Mannheim. Wie lang 60 Meter sind, wird beim Ausmaß der neuen Rhein-Neckar-Tram (RNT) deutlich. Dabei ist diese nicht mal ganz 60 Meter lang. 58,69 Meter sind es genau, wie Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), bei der Vorstellung der XXL-Straßenbahn auf dem Betriebshof in der Möhlstraße verrät. Geschenkt. Denn trotzdem ist die Tram, die ab Ende des Jahres durch die Region rollen soll, die längste Meterspur-Straßenbahn der Welt. „Unsere Stretchlimousine ist da“, freut sich in der Beek am Donnerstag über „den wichtigen Meilenstein“.
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Auch Oberbürgermeister Christian Specht (CDU), der zugleich RNV-Aufsichtsratsvorsitzender ist, spart nicht mit Superlativen. Als „Flaggschiff unserer Stadtbahnflotte“, bezeichnet er die Weltrekord-Tram des Herstellers Skoda. Auf ihren gut 60 Metern kann sie - Sitz und Stehplätze zusammengerechnet - insgesamt 386 Fahrgäste transportieren. „Sinnbildlich“ soll sie für die Verkehrswende stehen, denn damit der öffentliche Personennahverkehr wachsen könne, brauche es „leistungsfähige Produkte“ wie die RNT.
„Uns geht es nicht darum, die längste Bahn zu haben, sondern um die Fahrgäste“, betont in der Beek. Zwar seien bereits jetzt 60-Meter-Bahnen in der Region unterwegs, jedoch nur, wenn zwei 30-Meter-Fahrzeuge zusammengekuppelt werden. Auf der Linie 1 oder der Linie 5 ist das beispielsweise der Fall.
RNV schickt zwölf XXL-Bahnen auf die Gleise der Region
„Wir haben uns gefragt, ob es nicht Sinn macht, diese Fahrzeuge fest zusammenzukuppeln und auf die Führerstände zu verzichten, die man ja gar nicht braucht, um so noch mehr Raum für die Fahrgäste bieten zu können“, erklärt er die Idee hinter der XXL-Tram. Neben dem gestiegenen Platzangebot entstehe durch die durchgängige Bahn auch ein erhöhtes Sicherheitsgefühl. Zudem werde Geld gespart. So sei eine 60-Meter-Bahn günstiger in der Anschaffung als zwei 30-Meter-Fahrzeuge.
Die RNV wird zwölf dieser XXL-Bahnen auf die Gleise schicken. Auf insgesamt 80 RNT-Fahrzeuge sei die Grundbestellung nach Angaben von Specht festgelegt worden. Neben der 60-Meter-Bahn sind bereits die 30 und 40 Meter langen Fahrzeuge seit April 2023 in der Region unterwegs. Noch sind zwar nicht alle Fahrzeuge auf der Schiene. Aber: „Alle zwei Wochen bekommen wir eine neue Bahn. Demnächst sogar im Wochentakt“, sagt in der Beek.
Zudem wurden weitere 34 Fahrzeuge bestellt, wie Specht ankündigt. „Skoda hat geliefert“, sagt er. „Die Bahn funktioniert“. Es sei eines der wenigen Straßenbahnprojekte, die ohne Kinderkrankheiten auskomme. „Wenn, dann nur kleine“. So lief etwa die Klimaanlage zunächst nicht ordnungsgemäß, dies wurde laut in der Beek aber behoben. Der Weg, bis eine Straßenbahn auf die Schiene gesetzt werden kann, ist dabei kein einfacher. Die Produktion ist sozusagen eine Maßanfertigung. „Mann kann es nicht von der Stange kaufen“, erläutert Specht.

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„Die Fahrzeuge müssen immer an ein Netz angeglichen werden“, ergänzt Jan Christoph Harder, President Region West bei Skoda. Zahlreiche Komponenten müssen ineinandergreifen. Dies sei die größte Herausforderung bei so einem Projekt. „Eine Straßenbahn ist nie gleich“, betont er. Doch der Aufwand wird sich in seinen Augen lohnen: „Die RNT wird die Anforderungen der nächsten 30 bis 40 Jahre erfüllen. Sie wird die Region in den nächsten Dekaden prägen“, ist Harder sicher.
Rhein-Neckar-Tram unter mit Hilfe der Bürgerschaft konzipiert
Bis auf die Länge wird sich die XXL-Tram nicht von ihren kleineren Geschwistern unterscheiden. „Die Menschen sind begeistert von der Bahn. Sie macht sich gut im Stadtbild“, sagt Heidelbergs Bürgermeister und Mobilitäts-Dezernent Raoul Schmidt-Lamontain zwar. Dennoch kam Kritik bei Fahrgästen auf. Beispielsweise sind die Holzsitze einigen ein Dorn um Auge.
Oberbürgermeister Specht betont aber: „Es ist eine Bürgerbahn“, handele es sich bei der RNT doch um die erste Bahn, die von Bürgerinnen und Bürgern konzipiert wurde. Die Mischung aus Holz und Stoff bei den Sitzen etwa ist ein Resultat daraus.
Hierzu gab es extra ein Dialogverfahren, um die Fahrgastwünsche erfüllen zu können. Die RNV hatte sogar ein begehbares Modell konstruiert und dies zugänglich gemacht. Ein Ergebnis ist vor allem der Wunsch nach mehr Inklusion gewesen. Beispielsweise gleichen nun Rampen und nicht Stufen, die vorgesehen waren, den Höhenunterschied des Fahrwerks aus.
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Übrigens ist die Länge und das damit verbundene höhere Gesamtgewicht kein Hindernis, sollte die Bahn über eine der maroden Brücken in der Region fahren. Die kürzlich entdeckten Risse bei der Rampe der Adenauer-Brücke könnten je nach Ergebnis eines Gutachtens beispielsweise eine Reduzierung der Verkehrslast zur Folge haben. Hierbei komme es nicht auf das Gesamtgewicht, sondern auf das Achsgewicht an, erläutert der Sprecher des Oberbürgermeisters. Sollte die Brücke die Last, die auf einer Achse aufliegt, tragen können, steht der RNT dahingehend also nichts im Wege.
Bevor die neue Tram durch die Region rollt, können sich die Bürger noch selbst ein Bild vom Ausmaß der 60 Meter langen XXL-Bahn machen: Am 12. Oktober beim Tag der offenen Tür der RNV auf dem Betriebshof in der Möhlstraße.
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