Estell Baumann ist Scheidungsanwältin, die momentan neue Mandanten sogar ablehnen muss. Anderen Scheidungsanwälten geht es ähnlich, wie sie zu berichten weiß. Im Podcast „Mensch Mannheim“ spricht Baumann über kaputte Ehen, Trennungsgründe, veränderte Rollenbilder und darüber, warum Scheidungsanwälte viel mehr als ein juristischer Beistand sind.
Ihren ersten Anwaltsjob hatte Baumann in einer Mannheimer Kanzlei, lebte auch in Mannheim - bis sich dann eine Option auftat, die sie nicht ablehnen konnte: Mit einer Kollegin machte sie sich in Heidelberg selbstständig. Diese Bauchentscheidung vor sieben Jahren bereut die Juristin bis heute nicht.

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Als Kind liebte sie die US-Anwaltsserie „Matlock“, aber ins Fach der Strafverteidigung wie das TV-Idol wollte Baumann nicht gehen. Sie zog es ins Familienrecht. Dort erlebt Baumann, wie sich der Kulturwandel hin zu einer gesellschaftlich akzeptierten Scheidung weiter vollzieht. Die Scheidungsquote ist nach Worten der Anwältin allerdings seit Jahrzehnten sehr hoch, bei 33 Prozent und teilweise mehr. Die Scham lasse aber nach bei dem Thema.
Die Emanzipierung der Frau und die veränderte Rollenverteilung in der Ehe würden den Ausstieg aus der Ehe erleichtern - sowohl für Frauen als auch für Männer treffe dies zu. Aktuell komme als Thema hinzu, dass die Menschen mehr auf sich selbst gucken: „Bin ich noch angekommen in meinem Leben oder muss ich irgendwas ändern?“ Manche Paare leben sich auseinander, andere wollen das Ende wegen eines Betrugs. Oft gehe es dann um Geld, gemeinsam angeschaffte Güter, um die Kinder und immer wieder um psychische und physische Gewalt.
Was ihr dabei auffällt: Rund um Weihnachten oder nach Urlauben steigt die Zahl der potenziellen Mandanten in der Kanzlei. Ein klassisches Scheidungsalter erkennt sie dabei nicht, aber sie erlebt ein wiederkehrendes Phänomen: Wenn Paare etwa zehn Jahre zusammen waren und dann heiraten, komme es oft nach kurzer Zeit zu Scheidungen.
Baumann erklärt in dieser Podcast-Folge auch, wie sie mit ihrer eigenen Scheidung umging, warum sie sich auch als Lebensbegleiterin sieht und wie sie inzwischen mit anderen Anwälten gemeinsam versucht, „Familienrichter zum Teil zu umgehen“.
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