Mannheim. Seit 2007 ist Christian Specht Kämmerer unter Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). Im Juni will er Kurz beerben. Was, wenn das nicht gelingt? „Ja. Auch dann werde ich alles dafür tun, dass sich Mannheim positiv entwickelt“, antwortete der CDU-Politiker im Januar im „MM“-Interview, ob er Dezernent bleiben wolle, wenn er gegen Raymond Fojkar (Grüne), Thorsten Riehle (SPD) oder Isabell Belser (Linke) verliert. Ist ein Dezernent unter einem Oberbürgermeister vorstellbar, mit dem er im Wahlkampf konkurriert hat?
Auf der persönlichen Ebene schon, sagt Fojkar am Freitag beim Neujahrsempfang seiner Partei. „Auf der inhaltlichen Seite halte ich es für extrem schwierig, in eine Kandidatur zu gehen und deutlich zu machen, dass ich auf alle Fälle auf meinem Posten bleiben möchte. Dann ist die Kandidatur unlogisch.“
Die Zusammenarbeit zwischen Oberbürgermeister und Kämmerer
Specht habe erklärt, gegen Kurz nicht anzutreten, weil Oberbürgermeister und Kämmerer gut zusammenarbeiten müssten. Nun, da Kurz verzichtet, tritt er an. „Wenn man damit rechnen muss, vielleicht zu verlieren, muss man konsequent sein und sagen, dass das vertrauensvolle Verhältnis nach einer Kampagne und einer Wahl gegebenenfalls schwer belastet ist“, sagt Fojkar.
Im Wahlkampf gehe es auch um Finanzen. Mit der Absicht, sich wieder als Dezernent zu bewerben, erwecke Specht den Anschein, bei einer Niederlage mit dem Sieger so zusammenzuarbeiten, als habe es keine Auseinandersetzungen gegeben. „Deshalb wäre es logischer, wenn er sagen würde, ich liebe meinen Job so sehr, dass ich weitermachen möchte und dementsprechend nicht als OB kandidiere - oder ich kandidiere, wohl wissend, dass, wenn ich verliere, es dann auch als Kämmerer war. Das fände ich ehrlicher.“ Auch Fojkar und Riehle gingen „all in“, sagt Fojkar. „Dazu ist Specht offensichtlich nicht bereit.“
Specht erklärt, es „ehre“ Mitbewerber, „dass sie sich um meine berufliche Zukunft sorgen“. Aber was Kandidaten bei einer Niederlage machen, bleibe ihre Entscheidung. „Als Kurz sich 2007 wenige Wochen vor der OB-Wahl zum Dezernenten wählen ließ, war das für heutige Kritiker auch kein Thema.“
Specht wolle seine Erfahrungen weiter für die Stadt einbringen. Die Erfahrung aus 16 Jahren als Bürgermeister unter anderem für Finanzen „ist sicherlich in beiden Ämtern von Vorteil“, heißt es. „Zur Wahl tritt kein Amtsinhaber an, dem man etwas streitig machen würde, was eine Belastung darstellen könnte.“
Specht: Wahlkampf und demokratische Zusammenarbeit
Specht freue sich auf einen „fairen“ Wahlkampf, der sich um die „besseren Konzepte und Ideen“ drehe. „Ich gehe nicht davon aus, dass in einem solchen konstruktiven Wettstreit die Basis für eine inhaltliche Zusammenarbeit zerstört wird - das wäre sicher nicht im Sinne unserer Demokratie“, sagt er. „Vielmehr sollte ein Wahlkampf unter demokratischen Kandidaten so geführt werden, dass man danach noch professionell zusammenarbeiten kann. Das traue ich uns auch allen zu.“
Spechts Amtszeit als Dezernent endet am 31. August. Eine Wiederwahl müsste zwischen 31. Mai und 31. Juli erfolgen. Die OB-Wahl ist am 18. Juni.
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