Kommentar Verfahrene Situation um Mannheims neue Straßenbahnen

Die neuen Mannheimer Straßenbahnen ziehen massiv Kritik auf sich - aber tun sie das auch zurecht? Florian Karlein hält die Situation für verfahren und sieht wenig Handlungsspielraum für die RNV

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Florian Karlein
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Mannheim. Obwohl klar ist, dass die Verkehrswende ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Klimawandel ist und der Öffentliche Personenverkehr dabei eine zentrale Rolle spielt, hat die RNV derzeit alles andere als einen leichten Stand. Mal müssen Bahnlinien stark ausgedünnt werden, weil es an Fahrern fehlt. Mal müssen Busse stehenbleiben, weil wegen Lieferengpässen Ersatzteile fehlen. Mal sind die Probleme hausgemacht, mal sind es äußere Umstände. Jetzt die massive Kritik an den neuen Straßenbahnen RNT2020. Aber in welche Kategorie fällt die eigentlich?

Zur Einordnung gehört: Eine Straßenbahn ist kein Auto. Das kann sich jeder nach persönlichem Geschmack aussuchen, kann die Marke wählen, das Modell, kann die Farbe bestimmen, die Ausstattung und beim Fahren entscheiden, ob aus den Boxen Punkrock oder Schlager kommt. Bei einer neuen Straßenbahn ist das nicht so einfach.

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Der Geschäftsbericht der RNV weist für das Jahr 2023 insgesamt 166,5 Millionen Fahrgäste aus, die durch ein Verkehrsgebiet mit drei Großstädten mit ganz unterschiedlichen Anforderungen reisen. Neue Straßenbahnen, die von so vielen Fahrgästen genutzt werden, können also immer nur ein Kompromiss sein. Für besonders große und besonders kleine Menschen werden die Haltegriffe nie in perfekter Höhe sein, das Miteinander von Kindern mit Schulranzen, Eltern mit Kinderwagen und Senioren mit Gehilfen wird auf so engem Raum nie konfliktfrei verlaufen.

Eine Rundfahrt mit dem Projektleiter zeigt leider: Viel Spielraum, Dinge anders zu machen, hat die RNV nicht. Einiges ist schlichtweg gesetzt, etwa die Breite der Bahnen und wegen der für eine höhere Traglast benötigten Achsen auch die Breite der Durchgänge. Vorgaben zu Sicherheit oder Klimatisierung schränken den Spielraum weiter ein. Das wiederum sorgt für weitere Unzufriedenheit bei den Nutzern. Die Situation ist verfahren.

Gerade deswegen sollte sich die RNV die derart massiv geübte Kritik an den neuen Straßenbahnen zu Herzen nehmen. Schließlich sind es ihre Kundinnen und Kunden, die unzufrieden sind. Dazu gehört – auch wenn sich vieles nicht ändern lassen mag –, die Bereitschaft zu zeigen, Dinge zu überprüfen. Sind vielleicht doch mehr Haltemöglichkeiten im Bereich der Türen denkbar? Macht es doch Sinn, in den Austausch der Holzsitze zu investieren, wenn sie weiterhin so viel Unmut auf sich ziehen? Schon Kleinigkeiten können ein Signal an die Nutzer sein und helfen, die Akzeptanz der neuen Straßenbahnen zu verbessern.

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Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

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