Gemeinderat - Die Bereitschaft von Mäzen Bernd Beetz, an einem anderen Standort den Bau einer Fußball-Arena zu finanzieren, löst ganz unterschiedliche Reaktionen aus

Neues Waldhof-Stadion? Geteilte Reaktionen auf Beetz-Vorstoß

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Steffen Mack
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Das Carl-Benz-Stadion beim Südwest-Derby, im Vordergrund SVW-Antreiber Marco Höger, rechts Gerrit Gohlke. © PIX

Mannheim. Im Raum stehen jetzt 60 Millionen Euro. In dieser Größenordnung wäre laut Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp Mäzen Bernd Beetz bereit, den Bau eines neuen Stadions zu finanzieren – aber nur an einem anderen Standort. Im Gemeinderat stößt diese Ankündigung auf ein geteiltes Echo, wie eine Anfrage an alle Fraktionen zeigt. CDU, Mannheimer Liste (ML) und AfD reagieren erfreut, Grüne, SPD, Linke und FDP eher verhalten bis skeptisch.

Nina Wellenreuther, sportpolitische Sprecherin der Grünen, verweist auf die laufende Prüfung, ob eine Sanierung des Carl-Benz-Stadions möglich sei oder ein Neubau nötig. Dieses Ergebnis – die Gutachten sind für 2. Juni angekündigt – wolle ihre Fraktion nun zunächst einmal abwarten. „Für uns ganz maßgeblich sind dabei nicht nur die reinen Kosten, sondern ganz klar Klimaschutz und Nachhaltigkeit.“ Das seien gerade auch im Sportstättenbau wichtige Zukunftsthemen.

Kranz: "Wäre nicht nachzuvollziehen, diese Chance zu vertun“

Auch die SPD-Fraktion teilt mit, zunächst brauche man fundierte finanzielle Daten und weitere belastbare Informationen, inwieweit eine Nutzung des Carl-Benz-Stadions noch möglich sei. Für andere Standorte gebe es zwar „interessante Ideen“, die ergebnisoffen geprüft werden sollten. Das Angebot von Beetz, sich an einem Neubau finanziell zu beteiligen, müsse jedoch noch in vielen Punkten konkretisiert werden, um es bewerten zu können.

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Der CDU-Fraktion habe, so der Vorsitzende Claudius Kranz, die Familie Beetz bereits im Juli 2021 gesagt, ein neues, bundesligataugliches Stadion finanzieren zu wollen. Darüber habe sie auch die Stadtspitze informiert. Verwunderlich sei, „dass der zuständige Dezernent Eisenhauer bis heute nicht auf das Angebot eingegangen ist“ und weiterhin auf den jetzigen Standort poche.

Kranz sagt, er rechne damit, dass die Kommune als Eignerin ins Carl-Benz-Stadion mindestens 40 bis 50 Millionen Euro stecken müsse, um es auch für höherklassigen Fußball tauglich zu machen. Da sei die Finanzierung eines 60-Millionen-Euro-Neubaus über Beetz, auch wenn nach und nach Geld zurückgezahlt werden müsse, viel günstiger. Hinzu kämen die wegfallenden Belastungen für die Anwohner am bisherigen Standort. „Es wäre nicht nachzuvollziehen, diese Chance zu vertun“, so der CDU-Fraktionschef.

Die AfD setzt auf das Bösfeld

Die gleichen Argumente nennt Holger Schmid, sportpolitischer Sprecher der ML. Wie die CDU findet er, dass das Carl-Benz-Stadion „seit fast 30 Jahren am falschen Ort steht“. Und in die Umweltbilanz müsse man etwa auch das „einstündige Verkehrschaos nach Spielende“ einrechnen, das es erst am Sonntag wie der beim Derby Waldhof gegen Kaiserslautern gegeben habe. Dagegen ließen sich moderne Spielstätten heute so bauen, dass sie mit einer positiven CO2-Bilanz sogar klimaschonend sein könnten.

Argumente der Stadt, das von ihnen für einen Neubau vorgeschlagene Bösfeld komme aus natur- und artenschutzrechtlichen Gründen nicht in Betracht, haben Schmid und Kranz zwar nicht ganz überzeugt. Beide könnten sich aber auch mit anderen Standorten anfreunden.

AfD-Fraktionschef Bernd Siegholt setzt dagegen voll aufs Bösfeld. Das vom Fan-Dachverband PRO Waldhof ins Spiel gebrachte Spiegelfabrik-Gelände auf dem Luzenberg (aber nur, falls eine Sanierung des Carl-Benz-Stadions ausscheidet) wäre für Waldhof-Nostalgiker schön, aber von der Verkehrsanbindung her ungeeignet. Beetz’ Finanzierungsbereitschaft nennt Siegholt „eine tolle Sache“, selbst wenn die Stadt da noch einiges Geld beisteuern müsste. Dann dürfe sie ihre Mittel eben nicht nur ins Nationaltheater stecken, sondern müsse mal an den Großteil ihrer Bürger denken.

LI.PAR.Tie will Sanierung

FDP-Fraktionschefin Birgit Reinemund spricht dagegen von einem „vergifteten Angebot“. 60 Millionen würden kaum reichen, und die Stadt müsse sich ohnehin wohl an den Kosten beteiligen, wenn auch nachträglich wie bei der SAP Arena. Doch während es in der Deutschen Eishockey-Liga keine Abstiege gebe und die Adler somit erstklassig blieben, sei beim SVW auch im Falle eines Aufstiegs nicht garantiert, dass er dauerhaft höher spielen könne.

Reinemund missfällt auch, dass Beetz nach Aussage von Kompp nur zur Finanzierung eines Neubaus an einem anderen Standort bereit ist und eine Sanierung des Carl-Benz-Stadions allein an der Stadt hängen bliebe. „Diese Erpressungstour ist keine gute Gesprächsgrundlage.“

Auch für LI.PAR.Tie-Fraktionschef Dennis Ulas hat eine Sanierung Priorität. Dies sei wohl deutlich günstiger als ein neues Stadion. Mehr Klarheit würden die Gutachten bringen. „Einen Neubau im Bösfeld oder an anderen bisher unversiegelten Flächen lehnen wir ab.“ Ulas schlägt auch vor, SVW-Fans bei der Stadionfrage mit einzubinden.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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