Mannheim. Der Oberbürgermeister und die breite Mehrheit von 45 Stadträten stimmten im Gemeinderat zu: Ab der neuen Spielzeit im September wird das Nationaltheater seine Eintrittspreise noch stärker erhöhen als von der Verwaltung zunächst vorgeschlagen. Das geht auf einen Antrag der Grünen zurück, die Tickets um zusätzliche drei Euro in Preisgruppe I und zusätzliche zwei Euro in Preisgruppe II anzuheben. Langfristig wird das nicht reichen, darin waren sich alle Fraktionen einig.
Nächste Erhöhung bei Ticket-Preisen im Nationaltheater vermutlich in zwei Jahren
Zuletzt waren die Eintrittspreise 2023 angepasst worden. Verwaltung und Intendant legten dem Gemeinderat nun eine Berechnung vor, je nach Preiskategorie zwischen acht und zehn Prozent mehr zu verlangen sowie die Preisstruktur mehr an die Nachfrage sowie die Größe der Produktionen anzupassen. Man bewege sich damit „im Mittelfeld“ anderer Theater, so Kulturbürgermeister Thorsten Riehle, aber sei eben auch nicht mit Stuttgart und Frankfurt vergleichbar. In zwei Jahren werde die nächste Erhöhung folgen, kündigte er an.
Die Grünen warfen der Verwaltung vor, ihre Erhöhungsvorlage sei „zu konservativ“, so Stadtrat Chris Rihm. Die Käufer der besseren Plätze, die es sich in der Regel leisten könnten, sollten angesichts der enormen finanziellen Herausforderungen und der Preiserhöhungen bei anderen Einrichtungen, etwa den Stadtparks, einen noch stärkeren Beitrag leisten. Dem folgten alle Fraktionen.
Die AfD fand die Erhöhung zwar immer noch zu gering, „aber immerhin ist Bewegung drin“, stimmte deren Fraktionschef Jörg Finkler zu. „Sinnvoll und moderat“ fand Dennis Ulas (Linke) die Erhöhung, da man von einer zahlungskräftigen Klientel mehr verlange, aber das Theater weiter „breiten Schichten zugänglich“ mache.
Achim Weizel (ML) mahnte, man dürfe in der „Phase des Übergangs“ während der Generalsanierung weder das Ensemble noch die Qualität reduzieren. Dass das Nationaltheater, wie von der Verwaltung vorgerechnet, derzeit nur fünf statt früher zwölf Prozent seiner Kosten über Eintrittsgelder erwirtschafte, liege allein an dem zusätzlichen Aufwand der Generalsanierung sowie den geringeren Platzkapazitäten in den Ersatzspielstätten.
Kostendeckungsgrad zu gering: Das macht den Stadträten in Mannheim Sorgen
Doch genau dieser geringe Kostendeckungsgrad macht weiten Teilen des Gemeindrats Sorgen. „Der Deckungsbeitrag ist zu gering“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Claudius Kranz. Im Kulturausschüss müsse man mal genauer diskutieren, was passieren müsse, damit das Publikum wieder mehr ins Theater gehe.
„Wenn wir schon so viel investieren, müssen wir schauen, dass wir das Theater so attraktiv aufstellen, dass nicht nur die Premieren voll sind“, forderte er. „Wir brauchen eine viel grundsätzlichere Diskussion“, schloss sich dem Heidrun Kämper (SPD) an. Man müsse bei den Eintrittspreisen „aufpassen, dass wir das Publikum nicht verlieren“, denn das Theater habe auch eine sozialen und einen Bildungsaufgabe, gab sie zu bedenken.
Birgit Reinemund (FDP) trug die „maßvolle Erhöhung“ der Eintrittspreise mit. Während der Sanierungsphase müsse man bei den Preisen „sehr vorsichtig vorgehen“, aber vor der Einweihung des sanierten Baus „intensiv inhaltlich und strukturell diskutieren“, wie es mit dem Theater weitergehe. Einzelstadtrat Julien Ferrat wollte das Nationaltheater „gesundschrumpfen“ und verglich es mit einer Postkutsche, deren Zeit abgelaufen sei.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Auf Mannheim wartet eine Herkules-Aufgabe