Petition

Park- oder Grünfläche? Streit rund ums Herzogenriedbad

Die Mannheimer Stadtverwaltung plant einen neuen Parkplatz, 2.000 Bürgerinnen und Bürger protestieren: Darum dreht sich der Konflikt in der Neckarstadt-Ost.

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Martin Geiger
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Bleibt es hier grün oder wird weiter versiegelt? Um diese Fläche vor dem Mannheimer Herzogenriedbad geht es. © Martin Geiger

Mannheim. Die Überschrift der Petition klingt wie ein Aufschrei: „In der heißesten Stadt Deutschlands keine weitere Versiegelung beim Herzogenriedbad“. So steht es auf der Internetseite change.org, die sich selbst als „weltweit größte Petitionsplattform“ bezeichnet. Dort schildert die Initiatorin der Kampagne – die für ein Gespräch leider nicht zu erreichen ist – dann auch, was aus ihrer Sicht das Problem ist: „In Mannheim-Neckarstadt-Ost droht eine weitere Versiegelung der Grünfläche vor dem Herzogenriedfreibad, weil für die potentiellen Besucher_innen des neuen Kombibads mehr Parkplätze benötigt würden.“

„Diese grüne Fläche ist essentiell für die Luftqualität und Abkühlung unserer Stadt Mannheim!“

Und dagegen wendet sich die Initiative im Internet, schließlich sei Mannheim doch bereits jetzt schon stark versiegelt: „Lassen wir es nicht zu, dass noch mehr Beton platziert wird, wo Grünflächen dringend benötigt werden, um der zunehmenden städtischen Hitze entgegenzuwirken. Diese grüne Fläche vor dem Freibad“, wird behauptet, „ist essentiell für die Luftqualität und die Abkühlung unserer Stadt!“

Aber auch um das Wohl der Mädchen und Jungen der beiden angrenzenden Kitas und Kindergärten macht sich die Initiatorin Sorgen: „Würden künftig Autos dort herum fahren, wären die Kinder einem hohen Unfallrisiko beim Hinbringen und Abholen ausgesetzt.“

Und so fordert die Frau, dass die grob geschätzt 30 mal 100 Meter große Grünfläche kein Parkplatz wird, sondern die Autos lieber woanders parken sollen: „Der Neue Messplatz bietet eine hervorragende und bereits befahrbare Option, die ohne weitere Flächenversiegelung auskommt“, argumentiert sie. „Diese Lösung wäre sowohl umweltverträglich als auch kosteneffizient, da sie keine neuen Bauarbeiten erfordert.“

© mm

Mehr als 2.000 Bürgerinnen und Bürger sehen das offensichtlich ebenso. So viele haben nämlich laut change.org bis Dienstagnachmittag die Petition virtuell unterschrieben.

Den Hintergrund des Vorhabens, gegen das sich im Netz nun so viele Menschen aussprechen, erklärt eine Sprecherin von Bau- und Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD): „Im Rahmen des Neubaus des Kombibads sind neue Stellplätze vorgesehen und notwendig.“ Dieses werde nächstes Jahr fertig und Besucher aus der ganzen Stadt anziehen, da es Mannheims größtes Freibad um ein modernes und mit zahlreichen Attraktionen ausgestattetes Hallenbad ergänzt.

Bei dessen Errichtung müssten die Regelungen der Baugenehmigung „rechtlich bindend umgesetzt werden“, erklärt sie weiter. Und eine laute: „Für das Kombibad werden rund 140 Stellplätze gefordert.“

80 sollen direkt vor dem Neubau entlang der Max-Joseph-Straße entstehen. „58 weitere sind auf der aktuellen Grünfläche zwischen den Kinderhäusern und dem Freibadeingang vorgesehen.“

Links die Kinderhäuser, rechts das Mannheimer Herzogenriedbad - und dazwischen? Bislang deutet alles darauf hin, dass aus dieser Grünfläche demnächst ein Parkplatz wird. © Martin Geiger

Doch ganz so drastisch, wie in der Petition unterstellt, wird es der Sprecherin zufolge nicht: Der heruntergekommene und schon jetzt zugepflasterte Bolzplatz, der auch als „Emanuel Geibel Stadion“ bezeichnet wird, bleibe erhalten. „Auch die bestehenden Bäume auf diesem Streifen bleiben vollständig erhalten und werden durch Neupflanzungen ergänzt“, so die Sprecherin weiter.

Als Ausgleich werde sogar an anderer Stelle für mehr Grün gesorgt: „Die großflächig versiegelten Flächen zwischen Kaufland und dem Badneubau, auf denen aktuell die Baucontainer stehen, werden als Ausgleich entsiegelt und begrünt, nachdem alle Arbeiten am Kombibad inklusive des Außenbereichs ab Mitte 2027 abgeschlossen sind.“

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Aspekte wie Rettungswege, Flucht- und Sammelplätze sowie die Nähe zu den beiden Kinder-Tageseinrichtungen seien im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens berücksichtigt worden – „und sind sichergestellt“. Mit einer wesentlich höheren Gefahr für die Kinder rechnet die Stadtverwaltung nicht, da der neue Parkplatz über den gleichen Weg angefahren werde wie der bereits bestehende vor der GBG-Halle.

„Der Parkdruck in der Neckarstadt-Ost in Mannheim ist hoch – jetzt schon“

Die zusätzlichen Stellplätze würden benötigt, führt die Sprecherin der Stadtverwaltung aus: „Der Parkdruck in der Neckarstadt-Ost ist hoch und schon jetzt klagen Anwohner über erhöhten Parkdruck während Veranstaltungen in der GBG-Halle oder an starken Besuchertagen im Freibad.“ Die Stadt werde prüfen, inwieweit die Nutzung des Neuen Messplatzes als Parkfläche verbessert werden kann.

Damit verspricht Bau- und Sportdezernent Eisenhauer etwas, was auch seine Parteifreunde von der SPD-Fraktion im Gemeinderat in einer am Dienstag versandten Pressemitteilung fordern: eine bessere Einbindung des Neuen Messplatzes, Entsiegelungen als Ausgleich für den zusätzlichen Parkplatz sowie das Gewährleisten der Verkehrssicherheit. „Die Sicherheit der Kinder hat stets Vorfahrt“, wird Bezirksbeirätin Nora Dreier da zitiert.

Ob das die Kritiker besänftigen und der Petition weiteren Zulauf entziehen wird, lässt sich kaum absehen. Doch selbst wenn nicht, dürfte es Bürgermeister Eisenhauer kaum schlaflose Nächte bereiten: Nach Angaben der Stadtverwaltung hat die gestartete Online-Petition selbst bei einem noch viel höheren Zuspruch keinerlei rechtliche Konsequenzen.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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