Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Debatte um neues Waldhof-Stadion: Bloß kein Millionengrab

Den Traum vieler Fußball-Funktionäre hat der SC Freiburg realisiert. Im Oktober 2021 eröffneten die Südbadener ihre moderne Arena, die den Bundesligisten zukunftssicher aufstellen soll. Eine neue Spielstätte mit vielen Logen bietet jedem Profiverein eine ideale Plattform zur Weiterentwicklung. Einen Automatismus für sportlichen Erfolg beinhaltet ein Neubau aber nicht. „Auch ein schönes Stadion schießt keine Tore“, hat Freiburgs Sportvorstand Jochen Saier dazu richtigerweise angemerkt.

200 Kilometer weiter nördlich haben die Verantwortlichen des SV Waldhof die Diskussion um ein neues Fußball-Stadion in Mannheim zuletzt angefacht. Präsident Bernd Beetz hat 60 Millionen Euro für einen Neubau angeboten und damit den Druck auf die Stadt erhöht – auch wenn weiter ein wenig nebulös bleibt, wie sich der Waldhof-Mäzen die Finanzierung konkret vorstellt und ob auch andere Investoren beteiligt wären. Ungeachtet des sich abzeichnenden Konflikts zwischen Kommune und Verein, bei dem es vor allem um die Frage der Zukunftsfähigkeit des Carl-Benz-Stadions geht, muss aber sichergestellt sein, dass eine neue Fußball-Arena sich auch perspektivisch wirtschaftlich trägt.

Es darf nicht so werden wie in Aachen, wo die viel zu hohen Kosten des neuen Tivoli die mittlerweile in der Regionalliga dümpelnde Alemannia in die Insolvenz schickten. Oder wie in Kaiserslautern, wo das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt insgesamt eine dreistellige Millionensumme zuschießen mussten, damit der Betzenberg nicht als mahnende Ruine der Verschwendung endet. Selbst groß gedachte Umbauprojekte wie in Karlsruhe, deren Rechnung quasi nur dann aufgeht, wenn der KSC mindestens in der 2. Liga spielt, verbieten sich mit Blick auf die jüngere Vergangenheit des SV Waldhof.

Egal an welchem Standort: Bei der Entscheidung für einen Neubau muss eine solide Kalkulation auch sportlichen Misserfolg einrechnen. Damit der Traum vom Stadion nicht zum Millionengrab – und damit zum Alptraum für Verein und Steuerzahler wird.