Mannheim. Gute Vorbereitung ist oft alles, auch in der Politik. So war der Sportausschuss des Mannheimer Gemeinderats schon vor zwei Wochen auf die Großbaustelle im Herzogenried geladen. Und erfuhr von Bürgermeister Ralf Eisenhauer aus erster Hand, was öffentlich in der Ausschusssitzung am Mittwochnachmittag erst ganz am Ende unter „Anregungen und Mitteilungen an die Verwaltung“ bekanntgegeben wurde: Das Kombibad wird erst später fertig. Beim Richtfest im September vergangenen Jahres war noch von Ende 2025 die Rede. Nun sagt Fachbereichsleiter Uwe Kaliske, der Neubau werde der Stadt erst im März, April 2026 übergeben. Die Eröffnung sei dann Ende des zweiten, Anfang des dritten Quartals geplant.
Zwischen Übergabe und Inbetriebnahme muss laut Kaliske erst noch eine ausführliche Testphase erfolgen. Ohne eine solche habe gerade in Frankfurt ein neues Schwimmbad wegen massiver Schaumbildung nach 14 Tagen wieder auf unbestimmte Zeit schließen müssen. Das wolle man in Mannheim natürlich vermeiden. Und das angrenzende Freibad – für das sich im nächsten Jahr noch nichts ändere – könnten die Kombibadgäste dann bereits mitnutzen. Der gemeinsame Eingangs- und Umkleidebereich komme aber erst 2027.
Über etwaige Mehrkosten soll der Gemeinderat im zweiten Halbjahr in einer Vorlage informiert werden
Unklar ist, ob und in welcher Höhe die Verzögerungen Mehrkosten bedeuten. Das werde er oft gefragt, sagt Kaliske. Doch noch stünden die letzten Vergabe-Verfahren und ein Gerichtsstreit mit einer gekündigten Rohbau-Firma aus. Auch bei KfW-Krediten gebe es noch Klärungsbedarf.
Eisenhauer hatte bei einem Pressetermin vor wenigen Tagen in einem „MM“-Video erklärt, das Kombibad schlage für die Stadt mit rund 65 Millionen Euro zu Buche. So hoch wurden zuletzt die Baukosten kalkuliert. Dann sprach der Bürgermeister aber noch von fünf Millionen an Bundesmitteln. Ob es sich bei dieser Summe um die jetzige Teuerung handelt, lässt seine Sprecherin Corinna Hiss auf Nachfrage offen. Sie teilt nur mit: „Über die weitere Finanzentwicklung wird die Verwaltung im zweiten Halbjahr in einer Vorlage dem Gemeinderat berichten.“
Ursprünglich sollte das Bad nur 31,5 Millionen Euro kosten und schon 2023 fertig sein
Als das Kombibad 2017 beschlossen wurde, lagen die kalkulierten Kosten bei 31,5 Millionen und es war von einer Fertigstellung spätestens 2023 die Rede. Dann wurde es unter anderem teurer, weil auf Wunsch einer breiten Gemeinderatsmehrheit zusätzliche Elemente für damals knapp drei Millionen Euro hinzukamen, unter anderem eine Wellenwasser- und eine 80-Meter-Rutsche sowie ein Freiluft-Becken. Weitere Verteuerungen und Verzögerungen bewirkten insbesondere ungeahnt viele Kampfmittelfunde, die auch zum Ärger mit der Rohbau-Firma und einer zwischenzeitlichen Neuausschreibung führten.
Vor einem Jahr erhöhte dann der Hauptausschuss des Gemeinderats die für das neue Kombibad bereitgestellten Mittel von 50 auf 65 Millionen Euro. Zwar mit breiter Mehrheit, aber nicht ohne Grummeln. Birgit Reinemund und Holger Schmid, die Fraktionsvorsitzenden von FDP und Mannheimer Liste, meldeten Zweifel an, ob die zu erwartenden Kosten anfangs seriös ermittelt worden seien.
Dazu erklärte Kaliske: „In jeder vertiefenden Planung treten neue Probleme auf, die bei der Vorplanung – so solide sie auch gemacht wurde – nicht erkannt werden konnten.“ Hier seien es vor allem die unfassbar vielen Kampfmittelfunde in der Baugrube. Specht fragte damals, ob bis zur Fertigstellung ein weiterer Kostenanstieg zu befürchten sei. Kaliske verneinte.
Bushaltestelle direkt am Bad kommt schon am 18. August
Beim Pressetermin auf der Baustelle wies Eisenhauer unterdessen erneut auf den großen Nutzen des Projekts für die Bevölkerung hin. „Wir sind sehr dankbar, dass wir in Mannheim – gerade auch in dieser Zeit – eine so große Investition in unsere Sport- und Bäderlandschaft stemmen können.“ Er sprach von einer „tollen Erweiterung“ des im Herzogenried bestehenden Freibads um einen Hallenbadbereich.
Auch Kaliske begann seine Ausführungen zum Kombibad im Sportausschuss mit: „Erstmal eine gute Nachricht von der RNV.“ Am 18. August werde die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft eine neue Bushaltestelle direkt am Bad einrichten. Die Linie 61 solle dann dort im 20-Minuten-Takt verkehren.
Wenn die ersten Edelstahlbecken fertig sind, wird der Sportausschuss wieder eingeladen
In der Vergangenheit war vor allem von Bezirksbeiräten die schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr immer wieder kritisiert worden. Nicht zuletzt, weil der Neubau für Schulen und Vereine den Wegfall des Herschelbads und des Seckenheimer Hallenbads für sie kompensieren soll.
Das neue Kombibad wird sechs Innen- und ein Außenbecken haben. Das größte ist ein 50-Meter-Sportbecken, trennbar auch in 25 Meter lange Bahnen. Die ersten Edelstahl-Schwimmbecken würden voraussichtlich Ende September fertig, so Kaliske. Dann lade man den Sportausschuss gern wieder zu einem Besuch ein. Womöglich auch mit weiteren Neuigkeiten?
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