Mannheim. Wie jetzt? Eine moderne Stadtbibliothek ist im Stadthaus in N1 nun doch möglich? Das Ergebnis der neuen Machbarkeitsstudie ist gelinde gesagt eine Überraschung. Hatten Stadtverwaltung und weite Teile der Kommunalpolitik doch jahrelang das genaue Gegenteil behauptet.
Das Argument war 2017 einer der Gründe, warum der damalige Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) den Neubau auf der Fläche des Parkhauses in N2 vorgeschlagen hatte. An diesem Neubau hielt mit Grünen, SPD, Linken und FDP eine Mehrheit des Gemeinderats auch dann noch fest, als das Stadthaus im Juli 2021 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Und damit klar war, dass man das umstrittene Gebäude nicht wird abreißen können und man auch künftig eine sinnvolle Nutzung für das Haus brauchen wird. Noch im vergangenen März hatte Bildungsbürgermeister Dirk Grunert (Grüne) im „MM“-Interview gesagt: „Eine gute Bibliothek ist im Stadthaus nicht möglich.“
Mittlerweile ist im städtischen Haushalt ohnehin kein Geld mehr da für einen Neubau. Mehr noch: Der Neubau auf N2 ist auch formal gar nicht mehr möglich, weil das Parkhaus in N2 seit ein paar Tagen ebenfalls unter Denkmalschutz steht und nicht abgerissen werden darf. Nun funktioniert die Option Stadthaus also doch. Da stellt sich schon die Frage, wie intensiv diese Option in der Vergangenheit wirklich geprüft wurde. Oder ob viele einfach diesen Neubau wollten.
Eine moderne Bibliothek ist mehr als ein Aufbewahrungsort für Bücher. Sie soll Treffpunkt, Lernort, Podcast-Studio und Bastelecke sein. Für den Umbau des Stadthauses in einen solchen Ort liegen noch überhaupt keine Kosten auf dem Tisch. Er dürfte finanziell aber in einer ähnlichen Größenordnung liegen wie ein Neubau. Insofern war die Idee eines solchen Neubaus in einer Zeit, in der der Stadthaus-Abriss noch möglich war, durchaus eine sinnvolle Option. Spätestens mit dem Denkmalschutz für das Gebäude hätten Politik und Verwaltung aber nochmal gewissenhaft prüfen lassen sollen, ob die Bibliothek dort nicht doch möglich ist. Denn eine bessere Nutzung für dieses Haus und ein besserer Standort für eine Bücherei sind kaum denkbar.
Wie eine neue Bibliothek im Stadthaus am Ende tatsächlich aussehen wird, steht ohnehin auf einem ganz anderen Blatt. Denn Mannheim hat bekanntlich kein Geld - auch für einen aufwendigen Umbau nicht. Im Stadthaus ist mit Diringer & Scheidel zudem auch noch ein Miteigentümer an Bord. Es ist also Kreativität gefragt. Die Klaus Tschira Stiftung hat erst dieser Tage vorgemacht, wie das geht - und beim Bau des Forums Deutsche Sprache am Alten Meßplatz mal eben mehrere Millionen eingespart.
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