Mannheim. Die Stadt Mannheim wird den Badebetrieb im Herschelbad einstellen. Das hat Oberbürgermeister Christian Specht am Montagvormittag bei der Besichtigung der Baustelle des Kombibads am Herzogenriedpark vor Journalistinnen und Journalisten gesagt. Der CDU-Politiker verteidigte den kostenintensiven Bau des Kombibads als „wichtige, grundlegende Entscheidung“. Zusammen mit Herzogenriedpark, Multihalle, Messe, eine der größten Schulen und dem Eissportzentrum entstehe rund um den Meßplatz eine Ballung verschiedener Freizeit- und Sporteinrichtungen. „In diesem Zusammenhang muss man auch sagen, klare Botschaft: Wir werden das Herschelbad als Bad nicht weiter betreiben. Das ist ganz klar. Machen wir uns nichts vor: Wir wissen noch nicht mal, wie wir das ganze Personal hier (im Kombibad, Anm. d. Red.) aufbringen.“ Der Betrieb des Herschelbads soll demnach mit Inbetriebnahme des Kombibads eingestellt werden.
Das Herschelbad in U3 ist seit Jahren sanierungsbedürftig. Bislang hat die Stadt keine Finanzierungsmöglichkeiten für das historische Gebäude gefunden. Aus diesem Grund wurde schon lange über ein Aus für den Betrieb spekuliert.
Wir werden das Herschelbad als Bad nicht weiter betreiben. Das ist ganz klar. Machen wir uns nichts vor: Wir wissen noch nicht mal, wie wir das ganze Personal im Kombibad aufbringen.
Das weiß auch Isabel Cademartori. Die SPD-Politikerin und Bundestagsabgeordnete ist Vorsitzende des Fördervereins des Herschelbads. „Mit der aktuellen Aussage von Oberbürgermeister Specht ist nun traurige Gewissheit eingetreten: Dieses einzigartige Bad wird geschlossen“, sagte sie am Montagabend dieser Redaktion. Sie sprach von einem „schweren Schlag“ für den Förderverein. „Jahrelang haben wir uns mit Leidenschaft dafür eingesetzt, dass der Gemeinderat den Erhalt beschließt. Leider wurden die Planungen nie konsequent vorangetrieben, wertvolle Zeit ging verloren – und mit jedem Jahr stiegen die Sanierungskosten weiter.“
Specht hatte zuvor auch erklärt, in den vergangenen Jahren immer wieder nach Lösungen gesucht zu haben. „Es war niemand bereit, überhaupt zu investieren.“ Er rechnet mit Kosten von 50 bis 60 Millionen. „Das können wir nicht machen“, erklärte er und verwies darauf, dass Kombibad und Herschelbad auch räumlich vergleichsweise nah beieinander liegen würden.
Cademartori unterstreicht gegenüber dieser Redaktion indes nochmals die Bedeutung des Herschelbads als einen Ort der Begegnung, Mannheimer Identität und Teil jüdischer Stadtgeschichte. Der jüdische Kaufmann und Stadt Bernhard Herschel hatte der Stadt vor seinem Tod im Jahr 1905 eine halbe Million Goldmark für die Errichtung einer „Zentral-Bade- und Schwimmanstalt, die meinen Namen tragen soll“ gestiftet. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist ungewiss.
Zuletzt wurde immer wieder spekuliert, ob mindestens ein Teil der Stadtbibliothek in das Herschelbad ziehen könnte. Das bezeichnete Specht am Rande der Baustellenbesichtigung im Gespräch mit dieser Redaktion als zwar „theoretisch möglich, aber ziemlich unwahrscheinlich“. So würde sich das Herschelbad allein architektonisch schon nicht als Bibliothek eignen. „Da kann man ja keine Lesesäle einbauen“, sagte Specht. Neben der schlechten Lage für eine Stadtbibliothek würde es zudem technische und akustische Probleme bei einer derartigen Nutzung geben. „Aus meiner Sicht ist N1 weiterhin der beste Standort für die Bibliothek“, sagte der Oberbürgermeister.
Das Herschelbad ist weit mehr als nur ein Schwimmbad: Es ist ein Ort der Begegnung, der Gesundheit, der Erholung und ein Stück Mannheimer Identität und – was einzigartig ist – Teil jüdischer Stadtgeschichte.
Cademartori hat indes noch nicht aufgegeben. „Die anstehende, wohl letzte Badesaison wollen wir intensiv nutzen, um für den Erhalt zu kämpfen“, sagte sie und rief dazu auf, das Herschelbad zu unterstützen. „2026 könnte die letzte Gelegenheit sein, in dieser besonderen Jugendstil-Atmosphäre zu schwimmen – ein Erlebnis, das Mannheim nicht verlieren darf.“
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