Ukraine

"Niemals vergessen": 350 Menschen demonstrieren in Mannheim gegen Krieg in der Ukraine

Mehrere Hundert Demonstranten protestieren in Mannheim gegen den Krieg. Dabei kommen auch persönliche Schicksale zu Wort

Von 
Sebastian Koch
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Etwa 350 Menschen kamen laut Veranstalter am Marktplatz zusammen. © Tröster

Mannheim. Die Worte, die über den Marktplatz schallen, berühren. Zunächst auf Ukrainisch, dann in der deutschen Übersetzung spricht die zierlich wirkende Frau auf der Bühne über Verwandte und Freunde, die sie im Krieg in der Ukraine verloren habe. Sie berichtet von Verletzungen und Schmerzen, und sie berichtet vom Sterben. Mehrmals ist die Stimme brüchig, ehe Ralph Kaiser ausspricht, was viele der laut Veranstalter etwa 350 Menschen wohl denken: „Ergreifend. Vielen Dank.“ Kaiser, der sich bereits seit Kriegsbeginn in der Mannheimer Ukraine-Hilfe engagiert, hatte während seiner Rede ukrainische Zuhörerinnen und Zuhörer gebeten, ihre Kriegserlebnisse zu teilen.

Zum wiederholten Male erinnert „Arena of Goodness“ an diesem Freitag an den Krieg. An diesem Tag ist der Anlass allemal ein besonderer, begeht die Ukraine doch am 14. Oktober den „Tag der Verteidiger der Ukraine“. Die nach eigenen Angaben noch junge gemeinnützige Organisation „Arena of Goodness“ helfe neben den Verteidigern der Ukraine vor allem Kindern, informiert Veranstalter Niko Kern im Gespräch. Demonstrationen wie diese sollen Spenden sammeln, vor allem aber auch den Krieg im kollektiven Bewusstsein halten.

Eindringliche Schilderungen

Gibt es in vielen Beiträgen (nicht alle auf Ukrainisch gehaltene Reden werden auch übersetzt) in diesem Zusammenhang bekannte politische Forderungen nach mehr Waffen, nach schnellerer Lieferung und nach weiterer Unterstützung, so prägen sich allen voran die persönlichen Beiträge ein, die Kaiser in seine Rede einflicht. Während der Mannheimer selbst Russlands Präsidenten Wladimir Putin unter anderem dazu auffordert, den Krieg zu beenden, und erklärt, dass sich die Ukraine ohne Krieg nicht verteidigen müsste und Geflüchtete ohne Krieg Urlauber wären, erzählt etwa Oxana – auch sie kommt spontan auf die Bühne – von vier früheren Nachbarn, die im Krieg getötet worden seien. Sie warnt, für Krieg und Gräueltaten allein Putin verantwortlich zu machen. „Nicht Putin tötet unsere Menschen, sondern russische Soldaten töten.“

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Organisator Kern spielt in seiner Rede unterdessen auch auf die Geländegewinne an, die die zahlenmäßig eigentlich unterlegene ukrainische Armee zuletzt vielfach verzeichnete. „Es entscheidet nicht immer nur die Größe einer Armee darüber, wie stark sie ist“, erklärt er. Alexander Zharkov – er moderiert die Kundgebung – spricht in seiner Rede davon, dass die Ukraine Werte verteidige, für die auch der Rest Europas stehen müsse. „Die Ukraine bezahlt dafür mit ihrer Sicherheit.“

Auch Kaiser, der in den vergangenen Monaten unter anderem Mannheims neue Partnerstadt Czernowitz und Grenzstädte zur Ukraine besucht hatte, sieht in dem von Russland überfallenen Land „Freunde“ und „Europäer wie wir“. Er erklärt in seine Rede: „Wir dürfen die Menschen dort und die Geflüchteten hier niemals vergessen.“

Die Veranstalter kündigen für Ende nächster Woche eine weitere Kundgebung an.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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