Stadtbücherei - „Gregs Tagebuch“ des Amerikaners Jeff Kinney und Sebastian Fitzeks Thriller „Das Paket“ sind die Hits 2017

Kinderbücher am meisten ausgeliehen

Von 
Timo Schmidhuber
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Ihr Korb ist voll. 19 Bücher hat Jeanette Krämer am Ausleihcomputer in der Stadtbibliothek eingescannt und eingepackt, darunter viele Kochbücher. Solche nimmt sich die 58-Jährige besonders gerne mit, „ich ändere die Rezepte dann immer ein wenig ab“, erzählt sie. Mit der Auswahl in dieser Sparte in der Stadtbibliothek ist die frühere Mannheimerin, die jetzt in Bad Dürkheim wohnt, sehr zufrieden. Insgesamt sind es allerdings nicht Kochbücher, die die Ausleih-Hitliste des Jahres 2017 anführen. Sondern Romane und vor allem Kinderbücher. Bei Letzteren lag vergangenes Jahr „Dumm gelaufen!“, Teil sieben der Reihe „Gregs Tagebuch“ des Amerikaners Jeff Kinney, an der Spitze. Bei der Literatur für Erwachsene stand der Thriller „Das Paket“ von Sebastian Fitzek oben. Und in der Kategorie „elektronische Bücher (E-Books)“ lag Jussi Adler-Olsens „Selfies“ vorne.

Beliebte Tiptoi-Bände

Die Spitzenplätze bei den Kinder- und Jugendbüchern sind komplett von Kinneys Comic-Romanen besetzt – das war schon 2016 so. Bei der Erwachsenenliteratur liegt der Liebes- und Nachkriegsroman „Über uns der Himmel, unter uns das Meer“ der Britin Jojo Moyes auf Platz zwei – sie war bereits 2016 mit zwei Titeln unter den ersten drei. Von den beliebtesten Büchern hat die Bibliothek zum Teil jeweils mehr als 20 Exemplare.

Ähnlich hohe Ausleihzahlen wie die Spitzenreiter bei den Romanen haben die Tiptoi-Bücher, wie Bibliotheksleiter Bernd Schmid-Ruhe berichtet. Das sind Bücher, bei denen Kinder mit einem digitalen Stift Bilder und Symbole berühren können – und dann per Lautsprecher Erläuterungen zu einem Thema bekommen. Der Tiptoi-Band „Sicher im Straßenverkehr“ wurde mit 179 Mal fast so oft mitgenommen wie Fitzeks Thriller. Generell haben die Spitzenreiter bei den Kinderbüchern deutlich höhere Ausleihzahlen als die bei den Erwachsenen.

Schulen nutzen Angebot

Rund 1,1 Millionen gedruckte Bücher hat die Stadtbibliothek Schmid-Ruhe zufolge im vergangenen Jahr verliehen, dazu rund 130 000 E-Books. „Die Ausleihe von gedruckten Büchern nimmt ab, die von E-Books zu, das ist ein weltweiter Trend.“ Heutzutage sei eine Bücherei aber ohnehin längst „mehr als ein Abholort für Bücher“, erklärt der Leiter. Jugendliche träfen sich zum gemeinsamen Lernen, Gruppen aus Kindergärten oder Schulen nutzten Kreativ-Angebote und Lesungen. „Wir haben mehr als 3000 Veranstaltungen im Jahr, die Besucherzahl hier steigt“, sagt Schmid-Ruhe.

An diesem Nachmittag sitzen Menschen unterschiedlichen Alters an den Tischen in der oberen Etage des Stadthauses und lesen. Auch die 16-jährige Lilli Gabriel hat sich Bücher aus den Regalen geholt. Die Elftklässlerin des Ludwig-Frank-Gymnasiums muss ein Referat über Demenz vorbereiten. „Es gibt ziemlich viele Bücher zu dem Thema“, sagt sie. Aus ihrem Freundeskreis kämen generell viele zum Recherchieren hierher.

Außer der Zentrale im Stadthaus und der Kinder- und Musikbibliothek im Dalberghaus gibt es elf Zweigstellen in den Stadtteilen. Die in Neckarau nutze seine Schule sehr intensiv, sagt Stefan Bolay, Rektor der dortigen Schillerschule. Es gebe spezielle Veranstaltungen für Kinder wie Autorenlesungen oder Bastel- und Malangebote zu Geschichten und Figuren aus Büchern.

Die Werke von Jeff Kinney seien auch in der Schillerschule ziemlich angesagt, wie Bolay nach einer Umfrage unter seinen Viertklässlern erzählt. Aber auch die Detektivgeschichten-Reihen „Die drei Fragezeichen“ und „Die drei Ausrufezeichen“, die abenteuerlichen Reisen zweier Geschwister in „Das magische Baumhaus“ sowie „Fußball-Haie“ stehen hoch in der Gunst.

Im evangelischen Kindergarten Melanchthonweg in der Neckarstadt–Ost sind vor allem „Mitmachbücher“ beliebt, wie die stellvertretende Leiterin Nicole Stürmer berichtet. Bücher also, in denen Jungen und Mädchen aufgefordert werden, etwas zu tun – etwa an eine auf der Seite abgebildete Tür zu klopfen. Die Kinder griffen generell natürlich gerne zu Büchern, die von ihren jeweiligen Interessen handelten. „Pferde, Ritter und Fußball liegen da ganz vorne.“ Als Erzieherin nutze sie die Bücherei auch und leihe häufig für ihre Einrichtung aus, sagt Stürmer. „Auch von Eltern höre ich immer wieder, dass sie hingehen.“ Dass in der Hitliste bei den Erwachsenen Sebastian Fitzek ganz oben steht, wundert Stürmer nicht. Auch sie liebt die Thriller des Autors aus Berlin.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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