Schmutziger Donnerstag

Narrenstimmung auf dem Mannheimer Fasnachtsmarkt: „Jetzt geht die Fasnacht so richtig los“

Vom Rathaus zum Wasserturm – das Prinzenpaar eröffnet den Endspurt der fünften Jahreszeit für die Mannheimer Fasnachterinnen und Fasnachter

Von 
Peter W. Ragge
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Schnipp-Schnapp, Krawatte ab: Daniela I. schneidet Oberbürgermeister Peter Kurz beim Prinzessinnenempfang im Rathaus den silbergrauen Binder ab. © Michael Ruffler

Mannheim. Er will das mit der Amtsübergabe schon mal üben, „sich eingrooven“, sagt Oberbürgermeister Peter Kurz, und es geht ihm erstaunlich locker von der Hand. Im August endet seine Amtszeit, aber den Rathausschlüssel hat er jetzt – vorübergehend – schon mal symbolisch an das Stadtprinzenpaar übergeben. Damit beginnt in Mannheim die heiße Phase der Fasnachtskampagne, und gleichzeitig ist auch der Fasnachtsmarkt eröffnet worden.

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Fasnachtsmarkt am Mannheimer Wasserturm eröffnet

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Eine Aufsichtsratssitzung, die Übergabe des Kunstwerks „Conversio“, dann Fasnacht – es ist ein heftiges Kontrastprogramm für das Stadtoberhaupt, aber der OB wirkt trotzdem bei seinem letzten närrischen Empfang im Rathaus gelöst und locker wie selten. Kurz begrüßt auch im Namen des, wie er ihn nennt, „Fasnachtsdezernenten“, Bürgermeister Michael Grötsch, und verkündet dann gleich mal eine neue Nachhaltigkeitsstrategie. So müsse die Recyclingquote der Fasnachtswitze auf 95 Prozent erhöht, zur „Lachgasreduzierung“ und verringertem Kohlendioxidausstoß die Witzigkeit der Büttenreden um die Hälfte reduziert werden. Er hält sich schon mal nicht daran, denn er bietet witzige, neue Gags – was nicht jeder Büttenredner tut. Das Prinzenpaar, so lobt der OB, entspreche aber schon mal den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Daniela II. hat ja schon mal in Ludwigshafen amtiert, Ben I. sei „mehrere Jahre haltbar“, spielt Kurz darauf an, dass der Prinz bereits vor der Fasnachtsabsage wegen Corona für das Amt bereitstand. Insofern sei es „das ideale Prinzenpaar“, so der Oberbürgermeister.

Bürgermeister Michael Grötsch (2.v.l.) bei der Eröffnung des Fasnachtsmarkts. © Michael Ruffler

Jenseits der Ironie lobt er aber die Fasnachter ganz ernsthaft für ihr Engagement und ihren Einsatz. „Es ist enorm viel, was sie auf die Beine stellen in einer für die Fasnacht schwierigen Zeit“, so Kurz, wobei er besonders das soziale Engagement des Prinzenpaares hervorhebt. Die Stadtprinzessin sammelt ja für das Kinderhospiz „Sterntaler“, Stadtprinz Ben I. für die Initiative „Leselernhelfer“, und für beide Anliegen gibt es auch eine kleine Spende der Stadt, ehe Kurz den Stadtschlüssel offiziell übergibt.

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„Den wollten wir schon immer mal haben“, reagiert Ben I. sofort. Es sei „großartig, was wir erleben durften“, zieht er schon mal eine erste Zwischenbilanz der Kampagne: „Wir sind von vielen Menschen mit offenen Armen empfangen worden“, sagt er strahlend. Dabei hätten ihn lachende Kinderaugen und die Besuche bei Senioren, „die ja so viel durchgemacht haben“, wie er sagt, „besonders berührt“, meint der Prinz mit Blick auf viele Abstecher in Heime und Seniorentagesstätten. Daniela II. äußert sich noch „dankbar, dass alle Vereine hinter uns stehen“, und dann geht es schon los zur Schunkelrunde mit Oberbürgermeister, Stadträten, Prinzenpaar sowie zahlreichen Lieblichkeiten aus den Vorortvereinen zur Musik von Bloomaul Joachim Schäfer.

Termine

  • Öffnungszeiten der Stände und Karussells: Werktags 10 Uhr (Wasserturm 12 Uhr) bis 20 Uhr, Ausschankbetriebe bis 21 Uhr. Am Samstag ab 11 Uhr, am Sonntag von 11 Uhr (Wasserturm 12 Uhr) bis 20 Uhr
  • Im Anschluss an die traditionelle „Närrischen Bootsfahrt“ der Karnevalkommission startet am Samstag gegen 11.30 Uhr der kleine Umzug des Prinzenpaars mit Gefolge von der Kurpfalzbrücke zum Wasserturm. Ab 12 Uhr fahren für etwa eine Stunde keine Stadtbahnen durch die Planken, weil die Fasnachter an einer Bühne bei P 6/P 7 Party machen.
  • Am Dienstag endet von 14.11 bis 22 Uhr mit der Straßenfasnacht die Kampagne. Auch da sind die Planken für die Stadtbahnen gesperrt.

Der baut gleich danach ab und sofort am Wasserturm, auf einem Wagen des Schaustellerverbands, wieder auf. Der Verband und Schausteller Markus Rick springen ein für die „Fröhlich Pfalz“, die erstmals keinen Stand mehr beim Fasnachtsmarkt betreibt, sonst aber immer die Eröffnung beherbergt hat. „Oh, Mannem is schäää“, stimmt Schäfer auf dem Wagen, der sonst zur Mess-Eröffnung durch die Quadrate rollt, zur Freude vieler Leute an. Symbolisch soll hier jetzt der Fasnachtsmarkt eröffnet werden – aber der ist da längst in Gang. Am Paradeplatz sitzen bereits nachmittags die Menschen auf Bierbänken, essen und trinken. Ob an Greifern, wo attraktive Plüschtiere zu gewinnen sind, bei Nussspezialitäten, bei Süßwaren, Bowle, Langos oder den Ständen mit Bratwurst und Pommes – überall sieht man schon Leute.

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Als Bürgermeister Michael Grötsch dann den Fasnachtsmarkt eröffnet, drehen sich bereits das weithin sichtbare, bunt beleuchtete Riesenrad und andere Fahrgeschäfte. Rund 60 Betriebe – Karussells, Pfeil- und Ballwerfen, Mandelbrennereien, Ausschank- und Imbissbetriebe – beteiligen sich am Fasnachtsmarkt, so Grötsch.

Vor dem traditionellen Fassanstich erkundigt sich Grötsch aber zur Sicherheit mal bei seinen neuen Chefs, was das jetzt bedeute, dass sie den Rathausschlüssel haben. „Muss ich jeden Morgen um 8 Uhr antreten?“, fragt er. Aber Daniela II. beruhigt ihn. Bis Dienstag „wird jetzt erst mal gefeiert“, betont sie. „Jetzt geht die Fasnacht so richtig los“, freut sie sich auf den Endspurt, worauf lautes „Ahoiiii“ erschallt.

Redaktion Chefreporter

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