Ludwigshafen. In Mannheim gehören die schlanken, schwarz-weißen Straßenbahnen mit dem windschnittigen Cockpit längst zum Straßenbild. Seit mehr als einem Jahr sind sie jetzt auf fast allen Linien unterwegs. Am ersten Tag der Buga rollte die erste Rhein-Neckar-Tram (RNT) symbolträchtig vom Hauptbahnhof zum Spinelli-Gelände. In Heidelberg sieht man die neuen Wagen zumindest zeitweise. Auf der Linie 5 und der Verstärkerlinie 25 ist die RNT mittlerweile regelmäßig unterwegs. Nur in Ludwigshafen sind die Bahnen allenfalls zu Schulungszwecken des Fahrpersonals zu sehen gewesen. Im Fahrgastbetrieb sind die modernen Trams auch nach mehr als einem Jahr nicht eingesetzt.
Aufwändige Genehmigungsprozesse: Brücken müssen freigegeben werden
Grund sind neben einer angespannten Baustellensituation im Schienennetz der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) und vielen unliebsamen Überraschungen wie zum Beispiel Rissen in der Rampe zwischen dem Mannheimer Schloss und der Konrad-Adenauer-Brücke oder aufwändige Genehmigungsprozesse. „Aber wir sind auf der Zielgeraden“, bekräftigt RNV-Sprecher Moritz Feier. Voraussichtlich im September könnten die RNT-Bahnen dann auch den Fahrgastbetrieb in Ludwigshafen aufnehmen.
Lieferung neuer Bahnen
- Unterdessen geht die Auslieferung der neuen Rhein-Neckar-Trams aus Tschechien weiter.
- Mittlerweile sind rund 25 Fahrzeuge mit einer Länge von jeweils 30 und 40 Metern ausgeliefert. Bestellt sind insgesamt 80 Bahnen.
- Demnächst werde auch die Auslieferung des ersten 60 Meter langen Zugs in Mannheim erwartet. bjz
Grund für die Verzögerungen sind unter anderem die Vorgabe, dass sämtliche Brücken im Verkehrsgebiet für die neuen RNT-Bahnen freigegeben werden müssen. Sind die neuen schicken Trams also am Ende zu schwer für manche Brücken? Das Gewicht der neuen Bahnen sei grundsätzlich kein Problem. Entscheidend ist in der Verkehrstechnik auch nicht das Gesamtgewicht, sondern die Last auf den einzelnen Achsen. Und die falle bei den RNT-Zügen teilweise sogar weniger ins Gewicht als bei den älteren Bahnen. Gleichwohl seien - je nach Brückentyp - auch neue statische Berechnungen nötig. Und die seien ziemlich aufwändig. Für diese statischen Berechnungen benötigen die RNV-Experten denn auch externe Hilfe. Und die sei aktuell eben nicht so leicht zu bekommen.
Fertige Fahrzeuge müssen von spezialisierten Ingenierubüros gewogen werden
Die auf solche Leistungen spezialisierten Ingenieurbüros seien aktuell ziemlich stark ausgelastet. Und auch hier dürfte der Fachkräftemangel seine ersten Spuren hinterlassen. Erschwerend komme hinzu, dass mit den Berechnungen erst begonnen werden dürfe, wenn die ersten Fahrzeuge vor Ort sind und die fertigen Fahrzeuge gewogen werden können. „Und das dauert seine Zeit“, bedauert Feier. Hätten die Ingenieure schon vorher aufgrund der Konstruktionspläne mit ihren Rechnungen anfangen dürfen, hätten sie eine Menge Zeit gehabt. Schließlich hatte die Auslieferung der ersten Bahnen ziemlich viel Verspätung.
Erst nach einem Management-Wechsel der Skoda-Führung in Tschechien hatte das 250 Millionen Euro schwere Projekt Rhein-Neckar-Tram an Fahrt aufgenommen. Die Jahreszahl 2020 ist aus dem Projektnamen mittlerweile verschwunden. RNT 2020 bezeichnete den erhofften Start, wann die Bahnen erstmals durch die Region rollen sollten. Am Ende hatte die RNT drei Jahre Verspätung.
Für viele Brücken im Verkehrsgebiet seien die Berechnungen aber abgeschlossen. Nicht jedoch für die Kurt-Schuhmacher-Brücke. Und die ist nach dem vermutlich auf Monate hin andauernden Ausfall der Konrad-Adenauer-Brücke die einzige Straßenbahnverbindung zwischen Mannheim und Ludwigshafen. Für das Teilstück der so genannten Westkreuzbrücke auf Mannheimer Seite stünden die letzten Nachweise und Genehmigungen noch aus. „Es steht uns natürlich nicht zu, laufenden Untersuchungen vorzugreifen, aber wir sehen auch hier keine größeren Probleme“, sagt Moritz Feier.
An anderen Brücken im Verkehrsgebiet seien die Berechnungen abgeschlossen. An manchen Stellen seien die Untersuchungen zumindest so weit gediehen, dass die Brücken mit Auflagen befahren werden können. Dort dürften nicht zwei Bahnen gleichzeitig auf einer Brücke unterwegs sein. „Das hat im Regelfall aber keine Auswirkungen für unsere Fahrgäste“, so RNV-Sprecher Feier. Eventuell müssten nach Abschluss aller Untersuchungen und Berechnungen an der einen oder anderen Brücke noch Ertüchtigungsarbeiten stattfinden. „Hier rechnen wir aber nicht mit größeren Problemen.“
Risse in der Rampe zwischen Schloss und Adenauerbrücke
Die plötzlich entdeckten Risse in der Rampe zwischen Schloss und Adenauerbrücke dürfte die Experten dennoch hellhörig werden lassen. Denn noch sind die in Teilen schwereren RNT-Fahrzeuge noch gar nicht über diese Brücke gerollt.
Ohnehin sind es gerade schwere Zeiten für das Nahverkehrsunternehmen der Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg. Erst fehlte Fahrpersonal, so dass die Fahrpläne auf einzelnen Linien ausgedünnt werden mussten. Dann machen Großbaustellen wie etwa in der Frankenthaler Straße in Ludwigshafen, am Paradeplatz in Mannheim und in der Dossenheimer Landstraße in Heidelberg zu schaffen. Auch der Straßenbahnverkehr über die Konrad-Adenauer-Brücke musste längere Zeit ruhen, weil die Arbeiten an der Hochstraße Süd nicht den Platz dafür hergaben. Und als der Normalbetrieb über die Adenauerbrücke schon am Horizont schien, kam die Schocknachricht, dass die Rampe zur Brücke auf Monate hinaus nicht benutzt werden kann.
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