Landwirtschaft

Polarisierender Protest: Die Reaktionen zur Bauerndemo in Mannheim

Die einen haben Verständnis, die anderen genug: Hunderte von Traktoren sind am Mittwoch wegen der Bauernproteste durch Mannheim gerollt. Die Reaktionen zu der Aktion fallen unterschiedlich aus

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Kai Plösser
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Ein Polizeibeamter sichert die Kreuzung am Nationaltheater für die Protestfahrt der Landwirte durch Mannheim. © Kai Plösser

Sie haben es wieder getan. Erneut haben Landwirte aus dem Rhein-Neckar-Kreis mit ihren Fahrzeugen für ihr Anliegen protestiert, so dass am Donnerstag auch der Verkehr in Mannheim zeitweise beeinträchtigt ist. Gegen 12 Uhr fährt der Zug an der Kreuzung Friedrichsring/Goethestraße am Nationaltheater vorbei. Nach Angaben einer Polizeibeamtin, die die gesperrte Kreuzung bewacht hat, habe dies rund eine halbe Stunde gedauert.

Etwa 150 landwirtschaftliche Fahrzeuge, größtenteils Traktoren, seien am Mittag durch die Quadratestadt gefahren, teilt eine Behördensprecherin auf Nachfrage mit. Der Mannheimer Landwirt Wilken Mampel, der die Proteste mitorganisiert, geht von weit mehr aus: „Bestimmt 500“ Fahrzeuge seien durch Mannheim gerollt, sagt er. 1,5 Stunden hätten sie für die Route durch die Stadt gebraucht.

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Die Demo sei wie die am vergangenen Montag ein Erfolg gewesen. „In Mannheim war der Zuspruch groß“, betont Mampel. Viele Menschen am Straßenrand hätten etwa den Daumen hochgehalten. Die Aktion wurde laut dem Landwirt schon Ende Dezember geplant. „Dass es aber so groß wird, war uns nicht bewusst.“

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Trotz der Größe und Dauer des Protests kommen die Verkehrsteilnehmer in Mannheim am Mittwoch noch gut weg. „Überraschend schnell“ habe sich der Konvoi von Wallstadt über die Innenstadt bis nach Seckenheim geschlängelt, fand die Polizeisprecherin. Dennoch dürften auch diesmal wieder viele – ob in Bus, Bahn oder im Auto – von den Protesten betroffen gewesen sein. „Ich habe keine Zeit. Ich muss auf einen Termin, und die Bahn hatte wegen der Demo Verspätung“, sagt ein Mann an der Haltestelle Rosengarten im Vorbeigehen.

„Die verdienen genug“

Einer Frau ergeht das nicht anders, ganz so viel Zeitdruck hat sie aber nicht. Die Verspätung habe sich in Grenzen gehalten, sagt sie. Verständnis für die Proteste der Landwirte hat sie jedoch nicht: „Ich halte davon nichts, weil ich glaube, die verdienen genug“, erklärt sie. Auch in der Bahn, aus der sie kurz zuvor ausgestiegen ist und in der über das Thema gesprochen worden sei, habe diese Meinung vorgeherrscht. Ein Mann, der ebenso anonym bleiben will, schlägt in dieselbe Kerbe: „Ich erlebe seit Jahrzehnten, dass die Bauern unterstützt werden von der EU, mit Subventionen in allen Bereichen.“ Zwar könne jeder seine Meinung kundtun, aber es müsse eine gewisse Verhältnismäßigkeit geben. „Ich finde diese Art und Weise, wie das läuft, strategisch überzogen“, betont der Mann. „Von außen betrachtet scheinen mir viele Dinge emotional überzogen.“ Sein Tipp: „Runterfahren und verhandeln.“ Optimistisch, dass sein Rat umgesetzt werden könnte, ist er aber nicht: „Die Leute müssen miteinander reden lernen. Aber das Redenlernen ist eine Kunst.“

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Mehr Verständnis für die Form der Proteste hat Cem Yalcinkaya: „Es ist ihr legitimes Recht, dass sie demonstrieren.“ Auch damit, dass sich die Demos auf den Straßenverkehr auswirken, hat er keine Probleme: „Das Ziel ist, dass die Menschen spüren, dass sie ihr Anliegen in die Öffentlichkeit tragen. Das ist dann immer mit Einschnitten verbunden“, sagt Yalcinkaya.

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Von Einschnitten spürt Carina Carle nur wenig, auch wenn sie wegen der Demo rund zehn Minuten im Stau gestanden habe. „Man ist da jetzt nicht so krass eingeschränkt. Ich finde das völlig in Ordnung“, meint die 32-Jährige. Carle schiebt hinterher: „Dadurch bekommen sie ja auch Aufmerksamkeit, anders geht das vielleicht nicht.“ Den Unmut der Landwirte könne sie verstehen und habe deswegen sowohl Verständnis für die Proteste als auch für die Art und Weise, wie die Landwirte vorgehen: „Ich finde es gut, dass die Bauern sich deutschlandweit zusammenschließen und protestieren“, sagt Carle.

Demo verläuft friedlich

Die Teilnehmenden des Protestzugs waren laut Polizei bereits um 9.30 Uhr mit rund 130 Fahrzeugen in Weinheim gestartet. Nachdem Mannheim durchquert war, ging es im weiteren Verlauf über Heidelberg nach Sinsheim, wo eine Abschlusskundgebung stattfand. 800 teilnehmende Fahrzeuge hatte die Polizei bis hierhin gezählt. Landwirt Mampel spricht dagegen von 1500 bis 2000 Fahrzeugen, die am Abend an der Sinsheimer Arena zusammengekommen sind.

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Nach Polizeiangaben sei die Demo friedlich verlaufen: „Im Zusammenhang mit der Versammlung kam es zu keinen wesentlichen Verkehrsbeeinträchtigungen, und sie verlief weitestgehend störungsfrei.“ Das ist auch im Sinne von Wilken Mampel: „Es ist ein friedlicher Protest, der wachrütteln soll“, betont er.

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