Mannheim. Bei der ersten öffentlichen Vorstellung der Baupläne für das neue Viertel im Stadtteil Franklin schlagen Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) und Achim Judt von der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP allgemeine Sorgen und Gegenwind für die geplanten Wohneinheiten entgegen. Im Publikum sitzen neben besorgten Eltern, frustrierten Eigentümern auch viele Mitglieder des Bürgervereines MeinFranklin und des Bezirksbeirats Käfertal. Sie mustern genau die Baupläne der Projektentwickler, die zeigen, wie das letzte Teilstück des Stadtteils bald aussehen könnte. Und schon kurz nach der Präsentation wird an der Anzahl der Fragen der Unmut deutlich, der sich hier angesammelt hat.
Anwohner auf Mannheims Sullivan Süd: Wunsch nach Musikschule, Buchladen oder Gastro
Dabei hält sich die Kritik an den Plänen selbst in Grenzen: Was ist mit E-Ladesäulen, Carsharing-Stationen und möglicher Gastronomie? Ein Siedler der ersten Stunde etwa vermisst Pläne für die Zeit nach dem Wegzug des Nationaltheaters, eine andere Anwohnerin wünscht sich eine damals versprochene Musikschule, einen Buchladen oder einen Platz der Musik für gemeinsame Veranstaltungen.
Projektentwickler Linus Marmorstein vom Unternehmen Gateway Real Estate kann diese Sorgen halbwegs beschwichtigen: Trafostationen im Parkhaus seien in Planung, Carsharing-Station gibt es aber keine. Raum für eine Musikschule oder Gastronomie sei in den zwei quadratischen Häusern in der Quartiersmitte mitgedacht. Mit dem Bürgerverein will man dafür eine passende Nutzung finden.
Bezirksbeirat Stephan Klein bringt später ein weiteres großes Thema zur Sprache: So würd die geplante Serienbauweise mit Holzfassade schlicht nicht so wertig wirken und ähnelt der Plattenbauweise. Wer wolle da mehr Geld für die geplanten frei finanzierten vier Häuser für Familien bezahlen, wenn diese so ähnlich aussehen wie der geförderte Wohnkomplex gegenüber?
Eigentümer aus Mannheim-Franklin: „Würde heute hier nicht mehr kaufen“
Ein deutlich aufgebrachter Eigentümer meldet sich ebenfalls zu Wort: Das Viertel verliert immer mehr seinen Charme und entwickelt sich in eine bestimmte Richtung, findet er. Noch immer sei etwa das berühmte „E“ -Hochhaus kaum bewohnt. Potenzielle Käufer würden abwandern. „Heute würde ich nicht mehr hier kaufen. Damals hatten wir große Erwartungen und haben hochpreisig investiert. Jetzt gehen die Wohnungen und Häuser nicht mehr weg. Was bleibt, ist nur noch geförderter Wohnraum“, schleudert der Anwohner Eisenhauer und der MWSP entgegen.
In der Antwort sind sich Eisenhauer und Judt aber einig: Zum einen gebe es einige Interessenten, sowohl zum Mieten als auch zum Kaufen. Zum anderen hänge die mangelnde Kaufkraft nicht an der Qualität von Franklin. Sondern vielmehr am Wohnungsmarkt, der deutschlandweit gerade mit hohen Zinsen eine Finanzierung für Eigentum schwierig macht. „Abgesehen davon haben wir vom Gemeinderat einen klaren Auftrag erhalten, nämlich mehr Wohnraum zu schaffen. Und genau das tun wir hier“, erklärt Eisenhauer.
Platzt Mannheimer Stadtteil Franklin bald aus allen Nähten?
Tatsächlich beschäftigt aber am Ende die meisten im Publikum noch eine ganz andere Frage: Wird Franklin am Ende nicht komplett überfüllt sein? Und was ist mit all den Kindern, die morgens zur Grundschule und weiterführenden Schulen müssen – ohne Auto? Deshalb will auch eine zweifache Mutter von Eisenhauer wissen: Wohin mit all den neu zugezogenen Kindern, die dann die Franklin-Grundschule besuchen sollen? Wie soll man diesen Zuzug abfangen?
Schließlich platze die Schule schon jetzt aus allen Nähten. „Mein Kind wartet mittlerweile stundenlang auf das Essen in der provisorischen Mensa, der Schulhof ist viel zu klein für alle und schon bald wird die Schule mit fast 900 Schülern eine der größten in Baden-Württemberg sein“, berichtet die Mutter und erntet viel Zustimmung. Ein weiterer Punkt berührt auch die Infrastruktur mit nur einer Straßenbahnlinie in Franklin, die noch nicht fertig ausgebaut ist.
„Mir geht das Herz auf, wenn ich morgens 100 Kinder mit dem Rad zur Schule fahren sehe. Diese Kohorte zeigt den großen Erfolg des Quartiers“, sagt Bürgermeister Eisenhauer. Dass genau diese Kinder oft keine Abstellmöglichkeiten für ihre Fahrräder hätten oder die Fahrräder etwa im Funari-Quartier oft geklaut würden, antwortet da erneut das Publikum Eisenhauers Erklärungen. Auch diese Rückmeldung nimmt Eisenhauer mit auf in die Liste der Bedenken, versichert der SPD-Politiker später.
Eisenhauer sagt am Ende: Man sei bereits mit nah gelegenen Schulen im Austausch und habe im Blick, dass hier bald an die 9000 Menschen leben werden. „Wir nehmen Ihre Sorgen ernst. Und wollen den Bebauungsplan schnell mit dem Bürgerverein auf den Weg bringen. Trotzdem werden wir nicht alle Wünsche im Gemeinderat berücksichtigen können“, gibt der Sozialdemokrat ehrlich zu Bedenken.
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