Mannheim. Schon am Nachmittag scheint Gerhard Fontagnier zu ahnen, was später in Mannheim und Ludwigshafen los sein wird: Auf der Facebookseite dieser Redaktion kündigt der Grünen-Stadtrat an, dass wohl zwischen 7000 und 9000 Menschen an der Friedensdemonstration teilnehmen würden, die er gemeinsam mit seinem Partei- und Gemeinderatskollegen Chris Rihm organisiert hat. Stunden später ist klar: In Mannheim und Ludwigshafen sind am Samstag laut Polizei insgesamt etwa 10 000 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den russischen Angriffskrieg und für Frieden zu demonstrieren. „Es ist die größte Friedensdemo, die diese Region je gesehen hat“, erklärt Fontagnier bei der Kundgebung auf der Bühne im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses.

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Es ist ein beeindruckendes, ein gewaltiges Statement, das an diesem Wochenende von der Metropolregion ausgeht. Ob es Putin interessiert? Das ist nicht anzunehmen. Viele in der Region lebende Ukrainerinnen und Ukrainer aber sind stolz. „Diese Bilder, dieses Ereignis wird meinem Bruder Hoffnung geben“, sagt Oleksandr Kavlim. „Er kämpft heute in Charkiw wieder gegen Putins Russland in einem sinnlosen Krieg.“
In einem Schweigemarsch waren zwei Demonstrationszüge vom Alten Meßplatz in Mannheim und dem Berliner Platz in Ludwigshafen zum Schloss gelaufen. Zur Teilnahme aufgerufen hatte ein breites gesellschaftliches und parteiübergreifendes Bündnis aus nahezu allen politischen Richtungen.
"Konnte kaum fassen, wie viele Menschen hinter mir den Rhein überquert haben“
Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz forderte im Ehrenhof, dass Zerstörung, Leid und Töten in der Ukraine „sofort enden“ müsse. Putin habe den Widerstand und den „unbändigen Freiheitswillen der Menschen in der Ukraine unterschätzt“. Kurz betonte, dass man auch in der Region nicht wehrlos sei gegen den Krieg, das hätten viele Solidaritätsaktionen in den vergangenen Tagen gezeigt. „Die Demonstrationen sind auch ein Signal, dass die Spaltung der Demokratien nicht gelingt und sie sind ein Beweis dafür, dass niemand mehr Putin und seinen ihm offenbar so wichtigen Rechtfertigungsreden glaubt.“ Sie seien außerdem ein Zeichen, dass wir zur Ukraine stünden und bereit seien, die Folgen zu tragen. „Wir wollen Frieden und sind kein Akt der Aggressionen.“
Kurz’ Ludwigshafener Amtskollegin Jutta Steinruck „konnte kaum fassen, wie viele Menschen hinter mir den Rhein überquert haben“. Sie sei sich sicher, dass auch in Russland viele Menschen keinen Krieg, sondern Frieden wollten. „Ein Irrer, ein Verrückter macht uns unsere ganze Friedensordnung kaputt. Das dürfen wir nicht zulassen.“
Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz sprach für die Städte an der Bergstraße. „Wir setzen hier ein klares Zeichen: Wir stehen auf der richtigen Seite der Geschichte.“ Neben den Stadtoberhäuptern betonten auch die Kirchen ihre Solidarität mit der Ukraine. Die kurzfristig erkrankte russische Friedensaktivistin Larissa Bogacheva ließ ihre Anteilnahme am Leid der Ukrainer verlesen. Kateryna Malakhova, Beisitzerin der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft Rhein-Neckar, bedankte sich vielfach für die Solidarität in Form von Spenden, die Menschen in der Ukraine zuletzt aus der Region erfahren haben.
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