Mannheim. Wenn im Quadrat N 2 tatsächlich einmal der lange geplante Neubau für die Stadtbücherei entsteht, dann wird er wohl - anders als ursprünglich geplant - keine Tiefgarage haben. So steht es in einer Beschlussvorlage der Stadtverwaltung zum aktuellen Stand des Projekts, um den es am Donnerstag im Bildungsausschuss des Gemeinderats geht. Damit würde das heute in N 2 stehende mehrgeschossige Parkhaus mit 485 Plätzen wegfallen, ohne dass es zumindest einen teilweisen Ersatz an gleicher Stelle gibt.
Das soll die neue Stadtbibliothek in Mannheim kosten
In der Vorlage macht die Stadtverwaltung zudem eine Reihe von Einsparvorschlägen bei dem geplanten viergeschossigen Bücherei-Gebäude - und nennt auf dieser Grundlage eine aktuelle Preisprognose für das bereits seit sechs Jahren geplante Projekt: nach jetzigem Stand 74,5 Millionen Euro, inklusive Neugestaltung des vor dem Neubau liegenden Dalbergplatzes.
Das ist mehr als das Doppelte der Kosten, die 2017 beim Grundsatzbeschluss für die neue Bücherei im Raum standen. Damals war in einer ersten - allerdings nur sehr groben - Schätzung von 33 Millionen Euro die Rede. Nach genaueren Berechnungen nannte die Stadt 2020 dann rund 62 Millionen Euro. Der Hauptgrund für die Steigerung liegt in den drastisch gestiegenen Baupreisen, wie es in der Vorlage heißt.
Warum die neue Stadtbücherei in Mannheim keine Tiefgarage bekommt
Eigentlich hatten die Stadt Mannheim und die Mannheimer Parkhausbetriebe (MPB) - eine städtische Tochtergesellschaft - die neue Bücherei gemeinsam bauen wollen. Den MPB gehört das Parkhaus in N 2. Unter der neuen Bücherei war eigentlich eine Tiefgarage mit zuletzt zwei geplanten Geschossen und 172 Plätzen vorgesehen.
Doch die gestiegenen Baukosten waren auch der Grund dafür, dass die MPB jetzt aus dem Projekt aussteigen möchten, wie es in der Vorlage heißt. Bei den jetzigen Preisen sei die geplante Tiefgarage aus Sicht der MPB nicht mehr wirtschaftlich zu bauen. Das bestätigt MPB-Geschäftsführer Carsten Südmersen auf „MM“-Anfrage: Die Baupreissteigerung habe dazu geführt, dass die Kosten pro Stellplatz zu hoch und nicht mehr nachhaltig seien. Daher habe er der Stadtverwaltung mitgeteilt, dass die MPB aussteigen wolle.
Wie viel mehr der Neubau der Stadtbücherei mit Tiefgarage gekostet hätte
Durch den Wegfall der Tiefgarage wird der Bücherei-Neubau laut der Vorlage um rund fünf Millionen Euro billiger. Für eine Tiefgarage ist das ein vergleichsweise niedriger Betrag. Dass die Einsparung durch den Tiefgaragen-Wegfall unterm Strich lediglich so gering ausfällt, erklärt sich dadurch, dass mit der MPB der Projektpartner wegfällt, der laut Südmersen rund 20 Prozent der Gesamtkosten getragen hätte.
Manches - wie den Abriss des Parkhauses - muss jetzt die Stadt selbst übernehmen. Auch weitere Einsparmöglichkeiten, die die Verwaltung in der Vorlage präsentiert, liegen lediglich in einer Größenordnung von rund 1,2 Millionen Euro - zum Beispiel etwas weniger Glas in der großen Glasfassade des Neubaus und standardisierte Teile beim Innenausbau. So kommt die Verwaltung am Ende auf die genannten 74,5 Millionen.
Ob es auch ohne Parkhaus genügend Parkplätze in der Innenstadt gibt
Aber gibt es noch genügend Parkplätze in der Innenstadt, wenn das N2-Parkhaus abgerissen wird und der Neubau ohne Tiefgarage entsteht? „Es wird eng, aber es ist machbar“, antwortet MPB-Chef Südmersen auf diese Frage. Es gebe insgesamt vielleicht „fünf bis zehn Tage im Jahr“, an denen die Parkplätze in der City knapp würden.
Etwa an den Tagen vor Weihnachten, an Brückentagen, oder wenn größere Veranstaltungen in der Stadt seien. „Aber da wurde es bisher auch schon eng“, sagt Südmersen. Derzeit gibt es in der Mannheimer Innenstadt nach seinen Angaben rund 9800 Plätze in Tiefgaragen und Parkhäusern, dazu kommen weitere 2900 oberirdische Parkplätze. Für die zahlreichen Dauerparker im N2-Parkhaus werde man freilich Plätze in anderen, möglicherweise weiter entfernteren Parkhäusern finden müssen, erklärt Südmersen.
Der MPB-Ausstieg hat aber noch eine andere Folge. Die Stadt muss das Grundstück von ihrer Tochter zurückkaufen - und zwar zum marktüblichen Preis. Das sind laut Vorlage inklusive Grundwerbersteuer knapp 9,8 Millionen Euro. Dieser Betrag kommt zu den 74,5 Millionen noch dazu - auch wenn man natürlich argumentieren könnte, dass es sich hier lediglich um eine Art „Umschichtung“ innerhalb des städtischen Besitzes handelt - von der städtischen Tochter MPB zur Stadt Mannheim.
Darum will die Verwaltung eine neue Stadtbibliothek in Mannheim
Unabhängig davon betont die Stadtverwaltung in der Vorlage noch einmal die Notwendigkeit eines Neubaus - unter anderem, um die bislang in der Innenstadt auf zwei Standorte (Dalberghaus und Stadthaus) verteilte Bücherei an einem Ort zusammenzuführen, der auch ein „zeitgemäßes Raumkonzept“ bietet. Fürs weitere Vorgehen schlägt die Verwaltung dem Gemeinderat nun Folgendes vor: Die Stadträte sollen eine sogenannte Entwurfsplanung für den Neubau unter den genannten Rahmenbedingungen beschließen.
Das dürfte genau so passieren, denn die Befürworter eines Neubaus - neben dem rot-rot-grünen Lager auch die Fraktion von FDP/MfM - haben eine Mehrheit im Rat. Die endgültige Entscheidung fällt in der Sitzung am 12. Dezember. Im Doppelhaushalt für die Jahre 2025/2026, der Ende 2024 beschlossen wird, müsste dann die Finanzierung für den Neubau konkret eingeplant werden.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Neue Stadtbibliothek in Mannheim: Extrem teuer, aber extrem lohnend