RNT2020

Rekordinvestition mit großer Verzögerung: Der Weg zur neuen Straßenbahn

Die ersten Straßenbahnen der neuen Rhein-Neckar-Tram fahren seit einigen Monaten auf den Gleisen in Mannheim. Aber wie kam es überhaupt dazu? Wir zeichnen den Weg der heftig kritisierten RNT2020 nach

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Florian Karlein
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Die neuen Rhein-Neckar-Tram in Mannheim. © Michael Ruffler

Mannheim. Die ersten Straßenbahnen der neuen Rhein-Neckar-Tram fahren seit einigen Monaten auf den Gleisen in Mannheim und der Region. Aber wie kam es überhaupt dazu? Wir zeichnen den Weg der RNT2020 nach.

Die Grundsatzentscheidung, neue Bahnen anzuschaffen, hat der Aufsichtsrat der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft im November 2017 getroffen. Warum, verrät die RNV auf ihrer Homepage: Die bisherigen Niederflurfahrzeuge erreichen „das Ende der wirtschaftlich sinnvollen Einsatzzeit“. Eine Sanierung wurde verworfen, die alten Fahrzeuge außer Betrieb zu setzen und neue anzuschaffen, sei die „optimale Lösung“.

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Der Auftrag wurde europaweit ausgeschrieben. Im Juni 2018 erhielt das im tschechischen Pilsen beheimatete Unternehmen Skoda Transportation den Zuschlag. Es sollte 80 Bahnen liefern – für 265 Millionen Euro, die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte der RNV. Eine Option auf 34 weitere Bahnen wurde mittlerweile gezogen. Die Investition beläuft sich dadurch auf insgesamt 431 Millionen.

Über Bürgermeinungen fließen in die Fahrzeugkonzeption der RNV ein

Mitte Oktober 2018 startete die RNV ein Dialogverfahren mit Fahrgästen und Interessensverbänden. Dazu wurde ein maßstabgetreues 1:1-Modell gefertigt, das im Infocenter an der Viehhofstraße begangen werden konnte. Eingebunden waren demnach Menschen mit Behinderungen, Senioren, Familien und Fahrradfahrer, Kunden- und Fahrgastverbände sowie Mitarbeiter der Verwaltungen. Mehr als 200 Rückmeldungen seien ausgewertet worden. „Ergebnisse, die als realisierbar bewertet wurden und die keine einseitige Verschlechterung oder Benachteiligung für einzelne Nutzergruppen darstellten, flossen schließlich in die endgültigen Feinplanungen ein und finden sich in den Serienfahrzeugen wieder“, heißt es dazu.

Beim Design der Sitze konnten im Dialogverfahren auch Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung einbringen. Ebenfalls ab Oktober 2018 baute die RNV einige Sitzvarianten in Einkaufszentren und in Fußgängerzonen der Region zum Probesitzen auf. „Anfang 2019 wurden Ergebnisse des Bürgerdialogs in die Fahrzeugkonzeption eingearbeitet“, sagte Martin in der Beek, technischer Geschäftsführer der RNV, 2023 im Interview mit dem „MM“.

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Hergestellt werden die Fahrzeuge in Finnland. Vier Jahre nach dem Start des Dialogverfahrens lieferte Skoda die erste Bahn. In Tausenden Testkilometern wurde das Fahrzeug ab Oktober 2022 „auf Herz und Nieren geprüft“, heißt es bei der RNV. Zum Start der Mannheimer Bundesgartenschau am 14. April 2023 durften die ersten regulären Fahrgäste in eine Rhein-Neckar-Tram einsteigen – als Expresszug vom Hauptbahnhof zum Spinelli-Gelände. Geplant war ursprünglich, dass die RNT2020 schon 2021 auf den Gleisen in der Region rollt. Die Verzögerung liegt laut in der Beek und Aufsichtsratschef Christian Specht unter anderem am Dialogverfahren, an Lieferkettenproblemen und am Ukraine-Krieg.

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

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