60 Millionen für Neubau?

Stadion von SV Waldhof Mannheim: Bürgermeister Eisenhauer bei Angebot von Beetz noch skeptisch

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Steffen Mack
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Ausverkauftes Haus: Das Südwest-Derby am vergangenen Sonntag im Carl-Benz-Stadion sahen 19 000 Zuschauer, hier das Maximum in der Pandemie. © PIX/Stadt

Waldhof-Mäzen Bernd Beetz soll bereit sein, ein neues Fußballstadion für 60 Millionen Euro zu finanzieren. Im Interview erklärt Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer, warum er da noch skeptisch ist.

Herr Eisenhauer, was halten Sie von dem 60-Millionen-Angebot?

Ralf Eisenhauer: Zunächst einmal habe ich Zweifel, ob diese Größenordnung ausreicht. Andere Stadien, etwa in Freiburg und Karlsruhe, waren deutlich teurer oder wurden, etwa von Hoffenheim, vor zehn Jahren errichtet. Außerdem ist mir noch nicht klar, was mit „finanzieren“ gemeint ist. Wenn es da nur um eine Vorfinanzierung geht, brauchen wir die eher nicht. Als leistungsfähige Stadt sind wir in der glücklichen Lage, unsere Investitionen sehr günstig zu finanzieren.

Hat man Ihnen noch nicht gesagt, was darunter zu verstehen ist?

Eisenhauer: Nein, bisher nicht.

Aber laut Geschäftsführer Markus Kompp wurde Ihnen das Angebot schon vor Monaten unterbreitet?

Eisenhauer: Ich habe Herrn Beetz senior noch nicht kennengelernt. Gespräche hatte ich bisher nur mit Herrn Kompp und einmal mit Herrn Beetz junior. Dabei wurde angeboten, dass die Familie ein Geschäftsmodell für höherklassigen Fußball in Mannheim unterstützen wolle und dass dazu ein neues Stadion mit Hotel, Gastronomie, Konferenzzentrum und so weiter gehöre.

Wurde gesagt, ob es dabei nur ums Geld der Familie Beetz geht oder auch um Dritte als Investoren?

Eisenhauer: Nein. Wie und in welcher Form die Bereitschaft zum Engagement besteht, blieb offen.

Wie haben Sie reagiert?

Eisenhauer: Ich habe mich gefreut, dass eine grundsätzliche Bereitschaft besteht, sich in finanzieller Form einzubringen. Entscheidend ist aber für mich zunächst, wie groß der Sanierungsbedarf im Carl-Benz-Stadion ist und welche Investitionen bei weiteren Aufstiegen sowie zur Zukunftsfähigkeit nötig wären. Das lassen wir ja gerade in Gutachten prüfen. Dann erst werden wir über Finanzierungsfragen sprechen.

Ihr Standpunkt ist unverändert, dass das Carl-Benz-Stadion der richtige Ort für Profifußball ist?

Eisenhauer: Grundsätzlich ja. Was genau zu tun ist, müssen wir nun aber eben erst mal sehen.

Herr Kompp sagt, Bernd Beetz sei nur zur Finanzierung eines Neubaus an einem anderen Standort bereit, eine Sanierung am jetzigen sei allein Sache der Stadt. FDP-Fraktionschefin Birgit Reinemund hat das eine „Erpressungstour“ genannt. Sehen Sie das auch so?

Eisenhauer: Diese Entweder/Oder-Haltung habe ich so noch nicht vernommen. Da müsste man sicher inhaltlich darüber diskutieren, was unsere Aufgabe ist und was nicht.

Was ist sie in Ihren Augen?

Eisenhauer: Als Eigentümerin wollen wir das Stadion in einen guten und zeitgemäßen Zustand versetzen, in dem es den Anforderungen der Dachverbände DFB und DFL genügt. Wenn es um zusätzlich gewünschte Einrichtungen für Events und größtmöglichen Profit geht, dann muss sich der Mieter daran beteiligen, beziehungsweise diese selbst übernehmen.

Gilt das auch für den VIP-Bereich?

Eisenhauer: Selbstverständlich. Die Vermietung von Logen und dergleichen würde ja zum Geschäftsmodell der Spielbetriebs-GmbH gehören.

Wäre ein Ausbau des VIP-Bereichs im Carl-Benz-Stadion machbar?

Eisenhauer: Ja, da gibt es durchaus Möglichkeiten. Man könnte etwa die Lücken an beiden Seiten der Westtribüne schließen und auf der Haupttribüne VIP-Bereiche schaffen. Letzteres haben wir schon vor eineinhalb Jahren belastbar prüfen lassen und der Spielbetriebs-GmbH mitgeteilt.

Neubau-Befürworter verweisen auch auf die beengten Verhältnisse rund ums Stadion. Halten Sie den Sportpark mit all den Vereinen dort für zukunftsfähig?

Eisenhauer: Ja. Das ist eher ein Argument gegen einen Neubau an anderem Ort: Man müsste ja, wenn man den jetzigen Standort städtebaulich anders nutzen wollte, den kompletten Sportpark mit auf eine riesige, neu zu erschließende Fläche umziehen. Das wäre noch deutlich teurer.

Geld erhoffen sich manche davon, am jetzigen Standort hochwertigen Wohnraum zu schaffen . . .

Eisenhauer: Das halte ich für eine Milchmädchenrechnung . . .

. . . weil es wegen der Gleise an drei von vier Seiten baurechtlich gar nicht genehmigungsfähig wäre, wie Jörg Schmidt sagt, der frühere Vize des Verwaltungsgerichtshofs?

Eisenhauer: So ist auch die Einschätzung in unserem Hause. Abgesehen davon halte ich Veränderungen im näheren Umfeld des Stadions - etwa Richtung Theodor-Heuss-Anlage - für möglich, um Sicherheit und Logistik zu verbessern. Das prüfen wir ebenfalls.

Aber könnte man nicht an einen Punkt kommen, an dem alles so teuer würde, dass ein Komplett-Neubau doch günstiger wäre?

Eisenhauer: An Spekulationen darüber möchte ich mich nicht beteiligen. Wir gehen einen Schritt nach dem anderen. Am 2. Juni werden wir dem Sportausschuss die Gutachten vorstellen und dann im Gemeinderat das weitere Vorgehen beraten.

Fällt da eine Entscheidung noch vor den Sommerferien?

Eisenhauer: So schnell wohl nicht. Es geht ja hier um beträchtliche Haushaltsmittel. Ich sehe auch keine Eile geboten: Selbst wenn der SV Waldhof schon in diesem Sommer den Zweitliga-Aufstieg schaffen sollte, könnte er mit DFB-Ausnahmegenehmigung weiter in einem nur Drittliga-tauglichen Stadion spielen.

Glauben Sie als Fußballfan und langjähriger Stadion-Stammgast an einen Aufstieg im Sommer?

Eisenhauer: Ich glaube, das Rennen um Platz drei wird sehr eng. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ein Aufstieg schon in diesem Sommer so gut wäre. Nicht, dass es ohne eine wettbewerbsfähige Mannschaft direkt wieder nach unten geht.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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