Mannheim. Ein Botschafter, der 1977 in der ehemaligen Befreiungsbewegung SWAPO, heute eine Partei, aktiv war und sich heute für Frieden in allen Regionen seines Landes einsetzt. Ein Oberbürgermeister, der die deutsche Kolonialherrschaft in Namibia als „eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte unseres Landes“ bezeichnet, und Redner, die der Wunsch nach einer friedlichen gemeinsamen Zukunft und wirtschaftlicher Zusammenarbeit eint: Der Botschafter der Republik Namibia, Martin Andjaba, ist Ehrengast eines Empfangs, zu dem der Salon Diplomatique sowie die französischen und italienischen Honorarkonsuln Folker Zöller und Jürgen Kütemeyer eingeladen haben. Und der die vielfältigen Verbindungen zwischen Namibia und Deutschland in den Mittelpunkt stellt, wie der Vorsitzende des Salons, Helmut Augustin, betont.
Botschafter Andjaba lobt Herkunftsforschung der Reiss-Engelhorn-Museen
Namibias Regierung begrüße ausdrücklich die Annäherung einiger deutscher Museen an das Thema Kolonialvergangenheit und Kulturraub, versichert der Botschafter bei seinem Festvortrag im Saal Toulon der Sparkasse Rhein Neckar Nord am Montag.
„Zu diesen Institutionen zählen auch die Reiss-Engelhorn-Museen“, sagt Martin Andjaba, der sich am Morgen nicht nur mit einem rem-Team in C 5 zu Vorgesprächen für gemeinsame Ausstellungen und Austauschprojekte traf, sondern auch einen Blick auf namibische Kunstgegenstände werfen konnte, die im Museumsarchiv lagern und seit Januar Gegenstand von Herkunftsforschung seien: „Wofür wir dankbar sind.“
Der Salon Diplomatique
- Der Salon Diplomatique wurde im Jahr 2016 ins Leben gerufen. Zu seinen Gründern zählt der in Mannheim ansässige Honorarkonsul der Republik Frankreich, Folker Zöller.
- Der gemeinnützige Verein hat zurzeit 35 Fördermitglieder aus unterschiedlichen Bereichen des wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens.
- Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die internationale Verständigung, völkerübergreifende Freundschaft, Toleranz sowie Bildung und bürgerschaftliches Engagement zu stärken.
- Präsident ist Helmut Augustin, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord, sein Stellvertreter ist der Mannheimer CDU-Fraktionsvorsitzende Claudius Kranz.
- Termine: 13.Juli: Empfang zum französischen Nationalfeiertag gemeinsam mit dem französischen Honoralkonsul sowie dem Institut Français im Museum Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen in C 5,1. 3. August: Einweihung der Skulptur „Paperbomb“ der deutschen Künstlerin Nessi Nezilla auf dem Hartmannswillerkopf.
- Kontakt und Infos unter salondiplomatique.de.
Das gelte auch für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Namibia und Deutschland sowie das große Potenzial für zukünftige gemeinsame Projekte in den Bereichen Bildung, nachhaltiger Entwicklung und vor allem in puncto erneuerbare Energien. Auch die guten Beziehungen der Städte Windhoek und Mannheim würden belegen, wie wichtig Kooperationen seien: „Das Bilden von Allianzen, Errichten von Zusammenschlüssen sowie der Austausch von Wissen und dessen praktischer Anwendung ebnen den Weg in die Zukunft“, sagt der Botschafter.
Nicht nur sein Land sei von Klimakatastrophen wie Dürre und Hochwasser bedroht: „In diesem Jahr wurde Süddeutschland, Baden-Württemberg eingeschlossen, hart von Flutkatastrophen getroffen.“ Sicherlich bedeute das eine schwere Bürde für den öffentlichen Haushalt. Ganz zu schweigen von den materiellen Verlusten und psychischen Belastungen der Menschen: „Wenn wir jetzt nicht handeln, werden die Schäden nur noch verheerender.“
Im Hinblick auf die Gräueltaten und Verbrechen der Kolonialzeit macht Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht in seiner Ansprache deutlich, „dass wir alle Verantwortung dafür tragen, mit Namibia zusammenzuarbeiten, um eine bessere Zukunft zu schaffen“.
OB Specht: Mannheims Rolle in der Kolonialherrschaft aufarbeiten
Mannheim sei, so Specht, eine internationale Stadt mit Bürgerinnen und Bürgern aus 168 Ländern. „Und Vielfalt ist nicht nur ein Kennzeichen unserer Stadt, sondern auch Quelle unserer Stärke und Vitalität.“ Die Quadratestadt sei stolz, eine offene und inklusive Gemeinde zu sein, in der Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen und Nationen zusammenkommen, um an einem guten Zusammenleben zu arbeiten.
Wie viele andere deutsche Stadtgemeinden, sei Mannheim sowohl wirtschaftlich als auch politisch in die Deutsche Kolonialherrschaft in Namibia verwickelt. Deshalb sei es wichtig, die Spuren dieser Beteiligung aufzudecken und zu benennen, sie besser zu verstehen. Zudem sei 2022 beschlossen worden, Straßen mit Namen aus der Kolonialzeit umzubenennen. Dies sei ein weiterer wichtiger Schritt in den Bemühungen, auf die dunkle Vergangenheit hinzuweisem.
In seiner Laudatio auf Andjaba hebt Vorsitzender Augustin die beeindruckende diplomatische Karriere des Botschafters hervor. 1977 ging Andjaba ins Exil und schloss sich der Volksbefreiungsarmee SWAPO an. Nach einer Ausbildung an der nigerianischen Akademie für Auslandsdienst wurde er Sekretär der afrikanischen Botschaftergruppe in Luanda und leitender Koordinator der Abteilung für internationale Beziehungen der SWAPO in Angola.
Ab 1989 zurück in Namibia war er ab 1996 zehn Jahre lang Namibias Botschafter und ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen in New York, später Minister für Bildung, Kunst und Kultur.
Deutsch-namibische Beziehungen haben lange und facettenreiche Geschichte
Die deutsch-namibischen Beziehungen haben eine lange und facettenreiche Geschichte, so Augustin. Seit der Unabhängigkeit Namibias im Jahr 1990 hätten sich die Beziehungen kontinuierlich weiterentwickelt: „Deutschland ist einer der wichtigsten bilateralen Partner Namibias und unterstützt das Land in zahlreichen Bereichen, darunter Entwicklungshilfe, wirtschaftliche Zusammenarbeit und kultureller Austausch.“
Die Zusammenarbeit umfasse vielfältige Projekte, die auf eine nachhaltige Entwicklung und die Verbesserung der Lebensbedingungen in Namibia abzielen.
„Ihr heutiger Besuch ist ein bedeutendes Symbol der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern“, sagt Augustin: „Er bietet uns die Gelegenheit, unsere Beziehungen weiter zu vertiefen und neue Wege der Zusammenarbeit zu erkunden.“ In einer Welt, die immer vernetzter und komplexer sei, „sind der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen unseren Nationen von unschätzbarem Wert“.
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