SVW-Jahreshauptversammlung am Montag - Südtribüne soll nach dem früheren Torwart und Trainer benannt werden / Abstimmung am Montagabend

Pradt als Namenspate für Waldhof-Südtribüne: "Das würde den Walter sehr freuen"

Von 
Steffen Mack
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Christine Pradt mit einem ihrer Lieblingsfotos: Es zeigt ihren verstorbenen Mann Walter Pradt, wie ihn seine Spieler nach einem Aufstieg feiern. © Steffen Mack

Mannheim. Im Sprachgebrauch vieler Fans ist er immer noch lebendig. Christine Pradt freut sich jedes Mal, wenn sie einen der - überwiegend jungen - Männer am Bierausschank ins Handy sagen hört: „Ich bin grad’ beim Walter.“ Sören Runke vom Fan-Dachverband PRO Waldhof drückt sich differenzierter aus: „Wenn es jemand von auswärts ist, sage ich ,im Soccercenter’, bei allen aus Mannheim ,beim Pradt’.“

Nun soll die anhaltende Bewunderung für den früheren Torwart und Trainer, 2014 mit 65 Jahren an Leukämie verstorben, quasi in Stein gemeißelt werden. Auf der SVW-Mitgliederversammlung am Montagabend steht als Punkt 2.2 auf der Tagesordnung: „Umbenennung der Südtribüne des Carl-Benz-Stadions in Walter-Pradt-Tribüne.“

Runke findet, dass das sehr gut passen würde. Schließlich sei Pradt oft erst kurz vor Anpfiff aus seinem Soccercenter neben dem Stadion rübergekommen und auf die „Süd“ direkt am Haupteingang geeilt. Und verdient habe er sich die Benennung nach ihm nicht nur mit seiner stets großen Nähe zu den Fans, sondern auch mit zahlreichen Tätigkeiten im Verein. „Bis auf den Hausmeister hat er ja alles gemacht“, lacht Runke. Doch bei Pradts handwerklichen Fähigkeiten wäre vermutlich auch das kein Problem gewesen.

Walter Pradt 1984 beim 2:1 Auswärtssieg in München. Links SVW-Verteidiger Roland Dickgießer mit Bayern-Stürmer Roland Wohlfahrt. © imago/Sven Simon

Die Idee, nach ihm mal die „Süd“ zu benennen, entstand laut Runke schon 2014 unmittelbar nach Pradts Tod, als bei einem Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund die Haupttribüne umgetauft wurde. Sie heißt seither nach dem jahrzehnte-langen Präsidiumsmitglied Walter Spagerer. Die Osttribüne war zwei Jahre zuvor, am 100. Geburtstag von Otto Siffling, nach diesem früheren Spieler benannt worden. Damit hätten alle Heimtribünen ihre Namenspaten (für die Gästetribüne wird laut Runke nur spaßeshalber mitunter der nicht allzu beliebte DFB-Funktionär Rainer Koch genannt).

Demokratische Entscheidung

Bei PRO Waldhof hätten sie sich zwar gleich auf Pradt geeinigt, berichtet der Vorsitzende. Danach seien aber von einzelnen Fans auch Alternativkandidaten genannt worden, etwa Rekordspieler Günter Sebert. Daher solle es nun eine demokratische Entscheidung geben.

Die Vereinsspitze sei ebenso wie die Spielbetriebs-GmbH mit Pradt sehr einverstanden, sagt Vizepräsident Horst Seyfferle. Eine Umbenennung wäre auch so möglich. Man erfülle aber gern den Wunsch des Fan-Dachverbands, darüber die Mitglieder abstimmen zu lassen.

Eine breite Mehrheit pro Pradt gilt als sehr wahrscheinlich. Nicht nur wegen der vielen Fans, die „beim Walter“ vor oder nach Spielen gern was trinken oder unter der Woche selbst dort kicken. Vielen Älteren ist er auch als erfolgreicher Elfmeterschütze und Teil jener Mannschaft in großartiger Erinnerung, die 1983 in die Erste Liga aufstieg. Sein legendärster Auftritt war ein Jahr später ein sensationeller 2:1-Sieg beim damals noch ungeschlagenen FC Bayern. Pradt stellte sich mit einem gerade erst ausgeheilten Schienbeinbruch trotz Schmerzen ins Tor, am Ende konnte er keine Abstöße mehr machen. Das Fachblatt „Kicker“ gab ihm die Note 2,0, eine bessere bekam bei jener Partie niemand.

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Aus seiner aktiven Zeit hat Pradt, in der Fußballszene bis zuletzt gut vernetzt, seinen Gästen im Soccercenter auf Wunsch gern erzählt. Was würde er wohl sagen, wenn er das von der Tribüne wüsste? „Das würde den Walter sehr freuen“, weiß Christine Pradt. Auch wenn ihr Mann ein pragmatischer Mensch gewesen sei, „Gefühlsduselei war nicht so seins“. Die Witwe glaubt indes, dass er auch eine gewisse Genugtuung empfinden würde, schließlich sei er dreimal als Waldhof-Trainer „gegangen worden“. Vor allem das letzte Mal habe ihn sehr geärgert. 2010 schaffte die Mannschaft unter ihm den Klassenerhalt, musste aber dennoch in die Oberliga absteigen, weil das damalige Präsidium Insolvenz anmeldete.

Zur heutigen SVW-Spitze hat Christine Pradt keinen Kontakt. Vor drei Jahren, als das Soccercenter wegen rigider Sicherheitsauflagen bei Heimspielen zwischenzeitlich schließen musste und wirtschaftliche Probleme bekam, sagte ihr Geschäftsführer Markus Kompp als „Zeichen der Solidarität innerhalb der Waldhof-Familie“ eine Gratis-Mitgliedschaft im Businessclub zu. „Danach habe ich nie wieder was von ihm gehört“, so Christine Pradt.

Im Stadion war sie schon lange nicht mehr. Weil Einwegbecher verboten wurden, müssen sie und ihr Team während der Partien immer spülen, um nach Abpfiff wieder genügend Becher zu haben. Aber wenn das neue Namensschild über der „Süd“ aufgehängt wird, will man sie laut Seyfferle als Ehrengast einladen. „Dann gehe ich natürlich hin“, sagt Christine Pradt, als sie das hört. Statt Becher zu spülen, könnte sie - wie früher - mal wieder stolz auf „ihren Walter“ im Stadion sitzen.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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