprüft – sie ist es wert, noch Jahrzehnte zu überdauern“, bekräftigt Malte Specht, Vertriebsingenieur der mit den Arbeiten betrauten Firma Rabensteiner, die auf Glas- und Gewächshäuser spezialisiert ist. Daher werde der Bau und sein vertrautes Erscheinungsbild erhalten, wenngleich das verblasste Blau der Grundstruktur des Gebäudes durch einen frischeren, stärkeren Farbton ersetzt wird.
Allerdings erleben die Besucher künftig „einen klaren Blick von Außen auf Mannheims Dschungel“, wie es Malte Specht formuliert. Die milchig-trüben Stegplatten der Fassade werden ausgetauscht und durch durchsichtige Scheiben aus wärmedämmendem Glas ersetzt.
Bessere Dämmung erwartet
Damit erreiche man „mehr Transparenz, eine helle und durchlässige Gestaltung“, so Költzsch, der zudem „interessante Beleuchtungskonzepte“ verspricht. Ziel sei einmal, die exotische Pflanzen- und Tierwelt von Außen sichtbar zu machen und so zu zeigen, dass der Luisenpark auch bei schlechtem Wetter genügend Angebote für Besucher der Bundesgartenschau wie danach hat.
Noch wichtiger indes ist – aus Klima- wie aus Kostengründen – mehr Energieeffizienz. Költzsch verspricht da „wesentliche Effizienzpotenziale“, kann sie auf Nachfrage aber noch nicht beziffern. Das lasse sich erst dann genau abschätzen, wenn der Betrieb mal ein Jahr gelaufen sei, doch in jedem Fall wolle sich der Luisenpark einreihen in die Bemühungen der Stadt, den Kohlendioxidausstoß deutlich zu senken.
Dazu beginnt jetzt eine komplette Umstellung auf Zweischeiben-Isolierglas, eine verbesserte Dacheindeckung, die Dämmung der blauen Fachwerkbinder, die mit Flachpaneelen eingekleidet werden, sowie thermisch getrennte Sprossen. Damit erhalte das Pflanzenschauhaus eine neue „thermische Hülle“, so Malte Specht. Da ja die tropischen Tiere – von den Affen über Schmetterlinge bis zum Brillenkaiman – alle in das neue Südamerikahaus kommen, gibt es laut Költzsch nicht mehr das Problem, dass alles hoch geheizt werden muss. „Wir können besser differenzieren“, erläutert er, weshalb ein Teil 26, der andere Teil nur noch 18 Grad warm sein wird. Dazwischen kommt eine Trennwand.
Schließlich wird eine komplett neue Heiz- und Lüftungstechnik installiert – eine Firstlüftung im Dach und eine Seitenlüftung in den Traufwänden. Dabei versuche man aber, „dass die Besucher möglichst wenig Technik sehen, aber ein angenehmeres Klima und mehr Luftzirkulation erleben“, so der Vertriebsingenieur. Ventilatoren an der Decke sollen dazu beitragen „die Wärme unten zu halten, damit sie nicht oben abzieht“. Eine Hochdrucknebelanlage sorgt künftig für gleichbleibende Luftfeuchtigkeit, und über einen zentralen Klimacomputer lasse sich Bewässerung, Heizung, Lüftung und Schatten-Einstellung zentral steuern und überwachen.
Vorsichtiger Gerüstbau
Um das alles einzubauen, brauchen die Heizungs- und Klimafachleute aber ein Gerüst im kompletten Pflanzenschauhaus. Dabei seien sie „äußerst sensibel vorgegangen, dass möglichst wenig Rückschnitt“ erforderlich gewesen sei, sagt Malte Specht. Auch während der Arbeiten nehmen die Arbeiter Rücksicht auf die Pflanzen. Die Stege des Gerüsts sind mit Folien belegt, damit keine Kleinteile wie Schrauben auf die Pflanzen fallen. Es wird immer nur in einem Teil gearbeitet – aus zwei Gründen: Einmal, damit das Gerüst nicht zu lange an der gleichen Stelle Schatten auf die Palmen wirft, und dass die subtropischen Pflanzen beim Austausch der Scheiben nicht zu lange der Kälte ausgesetzt sind.
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