Mannheim. Besucher der Bundesgartenschau können während ihrer Gondelfahrten zwischen Spinelli und dem Luisenpark derzeit dabei zuschauen, was sich auf der Baustelle am Neckar tut. Es ist immerhin das größte Renaturierungsprojekt Baden-Württembergs. Der Neckar bekommt zumindest in Teilen seine alte Form wieder – und dies auf 3,1 Kilometern Länge zwischen Luisenpark und den Vogelstangseen.
Das 36 Millionen Euro teure Projekt ist Teil des neuen Grünzugs Nordost, der weit über die Bundesgartenschau hinausreicht. Das Ziel: den Neckar von seiner aktuellen kanalartigen Führung befreien, der Natur wieder mehr Platz einräumen und auch den Menschen wieder einen besseren Zugang zum Fluss ermöglichen. Den Stand der Arbeiten erläuterte Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbacher diese Woche beim Hochwasserschutzforum der Metropolregion.
Große neue Wasserflächen
Erklärtes Ziel ist es, in etwa vier Wochen mit dem ersten Bauabschnitt zwischen Feudenheimer Schleuse und Fernmeldeturm fertig zu werden. Dafür bekomme der Neckar nun eine zusätzliche Wasserfläche von rund 80 000 Kubikmetern. „Am Ende der gesamten Maßnahme werden es 200 000 Kubikmeter mehr Wasserfläche sein“, erläutert der Buga-Chef.
Dabei sei das Projekt mit einigen Hindernissen gestartet, was auch den zeitlichen Verzug begründe. Zuerst erschwerte Niedrigwasser den Abtransport von 90 000 Kubikmetern Erdaushub per Schiff, dann behinderte Hochwasser die Arbeit der Fachleute. Auch der Kampfmittelräumdienst habe Zeit gebraucht, um den 3000 Verdachtsfunden nachzugehen. Neben alten Ankerketten und sonstigem Schrott, den man so in Flussbetten finde, habe es auch drei größere Blindgänger gegeben. Wegen deren Entschärfung und Bergung hätten ganze Stadtteile evakuiert werden müssen, resümiert Schnellbach.
Begleitend zur Maßnahme sei der Fischbestand des Neckars im Baustellenbereich gesichert, ein 6000 Meter langer Eidechsen-Schutzzaun aufgebaut und 100 Nistkästen als Ersatzwohnstätten für Vögel aufgehängt worden.
Neckarkanal liegt höher als die Au
Wo derzeit noch große, braune Flächen die Uferbereiche dominieren, werde es in den kommenden vier Wochen grünen, verspricht Schnellbach. Die Flächen seien bereits eingesät. Schon jetzt verlangsamen Inseln die Fließgeschwindigkeit des Flusses deutlich. Außerdem werden die Uferbereiche abgesenkt.
Statt steiler Steinschüttungen werden die Böschungen abgeflacht, sodass die Menschen wieder direkt ans Wasser gelangen können. „Außerdem gibt es ein freudiges Ereignis zu verkünden: Der Biber ist zurück“, sagt Schnellbach. Weil das Tier sich allerdings seine eigene Landschaft baut und gerne auch Bäume fällt, gelte es, ein Auge auf der Verkehrssicherung zu haben.
Während sich die Projektphase West langsam dem Ende neigt, bereitet die Buga-Gesellschaft die nächste Phase jenseits der Feudenheimer Schleuse vor. Letzter Schritt wird vermutlich 2026 der Anschluss des neuen Augewässers an den Neckar sein. Was vielfach nicht bekannt sei: Der Neckarkanal liege acht Meter höher als die Au. Schnellbach beruhigt indessen auf Nachfrage: „Wir werden nicht die Au fluten“. Der Zufluss zum See werde durch ein kleines Rohr gesteuert.
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